Sonntag 15.12.19

 

Wir möchten Euch eine frohe, besinnliche Weihnacht wünschen sowie einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Es ist Winterzeit - Grünkohlzeit. Na ja, in Deutschland. Aber wir haben ja noch ne Dose in der Bilge und Kochwurst bekommt man hier im Supermarkt. Und trotz der 30 Grad schmeckt es himmlisch.
Es ist Winterzeit - Grünkohlzeit. Na ja, in Deutschland. Aber wir haben ja noch ne Dose in der Bilge und Kochwurst bekommt man hier im Supermarkt. Und trotz der 30 Grad schmeckt es himmlisch.

Samstag 14.12.19

 

Heute Nachmittag geht es zur Cole Bay  auf die holländische Seite. Auch gestern Abend waren von Land Qualmwolken zu sehen, dazu wieder kleinere Explosionen. Jetzt ist es aber still geworden. Wir gehen durch ein total ruhiges Marigot. 90 % der Geschäfte haben immer noch geschlossen. Auf den Straßen ist nichts los, keine Touristen, keine Souvenirstände. Dafür sehen wir viel Unrat auf den Straßen, teilweise noch schwarze Flecken auf dem Teer, wo Autos oder Fässer gebrannt haben.  

In Cole Bay gehen wir zu Island Water World. Die machen alle paar Wochen ein Kurzseminar mit Freigetränken und Snacks. Wir sind „natürlich“ wegen dem Seminar da! Rene macht es wirklich gut, Thema Stromversorgung. So richtig Neues kann er uns nicht erzählen, aber wir sind auch wegen der anderen Segler und wegen dem Spassfaktor da. Das Ganze dauert nur eine Stunde. Danach geht es zu Fuß wieder zurück.

Freitag 13.12.19

 

Freitag der Dreizehnte. Ein Tag um zu Hause im Bett zu bleiben? Nicht direkt, aber wir fahren nur kurz an Land, haben einen Frisörtermin. Dort erfahren wir Näheres zu den zu den Explosionen und Qualmwolken von gestern. Am Spätnachmittag hatten wir dies vom Schiff aus beobachtet. Jetzt wissen wir auch, was dort los war. Streik, Unruhen. An der Sandy Point Bridge und auch innerhalb der Stadt wurden alte Autos bzw. Müllcontainer angezündet, Straßensperren, Polizeiaufgebot. Das alles erfahren wir beim Frisör, wo auch sonst. Die Geschäfte (außer der Supermarkt) bleiben heute und morgen zu. Sie haben Angst vor Plünderungen. Und warum das Ganze? Es wird gestreikt wegen einiger Regierungsentscheidungen. Seit dem Hurricane Irma stockt der Wiederaufbau. Die Einheimischen dürfen in einigen Gebieten nicht mehr am Wasser bauen (das Land soll sozusagen enteignet werden, ohne irgendeine Entschädigung) und auch sonst darf nur neu gebaut werden, wenn eine Versicherung und ein Architekt vorgewiesen werden. Falls dennoch gebaut wird, droht Strafverfolgung. Das ist natürlich ein deftiger Kostenfaktor, den die Leute hier zum größten Teil gar nicht aufbringen können. 

Nach dem Hurricane Irma passiert hier in Marigot immer noch nicht so richtig viel. Beim Fähranleger sind allerdings diese Container aufgebaut wurden. Für Markstände? Für unseren Geschmack sieht es doch etwas zu steril und überhaupt nicht Karibisch aus.
Nach dem Hurricane Irma passiert hier in Marigot immer noch nicht so richtig viel. Beim Fähranleger sind allerdings diese Container aufgebaut wurden. Für Markstände? Für unseren Geschmack sieht es doch etwas zu steril und überhaupt nicht Karibisch aus.
..und immer wieder Müll
..und immer wieder Müll
und Ruinen
und Ruinen

Donnerstag 12.12.19 St. Martin

Die Christmas Trades sind angekommen. Jetzt, wo wir eigentlich bereit sind, weiter gen Süden zu segeln. Aber bei 20 bis 25 Ostwind gen Süden segeln? Vergiss es. Wir bleiben erst einmal hier und warten ab. Den ersten deftigen Squall mit 40 Knoten und einem Wolkenbruch hatten wir heute Morgen. Die nächsten Tage soll es so weiter gehen. Ansonsten geht es hier seinen Gang. Wir sind jetzt schon zum 5. Mal hier, es fühlt sich schon fast an wie nach Hause kommen.

Ein paar bekannte Schiffe liegen hier auch vor Anker, wir besuchen uns gegenseitig und teilen die Erfahrungen der letzten Monate.

Ansonsten wird repariert, überprüft, Servicearbeiten durchgeführt. Die Liste ist recht lang geworden. Im kalten Neufundland hatte Wolfgang nicht so recht Lust. Jetzt bei der Hitze blüht er allerdings auf und sprüht vor Unternehmungslust. Wenn man auf Langfahrt ist addieren sich die to – do – Punkte sehr schnell. Alles wird erheblich mehr beansprucht als in der kurzen Segelsaison in der Ostsee. Während der Wintermonate hat „Mann“ dort  dann genug Zeit, sich durchs Schiff zu basteln. Hier sieht es jetzt allerdings anders aus. Wolfgang führt ein kleines Service Logbuch, damit er den Überblick über anstehende Arbeiten behält. Wann wurde das Rigg das letzte Mal überprüft, die Winschen gereinigt, die Ankerwinsch geschmiert? Motorölwechsel, Ventile einstellen. Das sind nur ein paar der Punkte. Dazu kommen dann noch diverse Reparaturarbeiten. Einige  sind dringender als andere. Die Zigarettenanzünderbuchse (zum Laden der PC´s) ist defekt, die Wasserpumpe zieht immer noch irgendwoher Luft, die Cockpitscheiben müssen neu abgedichtet werden, der Schlauchanschluss beim Wassermacher leckt, das Quitschen am Schott von der Backbordkoje beseitigen, Roststellen beseitigen, Kompass und Log kalibrieren und noch viele, viele Punkte mehr. Einige Punkte können flott von der Liste gestrichen werden, bei anderen dauert es. Manchmal fehlt das Ersatzteil, dann fängt die Lauferei bzw. Sucherei an. Hier in Marigot bekommt man schon einiges, allerdings auch zu saftigen Preisen. Glück hatten wir allerdings bei der Nachrüstung eines Solarpanels. Bei Budget Marine konnten wir ein 100 Watt Panel für 107 Euro ergattern.

Alles in allem sind wir froh, dass wir das Schiff in Deutschland fertig ausgerüstet haben. Man liest zwar immer wieder, dass es Länder gibt, wo es günstiger ist, also Servicearbeiten oder teilweise auch Zubehör. Aber diese Plätze oder Firmen muss man erst einmal finden. Und wenn man dann dort aufschlägt und vielleicht ein neues Sonnensegel haben möchte, muss man eventuell mit erheblichen Wartezeiten rechnen. Auch das muss mit einkalkuliert werden. Und letztendlich: wie ist die Qualität der Arbeit? Wie oft haben wir von frustrierten Seglern gehört, die sogenannte Fachfirmen aufsuchten, nur um später noch größere Probleme zu bekommen

Montag 11.11.19  bis 18.11.19  St. Georges – St. Martin

 

Beim ersten Tageslicht sind wir unterwegs. Der Wind weht jetzt mit müden 15 Knoten und so ist es kein Problem, wieder nach St. Georges zurückzufahren. Dort bringen wir nur kurz einen riesen Sack Müll an Land, machen das Schiff startklar, bauen das Dingi zusammen und gehen dann an die Zollpier zum Ausklarieren. Gegen Mittag sind wir unterwegs nach St. Martin. Der Weg durch den Town Cut ist etwas mühsam. Der Wind hat wieder aufgefrischt und es steht noch eine gute Welle in Landnähe. Mit Großsegel und Motorhilfe schaffen wir es und 3 Meilen weiter gen Osten wird die See auch etwas angenehmer. Schon gestern sind um die 15 Schiffe von hier gestartet und auch heute sind es um die 10 Schiffe. Jeder will zurück in die Wärme.

Das Wetterfenster ist wirklich gut. Zu Anfang 20 Knoten halber bis raumer Wind, danach so um die 15 Knoten, manchmal etwas weniger. Nur einen Tag lang kämpfen wir gegen Südwind an. Aber alles in allem ist die Reise angenehm.

Morgens um sechs treffen wir in St. Martin ein. Das Ankerfeld ist in der Marigot Bay noch recht übersichtlich und so können wir uns einen schönen Ankerplatz aussuchen. Aber: war es immer schon so heiß hier? 30 Grad zeigt das Thermometer, der Schweiß fließt in Strömen. Gedanklich bin ich im kühlen Neufundland. Ich bin am Japsen und frage mich, ob ich mich je an die Hitze gewöhnen werde, Wolfgang dagegen lebt auf. 

St. Martin, Marigot Bay
St. Martin, Marigot Bay
Squalls - da muss man sich so durchmogeln
Squalls - da muss man sich so durchmogeln
das Fahrwasser ist nun wirklich nicht besonders breit......
das Fahrwasser ist nun wirklich nicht besonders breit......
...aber er hat es gleich geschafft
...aber er hat es gleich geschafft
neugierig: 2 Tage lang besuchte er uns regelmäßig und wir mussten aufpassen, dass er uns nicht ins Schiff flog
neugierig: 2 Tage lang besuchte er uns regelmäßig und wir mussten aufpassen, dass er uns nicht ins Schiff flog

Sonntag 10.11.19

Es pfeift immer noch. Das Tief könnte nun wirklich etwas schneller ziehen. Etwas abgenommen hat der Wind und so entschließen wir uns, wieder zurück nach St. Georges zu fahren. Es hat sich ein Wetterfenster für die Fahrt gen Süden aufgetan und das wollen wir auf jeden Fall ausnutzen. Wer weiß, wann sich die nächste Gelegenheit bietet. Aber kaum kommen wir aus dem geschützten Bereich heraus, pfeift es uns mit 28 Knoten entgegen. Wir drehen um und gehen in einer kleinen Bucht wieder vor Anker. Den nächsten Versuch starten wir am Nachmittag. Jetzt pfeift es nur mit 25 Knoten. Wir brechen wieder ab, es hat keinen Sinn. 

Segeltraining - in strömendem Regen bis 30 Knoten Wind
Segeltraining - in strömendem Regen bis 30 Knoten Wind

Freitag, 08.11.19 Bermuda

 

Ich kann mich erinnern, dass wir etwas von genießen und entspannen geschrieben haben. Gut, entspannen tun wir – mehr als genug. Allerdings die meiste Zeit an Bord. Das Wetter spielt nicht so richtig mit und macht Landgänge nicht gerade so attraktiv. Nach einer Woche St. George machen wir uns auf den Weg zum Dockyard. Dies ist eine Landzunge im Nordwesten von Bermuda. Wir müssen wieder durch den Town Cut hindurch und dann scharf links abbiegen. Nach 10 Meilen kommen wir dort an – um zu tanken. Auf Bermuda ist ja so ziemlich alles unglaublich teuer – bis auf Duty Free Diesel. Hier zahlen wir nur 0,66 Euro per Liter und das ist somit noch günstiger als in den USA. Und da wir schon mal auf der Westseite von Bermuda sind, wollen wir auch diese Ecke etwas erkunden. So ist der Plan. Wir legen uns als erstes vor eine Insel in der Nähe der Stadt Hamilton vor Anker. Es ist ganz bequem von hier aus in die Stadt zu kommen und das Angebot an Supermärkten ist doch erheblich besser, als in dem beschaulichen St. Georges. Wir haben Heißhunger auf frisches Gemüse und Obst, sind Dosenfutter langsam etwas leid. Gut, dass wir gleich zu Anfang an Land gefahren sind. Einen Tag später schlägt das Wetter wieder um. Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage bis zu 40 Knoten Wind voraus. Wir entschließen uns, hier bei der Insel zu bleiben. Wir liegen gut geschützt und brauchen uns auch nicht um treibende Ankerlieger Sorgen zu machen – wir liegen hier alleine. 

Mittwoch 23.10.19 bis Dienstag 29.10.19 Bermuda

 

Schlagwörter dieser Reise: zäh, langsam, schnell, unbequem. Es fängt gut an. Achterlicher Wind, 18 Knoten, Schiebestrom. Das Logzeigt 6,5 Knoten. Die Freude währt aber nur 12 Stunden, dann schläft der Wind ein. Die Maschine kommt zum Einsatz. Und plötzlich machen wir nur noch 4 bis4,5 Knoten Fahrt. Puh, das ist jetzt aber doch etwas langsam. Wir befürchten, dass das Unterwasserschiff einer Reinigung bedarf. Nachgeschaut hatten wir vorher nicht, hätte eh nichts genützt, denn bei 13 Grad Wassertemperatur wären wir bestimmt nicht zum Schrubben ins Wasser gesprungen.Die letzten 2 Tage werden dann rau. Wir schieben 25 Grad Schräglage. Der Wind hat zugenommen. 20 Knoten, in Böen bis zu 28 Knoten. Das Groß ist zweifach gerefft, die Fock ist ausgerollt. Jetzt steigt die Geschwindigkeit gleich auf 6/6,5 Knoten. Aber das Leben an Bord wird hart. Jede Bewegung ist ein Kraftakt. Selbst in die Koje krabbeln ist eher mit Bergsteigen zu vergleichen. Die Küche bleibt kalt. Ich streike. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, aber ich stand vor dem Herd, beide Hände an der Handreling unter der Decke geklammert und habe auf zwei weitere Hände gewartet, die dann das Kochen übernommen hätten. Da wäre ein Gurt um die Hüften gut gewesen, haben wir aber nicht. Na gut, einen Tag mal ohne ne warme Mahlzeit bringt einen auch nicht gleich um. Zumal es jetzt ja auch schon erheblich wärmer geworden ist. In NY hatten wir um die 6 °, Wasser 13°. Nach dem Golfstrom Wasser 24°, Luft 24°.Endlich, nach 6,5 Tagen erreichen wir St. Georges, Bermuda. 20 Seemeilen vorher rufen wir Bermuda Radio und melden uns an. Es ist wie schon im Juni, ein sehr angenehmes Gespräch. Freundlich, nett und ein herrliches, verständliches Englisch. Gegen Mittag machen wir an der Zollpier fest. Auch das Einklarieren ist wieder easy und geht in einer angenehmen Atmosphäre vonstatten. Wir dürfen sogar etwas länger an der Pier liegen, um das Dingi dort bequem aufzubauen. Kurz darauf liegen wir fast an unserem „alten“ Platz vor Anker. Ein Stückchen weiter liegen unsere Freunde Jacco und Jannie. Diebeiden sind von Nova Scotia aus gestartet und einen Tag früher als wir hier angekommen. Die nächsten Tage werden wir uns erst einmal entspannen, ehe wir uns auf den Weg zur anderen Seite von Bermuda zu machen, um dort duty free Diesel zu tanken. Ab ca. Mitte November geht es dann weiter - zurück in die Karibik.

Montag 21.10.19 New York

 

Seit einer Stunde haben wir unsere Pläne mal wieder  umgekrempelt. Beim Blick auf die Wetterkarte hatte ich gemeint, dass der Wind eigentlich für einen Trip nach Bermuda perfekt wäre. Und das war dann der

Auslöser. Kurz wurde durchkalkuliert: reicht das Essen, reicht der Diesel,

haben wir noch irgendetwas ganz wichtiges hier zu erledigen? Ja, ja und nein.

Diesel sollte reichen, verhungern werden wir nicht und auf St. Martin können wir uns auch gut verproviantieren. Wir haben dieses Mal einfach keine rechte Lust mehr auf Amerika. Die Luft ist raus und wir sind das Wetter jetzt auch langsam leid. Jede Woche mindestens einmal 40 Knoten abwettern – nein danke. Es geht durch den East River nach NY. War vor zwei Jahren hier auch so ein enormer Schiffsverkehr? Wassertaxis, Fähren, Bargen. Aus allen Richtungen kommen sie und nehmen auf uns überhaupt keine Rücksicht. Mit Vollspeed heizen sie an uns  vorbei und wir werden arg durchgeschaukelt. Endlich erreichen wir Ellis Island,

tagsüber ein total unruhiger Ankerplatz durch den Schiffsverkehr. Aber später  beruhigt es sich und wir genießen den fantastischen Anblick der Skyline von NY bei Nacht. Einmalig und wir sind froh, dass wir hier noch einen Stopp eingelegt haben.

Donnerstag 17.10.19

 

Der Wind lässt immer noch nicht nach. Laut Wetterbericht soll es bis Freitag so weitergehen. 30 Knoten, Böen bis 40. Noch so eine Nacht wollen wir nicht in dieser Bucht verbringen, denn später soll der Wind auch noch auf NW drehen, also fast direkt in die Bucht hinein. Wir verlegen uns auf die andere Seite des East

Rivers zwischen zwei Inseln. Auf der Westseite von City Island schmeißen wir den Anker. Hätten wir das bloß schon gestern gemacht. Es ist erheblich ruhiger.

Später lesen wir, dass dieser „bomb cyclone“ wie der Sturm wegen seiner Stärke genannt wird (in 24 Stunden ist das Baro um 30 mb gefallen) große Schäden in NY, Long Island, Boston und sogar Rockland

verursacht hat. Nicht nur an Land, auch diverse Schiffe haben sich von ihren Mooringbojen losgerissen. (auch in der Bucht von Port Washington sehen wir später eine große Ketsch an Land liegen, diverse Vorsegel flattern zerfetzt an den Schiffen) Wir haben es hier im Long Island Sound trotzdem recht gut getroffen. Weiter Östlich ging es noch mehr zur Sache und Freunde in Gloucester und Boston hatten Windgeschwindigkeiten bis 50 Knoten.

Mittwoch 16.10.19 Port Washington

 

Gestern sind wir gleich nach dem Ankommen noch an Land gefahren. Wollten noch etwas Gemüse nachkaufen, schauen, was der Ort so zu bieten hat. Lange haben wir uns allerdings nicht aufgehalten, denn der Wind sollte am Nachmittag zunehmen und da wollten wir doch lieber wieder an Bord

sein. Ach ja, bei T-mobile waren wir auch kurz. Unsere Prepaidkarte, die wir in Maine gekauft hatten, konnten die allerdings auch nicht aktivieren. Also nie wieder eine Prepaidkarte von der Fa. Straight kaufen, auch wenn die sagen, ihre Karten sind T-mobile kompatible. Teures Lehrgeld. Notgedrungen kaufen wir jetzt

eine Karte von T-mobile. Die wird auch gleich eingerichtet. Ich frage noch nach, ob man die auch als Hotspot benutzen kann. Ja, das würde gehen. Pustekuchen. Hätte ich mir doch denken können. Zurück an Bord (15 Minuten später fing es an zu gießen) haben wir das gleich ausprobiert und – NIX Hotspot. Amerika, das Land der unbegrenzten Frustrationen!

 

Warum ziehen Stürme immer nachts durch? Ab Mitternacht fängt der Tanz an. Rock´n Roll am Ankerplatz, als der Wind auf West dreht Auf der Seekarte sieht es hier geschützt aus, aber die Welle mogelt sich irgendwie

um die Ecke herum. Das Schiff fängt an, heftig in den Wellen zu stampfen. Dabei haben wir erst um die 30 Knoten. Wir entscheiden uns, den Ankerplatz zu wechseln. Blöde Entscheidung, die noch nicht mal richtig viel brachte, außer einem nassen Vorschiff (nicht draußen – DRINNEN!). Denn wir müssen gegen die Welle an

motoren, der Bug schaufelt Wasser – durch die leider offene Vorschiffsluke.

Obwohl wir den Anker jetzt dicht unter Land auf der Westseite der Bucht schmeißen, ist es immer noch sehr ruppig. Und bei der Schaukelei können wir erst Mal die Vorschiffskoje – unser Bett – trockenlegen. Selbst der Teppich ist klatschnass und sogar in Wolfgangs Elektronikwerkzeugkasten hat sich Wasser

gesammelt. So ein Scheiß. Der Haufen für die Laundry wird immer größer. Mir wird bei der Aktion sogar am Ankerplatz leicht übel. Erst gegen halb vier Uhr morgens bekommen wir etwas Schlaf. Ich auf der Couch, Wolfgang legt sich doch tatsächlich ins Vorschiff, bei dem Geschaukel und Lärmpegel hätte ich da vorne

keine Chance, ein Auge zuzumachen.

Montag 14.10.19 Port Jefferson

 

Das Timing ist echt gut. Seit wir in den Long Island Sound eingelaufen sind, haben wir die Strömung mit uns mit. Gute 1,5 Knoten extra. So schaffen wir es noch bis Port Jefferson, wo wir für die Nacht einen

Stopp einlegen. Morgen geht es weiter nach Port Washington, wo wir den Sturm abwettern wollen und auch ein paar Tage verbringen wollen, um NY noch einmal einen Besuch abzustatten.

Cape Cod
Cape Cod

Sonntag 13.10.19

 

Mit dem ersten Tageslicht geht es weiter. Es sind gute 50 Meilen bis zum Cap Cod Kanal und dort sollten wir gerne gegen 15°° sein, damit wir die Strömung dann noch mit uns haben. Und das schaffen wir auch

gerade. Mit 2 Extra Knoten werden wir durch den Kanal gespült.

Auf der anderen Seite wird es irgendwie gleich einen Tick wärmer. Es ist schon komisch, was so eine Landzunge alles ausmacht. In der Buzzard Bay weht es von vorne, nicht mit den angekündigten 10 Knoten, sondern

mit 16. Aber gegen Mitternacht haben wir die Bucht hinter uns gelassen und der Wind lässt prompt nach.

Nachdem wir lange Zeit das Wetter beobachtet haben, haben wir uns jetzt entschlossen, durch den Long Island Sound Richtung NY zu fahren. So haben wir wenigstens etwas W gemacht und außerdem ist wieder ein

Tief im Anmarsch. Dies zieht zwar schnell durch, bringt für uns aber wieder Wind um die 30 bis 40 Knoten, in Böen 50. Wir hoffen, dass danach endlich einmal etwas Ruhe einkehrt.

Gloucester
Gloucester

Samstag 12.10.19

 

Stille! Da müssen sich die Ohren erst einmal dran gewöhnen. Wir machen das Dingi fertig. Nach einer Woche „Stubenarrest“ müssen wir unbedingt mal die Beine an Land vertreten. Vorher fahren wir bei unserem

Nachbarn, der schwedischen Yacht Sea Wind vorbei, mit der wir uns schon seit Rockland die Ankerplätze teilen, wegen Schlechtwetter fiel der gegenseitige Besuch aber leider immer aus.

Susan begrüßt uns gleich freudestrahlend „ wir kennen uns schon, ich habe gerade Eure Visitenkarte gefunden“. Na, so was. Aber es stimmt. Vor einem Jahr haben wir uns an einem Abend bei einem

Seglertreffen in Bequia kennengelernt. Wir verabreden uns für später in der Kneipe Crawls Nest (eine sehr urige Kneipe mit echt günstigen Bierpreisen) an Land. Wir drehen eine Runde, bewundern die schönen Häuser. Hier in Gloucester wurde übrigens der Film „Sturm“ gedreht.

Danach geht es zur besagten Kneipe. Es ist gut was los. Viele Einheimische Fischer, bzw. Exfischer. An den Wänden hängen alte Bilder vom Schiff welches als Vorlage für den Film diente, sowie von deren ursprünglicher Besatzung. Wir hätten gut noch einige Tage in Gloucester verbringen können, aber das nächste Wetterfenster müssen wir ausnutzen.

Donnerstag 10.10.19 Gloucester Massachusetts

 

Wir haben uns im sogenannten Inner Harbour gleich

hinter einem Mooringfeld einen Platz zum Ankern gesucht. Wir liegen sozusagen mitten in der Stadt. Nur kommen wir nicht an Land. Gestern waren wir zu gerädert und müde. Na gut, das Wetter war auch nicht ganz so prickelnd. Aber jetzt ist das besagte Tief im Anmarsch und es bläst jetzt schon mit 20 bis 30 Knoten,

Tendenz zunehmend. Erst am Samstag soll der Wind nachlassen. Aber am Sonntag gibt es für uns das nächste Wetterfenster - vielleicht.

Begrüßung am Dingidock
Begrüßung am Dingidock

 

Dienstag 08.10.19 Rockland - Gloucester

 

Endlich haben wir ein Wetterfenster. Für genau eine Nachtfahrt. Der Plan, gleich durch den Cape Cod Kanal zu gehen, wurde schnell verworfen. Ein ausgeprägtes Sturmtief kommt die US Küste hinaufgezogen.

Windgeschwindigkeiten bis zu 50 Knoten werden vorhergesagt. Wir überlegen stark, ob wir dem Tief wirklich entgegensegeln sollen. Selbst in Gloucester, 120 sm von Rockland entfernt, werden in den Böen noch gute 40 Knoten vorhergesagt. Der Hafen ist jedoch sehr gut geschützt und wer weiß wann sich das nächste Fenster für uns auftut.

In der Morgendämmerung lichten wir den Anker. So sehr es die letzten Tage geblasen hat, jetzt haben wir Flaute und so motoren wir zwischen den Lobsterbojen gen Süden. Wie wir diese Bojen langsam hassen. Es ist

wirklich nicht normal, wo wir diese Mistdinger überall sehen. In den engsten Fahrrinnen liegen sie. Erst kurz bevor es dunkel wird, haben wir wohl hoffentlich die letzte Boje hinter uns gelassen. Nachts unter Motor in so einem Gebiet durchfahren? Vergiss es. Selbst mit dem Leinencutter (eine Art rotierendes Messer an der Schraube) ist es Stress.

Der Wind erreicht uns erst gegen Mitternacht. Wie versprochen erhalten wir 20 Knoten aus NE, also direkt von hinten. Wir setzen nur die Genua und schaukeln uns die Seele aus dem Leib. Da es hier in dieser

Gegend mit teilweise nur 20 Metern recht flach ist, baut sich schnell eine entsprechende Welle auf. Viel Schlaf erhalten wir nicht. Aber zum Glück sind es nur noch ein paar Stunden und endlich gegen sieben Uhr morgens laufen wir in den Hafen von Gloucester ein.

 

Montag 07.10.19 Rockland Maine

 

Mittlerweile sind wir seit einigen Tagen in Rockland. Wir treffen „alte“ Bekannte, Keith und Nikki. Die beiden sind dabei, ein Haus zu renovieren, haben aber dennoch einen Nachmittag Zeit für uns. Wir treffen uns zum Lunch, Nikki fährt mit mir zum Walmart und Wolfgang erledigt mit Keith ein paar technische Sachen.

Außerdem haben sie für uns zwei Pakete empfangen, unter anderem unsere neuen Gasflaschen. Aus Kunststoff! Was ist das für ein Unterschied im Gewicht. Und sie rosten nicht! Unsere alten Flaschen haben doch ganz gut gelitten und da der Prüfstempel der einen Flasche im nächsten Jahr abläuft, war es jetzt ein guter

Zeitpunkt, die Flaschen auszutauschen.

Ansonsten versuchen wir, soviel wie möglich zwischen den regelmäßig durchziehenden Tiefs zu erledigen. Wir haben das Gefühl, dass alle zwei Tage ein Schlechtwettergebiet durchzieht. Zweimal verlegen wir das

Schiff. Einmal gen Norden in die Nähe der Mole und als der Wind ein paar Tage heftig aus Süd bläst, in die andere Ecke des Hafens. Zum Glück ist der Hafen von Rockland groß genug, Außerdem sind wir definitiv außerhalb der Saison unterwegs. Das riesige Mooringfeld ist relativ leer, die meisten Schiffe stehen

schon an Land und viele der Bojen wurden vom Hafenmeister schon für die Winterzeit eingeholt.

Es wird auch langsam recht kühl. An Land gibt es den ersten Frost. Wir an Bord haben es durch die Heizung schön warm, nur morgens, bevor ich die Heizung anschalte haben wir so um die 11 Grad im Schiff.

Andererseits ist es an Land, wenn die Sonne scheint, immer noch herrlich warm. Trotz der 13 Grad schwitzen wir in unseren Fliesjacken. So langsam färbt sich das Laub und wir können erahnen, wie schön es hier im Indian Summer sein muss. Schade, dass wir das nicht sehen werden. Aber das nächste Wetterfenster ins

unser. Es wird Zeit, dass wir gen Süden kommen.

es waren "nur" 60 cm Naht zu nähen
es waren "nur" 60 cm Naht zu nähen

Mittwoch 25.09.19 USA Maine, South West Harbour

 

Gegen Mittag erreichen wir Maine und die ersten

Lobsterbojen. Gott, was habe ich die vermisst. Ab jetzt heißt es aufpassen und

Slalom fahren.

Unsere Pechsträhne fängt jetzt erst so richtig an:

Murphys Law existiert wirklich!

Wolfgang blickte hoch zum Großsegel und entdeckt einen

Riss in der Naht. Gut 60 cm der Naht sind einfach aufgeröppelt. Ok, Glück im Unglück, hätte auch schlimmer kommen können.

Hinckly Marina, dort, wo wir das letzte Mal zum Einklarieren waren, hat keine freie Mooring für uns und verweist uns auf die Town Docks. Die haben zum Glück auch noch eine Freie und im Preis sind die

sogar noch 10 Dollar günstiger. Wenn ich auch 25 Dollar für eine Mooring Boje

ganz schön happig finde.

Unsere kanadische Prepaidkarte funktioniert hier nicht. Weder Internet noch Telefon. Aber ich habe immer noch die Jamobilkarte von Deutschland in Betrieb und kann damit 300 mb Auslandsdaten für 15 Euro zu

buchen. Jetzt können wir wenigstens auch über Skype telefonieren, wenn auch die Verbindung mit 3G nicht gerade besonders gut ist.

Jetzt kommt die Custom und Boarder Protection (CBP) dran. Wir rufen an, nur um zu erfahren, dass wir bitte über die CBP Roam APP einklarieren sollen. Falls wir diese noch nicht hätten dürften wir dafür an

Land zur Marina zu einem WIFI Spot gehen und sie downloaden, ansonsten besteht striktes an Landgehverbot. Gut, die App hatte ich schon mal vorsichtshalber installiert, war aber bisher der Meinung gewesen, dass man immer noch beide Optionen zur Verfügung hat. Wenigstens ist die App einfach zu bedienen. Ich

tippe die Angaben ein, eine spätere Änderung dieser Daten ist jedoch nicht vorgesehen. Das merke

ich, als ich nachträglich noch etwas hinzufügen möchte. So, jetzt nur noch alles absenden und warten. Das dauert etwas, denn die Verbindung ist ja etwas lahm. Kurz erscheint auch eine Meldung „Videochat“, diese verschwindet kurz darauf. Einen langen Augenblick später bekommen wir endlich eine Meldung

„approved“ und eine Email, die sagt, es wäre alles ok, wir müssten jetzt nur noch innerhalb der nächsten 24 Stunden im nächsten CBP Office persönlich vorbeischauen!

Das hat sich hier seit September letzten Jahres total geändert. Kein Beamter, der mehr zum Boot kommt. Ja klar, ihr sagt jetzt wahrscheinlich „die hätten sich ja mal vorher schlau machen sollen“. Stimmt, aber wir waren

echt der Meinung, dass wir immer noch die Wahl hätten. Auch im Nachhinein, also nachdem ich auf der Webseite vom CBP war, kann ich nicht behaupten, dass dort ausdrücklich steht „kein Beamter kommt mehr zum Schiff“. Uns wurde bei unserer Nachfrage gesagt, dass das nächste Office in Bangor ist. 80 Kilometer entfernt!!!. Von Rockland wäre es noch weiter gewesen, wie gut, dass wir nicht wie eigentlich geplant war,

gleich dorthin gesegelt sind. Und wir könnten doch ein Uber Taxi oder einen Leihwagen nehmen. Und ja nicht an Land gehen, die nötigen Nachforschungen könnten wir per Internet oder Telefon machen. Wenn alle Stränge reißen, dann auch von der Marina aus per WIFI. Scherzkekse. Wir fragen bei Uber an. Puh,

eine Stecke 86 Dollar, aber: kein Fahrer verfügbar. Leihwagen? Nicht in Southwest Harbour. Enterprise Rent a Car gibt es in Trenton, 20 Meilen entfernt. Ich rufe per Skype an, bekomme einen Anrufbeantworter, der mir mitteilt „bitte hinterlassen sie Ihre Rufnummer, wir rufen zurück.“ Geht also auch nicht, ich rufe schließlich per Skype an. So langsam bekommen wir graue Haare.

Aus lauter Verzweiflung fahren wir an Land. Nicht in die Marina, sondern zum Dingidock. Wir sind mittlerweile so genervt und ratlos, dass wir dort auf dem Parkplatz einfach jemanden ansprechen und um Hilfe bitten. Letztendlich haben wir Glück, dass wir Bill angesprochen haben. Ok, wir haben von uns aus 100 Dollar geboten, damit er uns fährt, was er  dann auch nach kurzem Überlegen gemacht hat. Wahrscheinlich hätte er es auch

für weniger gemacht, aber wir wollten einfach nur die ganze Geschichte hinter uns haben. Immerhin ist es immer noch billiger als Uber. Das Office in Bangor ist beim Flughafen und hat von 6 bis 22 Uhr auf. Die Leute dort sind echt nett und sind auch über die neue Regelung nicht ganz so glücklich. Sie sagen, dass es für Segler zur Zeit am einfachsten wäre, direkt nach Portland zu fahren und unter der Hand meinen sie, dass wenn die Fähre von Yarmouth, Nova Scotia, nach Bar Harbour wieder in Betrieb genommen wird, eventuell eine Außenstelle in Bar Habour wieder verfügbar wäre.

Nachdem sie unsere Fingerabdrücke zum Vergleich abgenommen haben, ein Foto von uns geschossen haben, bekommen wir unser Cruising Permit. Auch das hat sich geändert. Wir bekommen die Nummer jetzt nur noch auf einem Schmierzettel. Dann, endlich, sind wir Vogelfrei.

Aber die Krönung des Tages ist, als wir beim ATM Automaten stehen und uns keine Dollars entgegensprudeln. „Wir sollen doch bitte unsere Bank anrufen“

 

Alles in allem ist diese ganze Einklarierungsprozedur ganz und gar nicht durchdacht. CBP sagt eindeutig „ihr dürft nicht an Land“ – außer zur Marina für WIFI. Aber dann werden wir 80 Kilometer durchs Land gescheucht,

sozusagen als illegale Einwanderer. Was wäre passiert, wenn wir durch die Polizei angehalten wären oder einen Unfall gehabt hätten??

Dienstag 24.09.19 South West Harbour, Maine

 

Nachmittags gehen wir los. Das Wetterfenster ist nicht das perfekteste, aber wir wollen hier auch nicht ewig verweilen. Wenigstens soll es relativ wenig Wind geben. Als wir losgehen, haben wir noch gut 17

Knoten. Bald können wir Segel setzen und laufen mit 6 Knoten. Tja, lange geht das aber nicht so gut. Der Wind dreht immer mehr zu unseren Ungunsten, die Fock muss eingerollt werden. Motor an und dann geht es gegen den Wind. Der hat nämlich nicht so recht abgenommen. Bläst immer noch mit bis zu 18 Knoten und

das fast von vorne. So ein Mist. Was war das denn für eine Wettervorhersage. Wir schleichen mit 4 Knoten dahin. Teilweise schralt der Wind, aber die Tendenz ist immer von vorne.

Montag 23.09.19

 

Es wird nichts mit einem Landspaziergang. Die Welle auf dem Ankerplatz ist einfach zu ruppig. Strömung gegen Welle. Erst gegen Abend beruhigt es sich etwas. Wolfgang fährt kurz an Land, entsorgt den Müll

streift kurz durch den Ort und bezahlt die Mooring. 25 Dollar müssen wir dafür pro Nacht berappen

Sonntag 22.09.19 Yarmouth

 

Wir haben hin und her überlegt. Was sollen wir machen.

Wind wäre für eine Fahrt nach Maine schon da, nur etwas zu viel für unseren

Geschmack. Gute 20 Knoten, Böen bis 29. Das muss eigentlich nicht sein.

Letztendlich entscheiden wir uns für

Yarmouth. Sind 60 Meilen und da wir sowie so wegen der Tide schon um halb 4

morgens los müssen, ist das gut zu schaffen. Wir motoren, nur in der 2. Hälfte können wir die Genua als Unterstützung setzen. Zuerst ist es mit der Strömung etwas mühsam. Wir sind vielleicht zu früh aufgebrochen. Teilweise laufen wir nur 4 Knoten, dann 4,5 und endlich ist die Strömung da und schiebt uns mit bis

zu 8 Knoten voran. Um drei sind wir schon in Yarmouth. Der Ankerplatz gefällt mir auf Anhieb nicht. Er ist für meinen Geschmack etwas ungeschützt. Drei Mal versuchen wir, den Anker zu schmeißen.

Aber der Grund ist wohl sehr weich, Der Anker rutscht. Ich habe die Nase voll, zwei Mooringbojen gibt es. Keine Ahnung, ob sie zur Marina gehören, wir nehmen einfach eine.

Samstag 21.09.19 Shelburne/Port Negro

 

Mittlerweile sind wir wieder in Shelburne. Von Halifax

aus in zwei langen Tagesetappen erreicht. Aber auch dieser Ort ist für uns nur ein ganz kurzer Zwischenstopp. Es zieht uns gen Süden. Gestern gaben uns

Clubmitglieder noch den Tipp: seid 2 Stunden vor Niedrigwasser am Brazil Rock, dann habt Ihr danach den größten Teil der Strecke die Strömung mit Euch. Und geht vorher nach Port Negro. Da könne man gut ankern und es ist zum Rock nicht mehr ganz so weit.

Donnerstag 12.09.19 bis Freitag 13.09.19 Halifax

 

Auf dem Weg nach Halifax zum Zweiten. Diesmal unternehmen wir aber eine Nachtfahrt. Es sind 160 Meilen, kalte Meilen. Nachts wird es diesmal doch etwas sehr kühl. Wir haben den optimalen Segelwind. Halber

Wind, 20 Knoten, dazu auch noch Strömung mit uns. Nicht selten zeigt unser Log 7 Knoten Geschwindigkeit. Dazu ist die Welle auch noch moderat, der Wind kommt von Norden, unter Landschutz kann sich nicht allzu viel Welle aufbauen.

Bis wir den Kurs nach rechts Richtung Halifax ändern. Plötzlich bläst es mit bis zu 23 Knoten von vorne, dazu steht hier auch noch eine kurze Welle. Unter Maschine und Groß machen wir kleine Kreuzschläge, bis wir endlich in den Northwestarm abbiegen können und Wind und Welle abnehmen. Geschafft. Gegen Mittag liegen wir wieder in der Nähe vom Armdale Yachtclub vor Anker.

Mittwoch 11.09.19 St. Peter´s

 

Und ab durch die Schleuse. Zum Vierten. Damit haben wir langsam Routine bekommen. Schnacken kurz mit dem Personal. Wir können froh sein, dass die Schleuse nicht stromlos ist. Der Ort St. Peter´s ist immer

noch ohne Strom, auch die Schranken für die Brücke funktionieren nur auf einer Seite, die andere muss per Hand heruntergekurbelt werden.

Wir machen hinter der Schleuse an der Pier fest und gehen in den Ort, wollen zum Foodland Supermarkt

und eine Kleinigkeit einkaufen. Tja, das war wohl nichts. Alles duster. Foodland hat geschlossen, sowie alle anderen Geschäfte oder Restaurants. Ohne Strom geht halt nichts. Ein kleiner Miniladen, so eine Art größerer Kiosk, hat auf und macht wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens. Viel gibt es dort allerdings

auch nicht zu kaufen, die Kühltruhen sind alle dunkel. Wir kaufen eine Tüte Frustchips und zahlen natürlich bar. Steht draußen extra dran: cash only. Die Kassiererin hat ihren Taschenrechner wieder aktiviert und beleuchtet wird der Tresen mit einer kleinen Tischakkulampe. Man muss sich nur zu helfen wissen. In einer Straße sehen wir eine offene Garage: dort wird gerade auf einem großen Gasgrill das Mittagessen zubereitet. Hmm, das riecht lecker, es fehlt nicht viel und wir hätten nach ner Bratwurst gefragt.

Dienstag 10.09.19 Johnstown Ankerplatz

 

Nach dem Tanken und Bezahlen (John hat uns sogar noch einen Tag erlassen) geht es gleich weiter gen Süden. Wir treffen uns mit Hagen und Inga in Johnstown, vorerst zum letzten Mal. Leider. Auf dem Weg zum

Ankerplatz macht Hagen noch einige super Fotos und Filme per Drohne von unseren Schiffen. Ist schon genial, so ein Teil.

Montag 09.09.19

 

Normalerweise wollten wir hier schon wieder weg sein. Aber gestern war´s ja noch zu pustig und heute sind wir wieder am Zusammenbauen. Und Diesel brauchen wir auch noch. Das wollten wir eigentlich in

Halifax erledigen, aber wer weiß, ob die Anlage im Armdale Yachtclub noch intakt ist. Hier ist der Preis ganz ok, wir müssen nur wieder Strom haben. Ohne Strom – kein Diesel. Am Nachmittag gehen plötzlich die „Lichter“ wieder an. Das ging nun schneller als erwartet. Toll, Landstrom da, Wasser am Steg und Duschen können wir heute Abend dann auch.

Sonntag 08.09.19

 

Das Baro fällt innerhalb von 12 Stunden um 44 Millibar.

984 ist der tiefste Stand, dann geht es langsam wieder aufwärts. Der Wind kommt immer noch aus S bis SW und er bläst und bläst. Es will kein Ende nehmen. Erst gegen Nachmittag geht es auf 22 Knoten runter und für uns fühlt es sich fast an wie Windstille. Was für eine Erleichterung. Schäden haben wir zum Glück keine davongetragen.

Alles hat gehalten. Auch in der Marina scheint soweit alles in Ordnung zu sein. Etwas Teerpappe liegt auf dem Rasen, eine Lampe ist umgeknickt. Viel schlimmer hat es die Ostküste von Nova Scotia erwischt. Ganz zu schweigen von Halifax.

Gott, sind wir froh, dass wir nicht dort liegen. Downtown Halifax stand unter Wasser, tausende von Haushalten dort und in ganz Nova Scotia ohne Strom. An der Küste hat es ein paar Marinas zerbröselt. Nicht nur durch den Wind, sondern eher durch das Hochwasser und die hohen Wellen. Auch hier sind anscheinend in Baddeck ein paar Boote von den Mooringbojen gerissen, in Sidney, soll eine Pier zerstört worden sein. Im Fernsehen sagen sie, dass es wohl erst der 2 Hurrikan in der Geschichte von Nova Scotia und wohl auch der verheerendste war.

Samstag 07.09.19

 

Nachmittag fängt es an. Es regnet, aber frag nicht

nach Sonnenschein. Eimerweise kommt es von oben. Dann fängt es an zu wehen.

Erst ganz sachte von hinten – da merken wir nicht allzu viel von, denn wir sind

durch Land und Bäume gut geschützt. Später dreht er auf Süd, dies heißt für uns Seitenwind. Wolfgang lässt den PC laufen und kann auf dem Kartenplotter Windrichtung- und geschwindigkeit mitplotten. Im Durchschnitt sind es so um die

35+ Knoten. Stimmt, das ist nicht viel, aber alle paar Sekunden kommt eine Böe angefegt. Und die legt uns jedes Mal gut auf die Seite. Kein Wunder, die Böen blasen im Durchschnitt mit 55 Knoten, ab und zu geht es auch mal rauf auf 60 und 70 Knoten. Das ist gar nicht lustig. Die Geräusche machen einen mürbe. Ich

zucke jedes Mal zusammen, wenn so ein D-Zug angerauscht kommt. Um 22 Uhr haben wir mit einem Mal keinen Strom mehr. Auch im Clubhaus sind die Lichter ausgegangen. Da ist wohl irgendwo ein Baum in den Stromleitungen gelandet.

Später sieht Wolfgang, dass unser Vordermann, ein größeres Motorboot, seinen Stromkasten am Steg platt gemacht hat. Irgendwann gegen Mitternacht falle ich in einen kurzen, unruhigen Schlaf. Wolfgang bleibt wach. Er macht ab und an eine Runde über den Steg. Prüft, ob mit den Leinen alles ok ist. Nicht nur bei

uns, auch bei unseren Nachbarn. Das ist nämlich unsere 2. Sorge, dass dort irgendwo eine Leine bricht und ein Schiff ins Treiben kommt. Aber alles ist ok.

Marina BenEoin
Marina BenEoin

Freitag 06.09.19

 

Heute ist es windstill, so dass wir die Vorsegel runternehmen können. Auf dem Steg werden sie bequem zusammengelegt und im

Schiff verstaut. Ein Gutes hatte diese Aktion wenigstens. Beim Herunternehmen der Genua hakte der Schlitten. Auf halben Weg ging nichts mehr. Wolfgang musste

rauf und die Genua von Hand vom „Schlitten“ lösen. Wie schon einmal hatten sich vom Profil der Rollanlage zwei Madenschrauben gelöst, die jetzt ein paar Millimeter hervorstanden. Über Kurz oder Lang hätten wir diese Schrauben verloren

und dann wäre das Profil auseinander gegangen.

Die Relingskleider und die Solarzellen werden abgebaut und sogar die Flügel vom Windgenerator bauen wir vorsichtshalber ab. Es steht jetzt wohl fest, dass das Centrum nördlich von uns durchgeht. Insofern liegen wir auf der SE Seite, dem „gefährlichen“ Sektor mit dem meisten Wind. Die Windvorhersage lautet für Samstag: E 30 bis 40 Knoten am Vormittag, am Abend 55 bis 65 Knoten. Bis Mitternacht SW 45 bis 55. Danach NW 45 bis 55 und letztendlich aufatmen: Sonntag sind es dann nur noch 35 Knoten. Und wir hoffen immer noch, dass es hier nicht ganz so stark bläst, bzw. der Hurrikan schnell durchzieht.

 In der Marina wird fleißig gearbeitet. Alles, was wegfliegen kann wird weggeräumt oder gesichert. Nach und nach trudeln die Bootseigner ein und sichern ihre Schiffe noch zusätzlich und bauen auch die Küchenbuden ab. Steve von der Whitestar bittet uns, bei ihm am Schiff das Bimini (Sonnenschutz) abzubauen. Auch bringen wir zusätzlich bei ihm noch Leinen aus.

Nachmittags sind wir mit allem durch. Mehr können wir nicht machen. Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang und stellen fest, dass es hier einige Wanderwege gibt. Im Winter werden diese als Skipisten

benutzt, sogar einen Skilift entdecken wir.

in Ben Eoin, er passt auf uns auf
in Ben Eoin, er passt auf uns auf

Donnerstag 05.09.19 Ben Eoin

 

Wir können Euch sagen: es ist ein echt Scheißgefühl,

in der Zugrichtung eines Hurrikans zu liegen. Auch wenn es „nur“ Kategorie 1 ist. Jetzt können wir die ganzen Schiffseigner, die Ihre Schiffe in der Karibik liegen haben, noch weniger verstehen. Was würde ich darum geben, wenn wir uns

aus Nova Scotia wegbeamen könnten. Ich versuche, keine Panik aufkommen zu lassen. Es gelingt mir mal mehr, mal weniger. Ich schaue schon gar nicht mehr so intensiv auf die Wetterberichte. Wir können jetzt so wie so nichts mehr

ändern. Wolfgang hat sich entschieden: wir gehen nicht irgendwo vor Anker, sondern in die Marina in Ben Eoin. Ein Grund ist auch, dass wir immer noch nicht genau wissen, ob der Wind über Süd oder Nord drehen wird. Und das ist

enorm wichtig bei der Auswahl des Ankerplatzes.

Aber auch in einer Marina kann viel schiefgehen. Hält die Steganlage, sind die anderen Schiffe gut vertäut?

Wir liegen an einem langen Seitensteg, der fest mit der Mole verankert ist. Das sieht nun wirklich sehr solide aus. Hinter uns liegt die SY Whitestar, Steve und Deidre sind in die Heimat geflogen. Wir sind hier in der Marina die einzige ausländische Yacht. Die Marina selbst macht wirklich einen guten Eindruck. Einmal liegen hier nicht so viele Megaschiffe. Die Größe ist Maximal 11 Meter. Und voll ist sie auch nicht, die Segelsaison neigt sich dem Ende zu und viele haben das Schiff wahrscheinlich schon an Land gestellt. Eine Mole umgibt den Hafen, die Einfahrt liegt gen Norden. Und ansonsten sind um uns herum Berge und Bäume. Das sollte den Wind wohl hoffentlich auch noch etwas bremsen.

Wir fangen gleich an, das Boot auf den Wind vorzubereiten. Alle Fender werden aus den letzten Ecken herausgekramt und ausgebracht. Die Festmacherleinen sind doppelt ausgebracht, nach vorne sogar

dreifach. Das Dingi wird auseinandergebaut. Je weniger Angriffsfläche, desto besser. Ich gehe Wäsche waschen. Wenn wir am Sonntag, wenn der Hurrikan weg ist kein Schiff mehr haben sollten (ganz schwarzer Galgenhumor), dann haben wir wenigstens saubere Wäsche. Die Anlage ist schon recht edel. Alleine die

Waschräume sind größer als unser Bad zu Hause. Duschkabinen mit Sitzmöglichkeit, großer Waschtisch. Das können wir hier wenigstens genießen. Die Preise haben es dafür aber in sich. Für drei Nächte werden uns 117 Euro abgenommen.

Dienstag 03.09.19 Mushaboom

 

Bis hierher ging es recht flott voran. In großen Schritten mit nur sehr kurzen Übernachtungsstopps. Jetzt liegen wir hier in einer großen

Bay, vor uns ein Sandstrand, den wir genießen könnten, würde das Wetter

mitspielen. Aber es sieht mal wieder grau in grau aus. In ein paar Stunden

kommt die SY Salmon aus Halifax an. Wir freuen uns schon, Hagen und Inga samt Kindern nach fast 6 Wochen wiederzusehen. Wir werden hier kurz zusammentreffen, Hagen hat aus Deutschland unser repariertes Handy dabei und  Wolfgangs neuen E-bookreader. Ist doch toller Bringservice, oder? Eine leichte

Krisensitzung wird auch gleich abgehalten. Der Grund ist Dorian. Ein Hurricane, der schon die Abacos verwüstet hat und zurzeit die Ostküste der USA als Kat. 4 Hurricane hochdüst. Ziel: Nova Scotia!!! Das kann doch nun wirklich nicht wahr sein. Wir schauen uns diverse Wetterkarten und Wettermodelle an. Leider sind

die sich im Augenblick noch nicht einmal einig. Der eine sagt, das Auge schrappt an der Südküste von Nova Scotia vorbei, der Ami, der ja selten mit den Europäern einig ist, sagt, das Auge geht mitten durch die Bredore Lakes durch.

Windgeschwindigkeiten sind 35+ bis 60 Knoten in den Böen. Dazu kommt noch je nach Zugrichtung die unterschiedliche Windrichtung. Wir sind am Hin- und Herüberlegen. Sollen wir weiter nach Halifax? Wenn er südlich von uns vorbeigeht, sollte das funktionieren. Und wenn nicht? Dann haben wir die A-Karte. Es nützt alles nicht, wir müssen einen U-turn einlegen. Kehrt Marsch. Es sind ja nur 100 Meilen bis zu den Lakes. Ein

großer Vorteil ist, dass sich dort nicht eine Megawelle aufbauen kann, so wie außerhalb. An der Küste sollen bis zu 15 Meter Wellen entstehen. Außerdem gibt es in den Lakes diverse geschützte Ankerplätze und als zweite Option gibt es auch noch eine relativ neue Marina, in die wir gehen könnten. Aber wo genau wir

letztendlich abbleiben werden, das werden wir wohl erst am Donnerstag wissen, wenn die Zugrichtung offensichtlicher ist.

Eine Nachtfahrt, dann sind wir Morgen an der Schleuse.

Freitag 30.08.19

 

Und die ist so geschützt, dass wir entweder nichts vom Wind mitbekommen haben, oder ganz einfach gar kein Wind da war. In der Nacht hat es ein paar Mal kräftig geregnet, das war´s dann auch schon. Laut Wettervorhersage sollte es erst irgendwann im Laufe des Tages aufklaren, aber das Tief scheint schneller gewesen zu sein. Schon um 10 sind wir unterwegs gen Süden. Motoren. Wind ist keiner da. Später scheint auch noch kräftig die Sonne, es wird verdammt warm, das sind wir gar nicht mehr so gewohnt. Selbst im Schiff

sind es später noch 25 Grad. Bis kurz vor der Schleuse in St. Peter´s schaffen wir es. Morgen geht es durch und dann in großen Schritten weiter zurück nach Halifax.

Donnerstag 29.08.19 Herring Cove

 

Meine Güte, was ist hier bloß mit dem Wetter los. Das eine Sturmtief haben wir gut überstanden und jetzt ist das Nächste im Anmarsch. Diesmal ist es der Ausläufer des tropischen Sturms Erin. Der soll ziemlich direkt über uns hinwegrauschen, auch

mit Windböen um die 40 Knoten, beginnend irgendwann in der Nacht. Sollen wir den Ankerplatz wechseln? Normalerweise sollten wir hier in Baddeck geschützt liegen, außerdem hat Wolfgang heute Geburtstag und den wollen wir an Land

feiern. Nein, wir bleiben. Erstmal. Die ersten Ankerlieger gehen nachmittags los. Jetzt sind nur noch ein Franzose und wir und halt einheimische Segler, die an Mooringbojen liegen, noch nach. Macht nichts, haben dann eben mehr Platz. Als dann aber um sechs Uhr abends das große Ausflugssegelschiff, welches in Baddeck an der Pier liegt, auch die Flucht

ergreift, folgen wir dem Herdentrieb. Wenn alle gehen, muss es schon einen Grund haben und den wollen wir nicht unbedingt am eigenen Leibe erfahren. Also verziehen wir uns ein kleines Stückchen weiter gen Norden in die Herring Cove.

Montag 26.08.19 Baddeck Nova Scotia

 

180 sm und eineinhalb Tage später sind wir wieder in Nova Scotia. Fünf Wochen waren wir in Neufundland und die Zeit ist eigentlich nur so vorbeigerauscht. Es war herrlich, schade, dass die Saison dort oben so

kurz ist. Klar, wir hätten auch noch etwas länger dort bleiben können, aber wie schon erwähnt, die Möglichkeiten, gute Wetterfenster zu bekommen werden seltener. Wir haben heute noch Zeit, kurz an Land zu gehen, eine Pizza zu essen und etwas Frisches einzukaufen. Morgen gibt es einen Regentag und dann sehen

wir weiter.

eine neue Generation. Ach, was sahen die alten Leuchttürme noch schön aus.
eine neue Generation. Ach, was sahen die alten Leuchttürme noch schön aus.

Samstag 24.08.19 Ramea

 

…..um gleich darauf recht früh am Morgen weiterzufahren. Der Schwell hat sich draußen etwas beruhigt, Sicht ist auch wieder da, es herrscht herrlichster Sonnenschein. Und sogar segeln ist heute drin. Am frühen Nachmittag machen wir wieder in Ramea an unserem alten Platz an der Pier fest. Der Hafenmeister hilft uns beim Anlegen und knöpft uns auch gleich die Liegegebühr von 10 Dollar ab. Abgelöst wird er kurz darauf von Graham, der uns begrüßt. Eigentlich wartet er auf Steve und Deidre von der SY Whitestar. Das kann er viel bequemer bei uns an Bord bei einem kalten Bier. Steve und Deidre haben dies „gerochen“, denn kurz darauf schlagen sie auch auf und so sitzen wir alle einen Augenblick zusammen und „feiern“ sozusagen Abschied voneinander. Auch Deidre und Steve haben nach einem Wetterfenster Ausschau gehalten. Und das ist Morgen, da sind wir uns einig. Ich will zwar los, aber doch nicht sooo schnell. Wir sind hier doch gerade erst angekommen. Aber Sonntag auf Montag ist unsere einzige Chance für die nächste Zeit. Danach kommt ein großes Sturmtief angerauscht mit guten 40 Knoten Wind. Das wollen wir lieber im geschützten Cape Breton abwettern.

Freitag 23.08.19 Francois

 

Insofern gehen wir in großen Schritten wieder nach Ramea zurück. Schade, wir hätten gerne noch einen Stopp in McCallum eingelegt,

um Marion und Didi noch einmal zu sehen. Das müssen wir halt aufs nächste Mal

verschieben. Wind und Regen sind weg, dafür hat sich dicker Nebel breitgemacht.

Wolfgang will trotzdem los. Mit dem Kartenplotter tasten wir uns aus der Bucht hinaus. Die Sicht ist trotz Nebels noch einigermaßen ok. Die ersten zwei Stunden motoren wir angenehm vor uns hin. Dann allerdings bekommen wir Kabbelsee. Wellen aus allen Richtungen, obwohl kein Wind vorhanden ist. Wahrscheinlich

sind es auch Schwellwellen, die vom Land reflektieren. Eigentlich ist uns der Grund auch egal, wir wollen nur, dass es aufhört. Wolfgang trifft es besonders arg, er wird leicht seekrank – und das unter Motor. Wir beißen dennoch die Zähne zusammen, wir gehen weiter bis Francois. Kaum sind wir am Anfang der Bucht erleben wir: Ruhe. Allgemeines Aufatmen. Für eine Nacht liegen wir an der Pier….

Jervis Island, Sommerhaus in traumhafter Lage
Jervis Island, Sommerhaus in traumhafter Lage

Mittwoch 21.08.19 Great Jervis Island

 

Das Regengebiet ist durch und wir hüpfen ein kleines Stück weiter gen Westen. Die Ecke hier in der Bay D`Espoir ist wirklich

wunderschön. Irgendwie bedauern wir es, dass wir zuerst nach Harbour Breton

gefahren sind. Hier hätten wir gerne noch mehr Zeit verbracht. Auch dieser

Ankerplatz ist traumhaft, sogar einen Bald Eagle sehen wir. Aber auch hier

wettern wir wieder eine Front ab. Wir haben das Gefühl, dass die „Einschläge“ jetzt schneller kommen. Sollte das schon der Sommer gewesen sein? Ich werde langsam unruhig und obwohl ich Neufundland nicht gerne verlassen möchte, würde ich gerne das nächste Wetterfenster Richtung Nova Scotia war nehmen. Ein Blick

auf die Wetterkarte zeigt, dass Anfang nächster Woche eventuell eine Lücke für eine Passage gen Süden vorhanden wäre. Aber das ist noch etwas hin und wir haben hier schnell gemerkt, dass die Wettervorhersage für diese Region höchstens drei Tage im Voraus einigermaßen korrekt ist.

Outport McCallum
Outport McCallum

Montag 19.08.19 Patrick Harbour

 

So haben wir uns den Tag eigentlich nicht vorgestellt.

Der Plan war, weiter östlich am Anfang der Little Passage (ein kleiner Kanal, der zwischen der Insel Long Island und dem Festland verläuft) einen Ankerplatz

aufzusuchen. Sogar Schwarzbären soll es in dieser Ecke geben. Aber wir finden

letztendlich beides nicht. Keine Schwarzbären, Elche, Caribous und Ankerplätze auch nicht. Die Landschaft ist allerdings herrlich, wie gerne wären wir hier vor Anker gegangen, aber es sollte wohl nicht sein. Alle Ankerplätze, die wir aufsuchten und die laut Guidebook gut sein sollen empfinden wir als nicht machbar. Gleich der erste ist durch eine Fischfarm belegt, die ist weder in den Seekarten, noch im Führer vermerkt. Und bei den anderen hätten wir so dicht an

Land ankern müssen, dass wir wahrscheinlich trockenen Fußes von Bord gekommen wären. So hangeln wir uns langsam weiter die Passage hoch und sind dann plötzlich durch. Wohin nun? Noch weiter den Fluss hinauf? Da wäre dann nur der Ort St. Albans. Aber irgendwie ist uns jetzt die Petersilie verhagelt und wir haben keine Lust mehr auf unsichere Ankerplätze und auch an eine Pier wollen wir nicht gleich wieder. Also geht es links herum, wieder in Richtung McCallum. Aber bevor wir dort wieder aufschlagen, finden wir dann doch noch auf

der Nordseite von Long Island einen idyllischen kleinen Ankerplatz. Geschützt ist er auch noch, denn morgen soll wieder ein Schlechtwettergebiet über uns hinwegziehen.

Montag 19.08.19

 

Wolfgang wollte heute Morgen eigentlich anfangen, ein paar Roststellen zu entfernen. Es  ist so schön bequem, dies an einem Schwimmsteg zu erledigen. Aber um 8 Uhr steht Didi auf dem Schwimmsteg: ob Steve und Wolfgang mitwollen zum Codfisch angeln. Aber ja doch. Endlich einmal eine Gelegenheit, Fisch zu angeln. Wir Frauen bleiben an Bord, genießen die sturmfreie Bude – und pusseln am Boot. Ich fange an, Niro zu putzen und Deidre lässt sich anstecken und so sind wir beide fleißig dabei, während Marion auf der Pier sitzt, sich mit uns unterhält und ab und zu den Kopf schüttelt und uns für verrückt erklärt. Zwei Stunden später sind die Männer zurück. Freudestrahlend reichen sie uns eine Kiste mit 11 Fischen. Wow, nicht schlecht. Die Männer haben

geangelt, wir dürfen die Fische nun filetieren. Das habe ich zwar eine Ewigkeit nicht gemacht, aber es geht dann doch besser als gedacht. Die nächsten Tage werden wir auf jeden Fall nicht verhungern.

Abends sind wir alle zusammen wieder bei Didi und Marion. Deidre hat Spagettisauce vorbereitet, ich einen Dip und das Schlemmen geht  weiter.

Freitag 16.08.19

 

Ein Schlemmertag. Von Didi und Marion sind wir zum Frühstück eingeladen worden. Mit selbstgebackenem Brot und selbstgemachter Salami. Total lecker. Gesprächsthemen gibt es genug und wir verabreden uns für

den Nachmittag zum Kuchen essen. Damit nicht genug, später gibt es auch noch Abendessen. Mittlerweile sind Steve und Deidre aus Ramea mit ihrem Schiff auch eingetroffen und zusammen genießen wir das leckere Essen und die nette Gesellschaft.

Donnerstag 15.08.19 McCallum

 

Nach ein paar Zwischenstopps machen wir uns heute auf den Weg nach McCallum. Der Wind ist wieder abwesend, zum Glück auch der heftige Schwell der letzten Tage. So wird wieder kräftig motort. Auf halber

Strecke hören wir ein Geräusch: bäng, bäng. Uns schwant Böses und richtig: wir

haben mal wieder voll eine Lobsterboje mit Schwimmleine erwischt. Und das außerhalb der Saison. Na klasse. Der Leinencutter hat zwar auch seine Arbeit geleistet, aber eine Leine hängt trotzdem noch am Propeller. Da hilft auch kein Ziehen und Zerren. Wolfgang weigert sich, ins kalte Wasser zu springen und versucht erst einmal, den Propeller vom Motorraum aus per Hand gegen den Uhrzeiger zu drehen, während ich draußen stehe und kräftig an der Schwimmleine

zerre. Und siehe da, es funktioniert, sie kommt frei.

2 Stunden später liegen wir wieder an einem Schwimmsteg, diesmal in McCallum. Man kann sich wirklich an

diese Bequemlichkeit gewöhnen. Der Ort ist nicht groß. 30 bis 40 Leute leben hier, je nach Saison. Inklusive zwei Kinder und ein Lehrer. Wir passieren einen Miniladen und eine Post. Auch die Fähre kommt hier mehrmals die Woche. Die Leute sind hier sehr viel reservierter als wir es von den anderen Outports

kennen. Sie sind nett, grüßen, Smalltalk gibt es aber nicht. Wir laufen durch den Ort und treffen auf Didi und Marion. Marion ist hier „Hafenmeister“ und Didi hat eine kleine Außenborderwerkstatt. Die beiden kommen aus Deutschland und sind hier vor gut 10 Jahren hängengeblieben.

in der Nähe von Harbour Breton
in der Nähe von Harbour Breton

 

Samstag 09.08.19 Breton Harbour

 

Mit einem Zwischenstopp sind wir jetzt hierher motort.

Dies ist schon ein größerer Ort, viele kleinere Fischerboote liegen hier an

verschiedenen Anlegern. Wir liegen wieder an einer Pier, im Small Craft Harbour. Der Ort ist nicht so attraktiv, aber für die nächsten zwei Tage brauchen wir einen geschützten Platz, denn das Wetter ist umgeschlagen. Wind

und Regen anstatt blauem Himmel. Das muss ich nicht unbedingt auf einem landschaftlich schönen, aber einsamen Ankerplatz ohne Internet verbringen. Wenn alles grau in grau ist, können wir die schöne Landschaft eh nicht so richtig genießen, dann lieber auf der Couch liegen und surfen bis der Papst kommt. Haben schließlich einiges nachzuholen. So unattraktiv dieser Ort ist, das Liegen ist teuer. 20 Dollar pro Nacht, kein Wasser und Strom vorhanden. Leider wussten wir das vorher nicht und das Hafenbüro ist nur drei Tage die Woche für je 2 Stunden geöffnet.  

 

Montag 05.08.19 Francois

 

10 sm weiter liegt der nächste Outport. Francois zählt 70 Seelen. Langsam laufen wir in die kleine Bucht ein – und sehen an der Pier ein deutsches Schiff liegen! Was für ein Zufall, also einmal überhaupt ein Schiff zu treffen und dann auch noch aus Deutschland. Wir legen uns neben der

„kleinen 55“ Bolear“. Michael und Karen sind gestern aus Nova Scotia hier eingetroffen. Auf der Pier ist diesmal kein Rentnertreffen, sie haben wahrscheinlich alle Hände voll zu tun, denn auch hier gibt es ein Come Home

Fest, welches alle 5 Jahre stattfindet. Nur ein älterer Mann kommt vorbei und als wir zusammen mit ihm die Pier entlanggehen, frage ich, ob er zufällig Laurence ist? Ja. Ah, dann schöne Grüße von Martin aus Borgeo.

Wir gehen einen der Wanderwege entlang. Die bunten Häuser schlängeln sich am Hang hinauf.

Viele kleine Wege führen durch den Ort. Autos gibt es hier nicht. Es gibt ja keine Straße, der Ort ist nur per Fähre oder eben Boot zu erreichen. Als Fortbewegungsmittel dienen hier Quads. Ab und zu sehen wir sogar eine Garage, auf deren Größe zugeschnitten. Auch ein kleines Feuerwehrhaus gibt es, wie wohl das Fahrzeug darin ausgestattet ist? (Es soll sich um ein Quad mit 6 Reifen und Anhänger handeln) Auch wenn der Ort sehr klein ist, ein Minisupermarkt, sowie eine Post sind vorhanden, auch eine Schule. Dort werden dieses Jahr allerdings nur 6 Kinder unterrichtet – mit 3 Lehrern. Das kann man ja schon fast mit Privatunterricht vergleichen. Aber auch diese Schule wird nach Schulabschluss dieser Kinder geschlossen.

Der Weg führt uns weiter den Berg hinauf. Teilweise ein breiter Pfad, dann wieder ein Boardwalk, also ein beplankter Weg. Was für eine Arbeit, dies so anzulegen. Oben angekommen sind wir atemlos. Nicht nur, weil der Weg verdammt steil war, nein auch der Blick ist einfach phantastisch. Zurück im Ort sprechen wir noch mit einem Anwohner, der uns anregt, doch auch den Wanderweg auf die andere Seite zu nehmen. Noch höher mit ein m noch schöneren Ausblick und der Weg wäre auch gar nicht so schwer. Wir entschließen uns daher, doch noch morgen zu bleiben. Ein Manko hat dieser Ort: kein Internet. Auch nicht auf dem Berg, den wir heute erklommen haben. Auf dem anderen Gipfel soll es aber Empfang geben. Das ist fast besser, als oben eine Eisdiele zu erwarten.

Sonntag 04.08.19 Aviron Bay

 

Wären wir gestern doch gleich hier reingefahren. Dieser Fjord ist noch schöner, auch der Ankerplatz. Abends legen wir uns weiter nach vorne in tieferes Wasser. Bei Ebbe sehen wir jetzt, wie flach es doch um uns herum geworden ist. Es wäre wahrscheinlich gut gegangen, aber der Schlaf ist ruhiger, wenn etwas mehr Wasser um uns herum ist.

Ein Hai, ein Hai?
Ein Hai, ein Hai?
nein, "nur" ein Mondfisch oder Sunfish, wie sie hier genannt werden
nein, "nur" ein Mondfisch oder Sunfish, wie sie hier genannt werden
Grey River, wo ist noch mal die Einfahrt?
Grey River, wo ist noch mal die Einfahrt?

Samstag 03.08.19 Hare Bay

 

Mittlerweile sind wir zu diesem Fjord „weitergehoppelt“.

In winzigen Schritten sozusagen.

Eigentlich wollten wir in den Grey River. Kurz vor der Einfahrt siegt bei mir die Angst. Wahrscheinlich durch die Aussagen der Fischer in Ramea. Die Einfahrt soll „tricky“ sein. Schmal, mit Gegenströmung, Eddies und evtl. Kabbelwasser. Wir sollen ja mit Vollgas durch die Öffnung fahren. Na ja, wir laufen langsam auf die Durchfahrt zu, die kaum auszumachen ist. Erst als wir recht dicht davor sind, sehen wir, wo es in den Fluss hineingeht. Puh, das sieht wirklich etwas eng aus. Laut Seekarte soll es 60 Meter breit sein. Und

sind dort nicht Eddies zu sehen? Nein, ich will da nicht rein, mir ist das alles zu eng und ich habe Angst um das Schiff. Da nützt es auch nichts, dass viele andere Schiffe dort waren. Mir tut es leid, denn es sieht wirklich sehr schön aus.

Unterwegs sehen wir ein paar der Mondfische.

Diesmal halte ich drauf zu und kurz vorher schalte ich auf Leerlauf und lasse uns auf den Fisch zutreiben. Und siehe da, die Tanamera liegt neben so einem Fisch, der sich kaum von der Stelle bewegt. Es sind schon sagenhaft große Exemplare und wirklich witzig anzusehen. Kurz vor der Einfahrt von der Hare Bay sehen

wir doch glatt einen anderen Segler. Und der legt sich auch noch in der von uns ausgewählten Bucht. Es ist die Garnet, ein Kanadier, den wir in schon in Iles aux Morts gesehen haben. Er ruft uns und meint, es wäre sehr tief in der Deadmans Cove und es wäre für ein 2. Schiff auch nicht so recht Platz. Hatte ich mir schon gedacht, nach einem Blick auf die Karte. Kurz überlegen wir, ob wir in die nächste Bay gehen sollen, aber da soll auch schon ein Segler liegen. Gott, was ist das hier überlaufen :) . Wir gehen weiter die Hare Bay hoch und liegen jetzt ganz an der Spitze. Hier ist es nicht so tief, wir konnten auf 8 Meter ankern. Die anderen Stellen waren alle entweder ganz dicht unter Land, oder sehr tief. Außerdem ist es hier im Gegensatz zu der anderen Bucht ruhiger, allerdings Landschaftlich auch nicht ganz so attraktiv. Für mich sieht es eher aus wie ein riesige  Steinbruch.

Ich bin ehrlich: wir haben von dem Stück nur ca. 6 Meter beplankt
Ich bin ehrlich: wir haben von dem Stück nur ca. 6 Meter beplankt

Mittwoch 31.07.19

 

Mittlerweile liegen wir hier schon zu dritt an der Pier. Das kommt hier wirklich selten vor. Auch Stephen und Ginny kommen aus

Kanada, genauer gesagt aus Vancouver. Heute Morgen ist Arbeit angesagt.

Wir haben uns als Hilfsarbeiter für den sogenannten Boardwalk gemeldet. Dies ist ein Weg, der um die Insel führt. Im letzten Jahr hat ein heftiger Sturm einen großen Teil des Weges zerstört und muss erneuert werden. Wir lösen die Crew ab, die bereits fleißig am Hämmern ist. Deidre ist mit uns mitgekommen und zu Dritt kloppen wir die Nägel in die Planken. Ist mal etwas anderes und bringt Spaß. Danach noch ein leckeres Eis essen gehen und an Bord sich von dem vielen Sozial Life erholen.

 

Montag 29.07.19 Ramea

 

 

 

Es ist nebelig hier in der White Bear Bay, unserem Stopp für die Nacht. Uns hält hier nichts mehr und wir gehen Anker auf. Ramea, eine kleine Insel 9 sm südlich von hier,  ist jetzt das Ziel, wenn wir es denn bei dem Nebel finden. Es ist nicht weit und bald haben wir Ansteuerungstonne erreicht. Es ist etwas heller geworden, aber die Sicht ist immer noch nicht prickelnd. An der Wharf liegen zwei andere Segler im Päckchen, davor ein Fischerboot. Ein Pärchen wartet schon auf uns und nimmt die Leinen entgegen. Es sind Jerry und Margie von der Wind Song II, Kanadier.  Deidre kommt etwas später vorbei und sagt hallo, lädt und gleich zum Abendessen ein, Sie liegen mit dem Schiff hier, haben aber vor ein paar Jahren ein Haus gekauft und wohnen jetzt einige Zeit im Jahr hier.

Wie jedes Mal, wenn wir an einer Pier liegen, kommen die Einheimischen vorbei und wollen einen kurzen Schnack halten. Es sind die Männer, die hier neugierig sind und die meisten sind 60+. Ich gehe schon mal an Land, Wolfgang hat noch keine Meinung dazu. Weit komme ich nicht. Ich werde von 4 älteren Herren in ein Gespräch verwickelt. Aber das Gespräch ist auch informativ. So erfahre ich: Auch Ramea ist im Sterben begriffen.  Es leben hier jetzt nur noch 450 Leute, vorwiegend Ältere. Sie haben zwar eine tolle, große Schule, aber dieses Jahr werden dort nur noch 16 Kinder unterrichtet. Viele Häuser sind unbewohnt oder werden als Ferienhaus benutzt. Aber immerhin haben sie hier drei kleinere Supermärkte, eine Feuerwehr und die Fähre kommt auch täglich. Nächste Woche ist hier ein Home Coming Festival, da soll es hoch hergehen, immerhin werden bis zu 1000 Leute erwartet. Es sind unter anderem viele ehemalige Bewohner, die die Gelegenheit nutzen um Freunde und Familie wiederzusehen.

 

Wir kommen auch aufs Thema Fischen zu sprechen. Ich frage nach der komischen Flosse, die wir bisher zwei Mal gesehen haben. Dreieckig, schwarz  und unbeweglich. Wir waren am Rätseln und tippten dann auf einen Hai. Aber ich werde eines Besseren belehrt. Es handelt sich um einen Sunfish (Mondfisch). Die kommen an die Oberfläche, wenn die Sonne scheint und sonnen sich. Müsst Ihr unbedingt mal im WWW. nachschlagen, diese Fische sehen echt abstrakt aus. Ich frage auch, wie es mit den Lizenzen zum Fischen hier so läuft. Als Privatperson benötigt man nur eine Lizenz für Lachs und Forelle. Codfisch dürfen wir Samstag bis Montags angeln, aber nur 5 Stück pro Person. Vielleicht probieren wir das doch mal am nächsten Wochenende aus. Ach ja, Puffins soll es hier auf wie Sand am Meer geben, der Spitzname von Ramea soll auch Puffin lauten. Vielleicht bekommen wir ja doch mal die Gelegenheit, die Vögel aus der Nähe zu betrachten.

Ich mache  einen kurzen Erkundungsausflug. Groß ist das Dorf nicht, aber Autos ohne Ende. Was machen die bloß hier damit? Gegen 6 Uhr gehen wir mit Margie und Jerry zu Deidre und Steve. Wow, was für ein schönes Haus, direkt am Wasser. Sehr geschmackvoll eingerichtet. Wenn man bedenkt, dass sie dafür nur 20000 Dollar hingeblättert haben + weitere 30000 für Änderungen. Die Preise für Häuser sind hier spottbillig, es ist einfach kein Markt dafür da.  

Parkbank, links mit einem liebevoll angemaltem Mülleimer
Parkbank, links mit einem liebevoll angemaltem Mülleimer

Samstag. 27.07.19

Es geht wieder zum Park. Wir spielen Anhalter und haben Glück. Eine Frau hält an, sie hat bereits zwei weitere Anhalter aufgesammelt. Eigentlich wollte sie zum Supermarkt, aber da die Newfies, wie die Neufundländer von den restlichen Kanadiern genannt werden, so nett sind, macht sie für uns einen kleinen Schlenker. Übrigens wird sich dies wohl auch in den nächsten Jahren ändern, denn die jüngere Generation tickt anders. Wir merken es daran, dass wir von der älteren Generation immer sehr nett gegrüßt werden, die jüngeren zeigen kein Interesse mehr. Schade, denn der Liebreiz der Leute macht auch den Charme von NL aus.

Liz, die Biologin, führt uns durch den Park und erzählt etwas über Flora und Fauna. Etwas bleibt sogar bei uns hängen. Eigentlich würden wir danach gerne noch im Park der Musik lauschen, aber die fängt erst gegen 2 an. Das wären noch 90 Minuten zum Totschlagen. Dazu haben wir keine Lust. Wir wollen uns gerade auf den Weg machen, da hält neben uns ein Auto. Frau mit orangem T-Shirt = freiwillige Helferin bei dem Festival. Sie fragt, ob wir nicht die vom Schiff wären. Ja, stimmt. Ah, das ist gut, denn wir hätten wohl bei der Auslosung etwas gewonnen. Wir sollten doch mal rübergehen und bei den anderen nachfragen. Wir sind platt. Wir müssen ja so was von auffallen, ansonsten können wir uns das nicht erklären, es laufen hier soviele Leute rum und sie pickt uns gerade aus. Wir gehen zu dem entsprechenden Zelt, drei Frauen sind am Auspacken und Vorbereiten. Als sie uns sehen,brauchen wir gar nichts zu sagen. Kurze Zeit später sind wir glückliche Besitzer eines Gutscheins der Pharmacy. 40 $. Toll, dabei gewinne ich sonst nie.

Jetzt aber zurück, wir wollen noch zum Supermarkt. Kurz bevor wir abbiegen wollen, grüßen wir einen Mann, der gerade am Rasenmähen ist. Unser Winken heißt für ihn: Rasenmäher aus und einen kleinen Plausch halten. Es ist ein „alter“ Bekannter von gestern. So ein Zufall aber auch. Wir sprechen über dies und das und auch über die Fassade vom Haus. Auch diese ist aus Vinyl, sieht aus wie neu, ist aber bereits 14 Jahre alt. So etwas wäre auch was für unser Häuschen. Frank fragt uns, ob wir Lust hätten, uns das Haus von innen anzuschauen. Aber klar doch, wann haben wir schon einmal die Gelegenheit dazu. Von außen sehen die Häuser ja ziemlich riesig aus. Es täuscht aber gewaltig. Auch hier. Küche, Wohnzimmer, 3 weitere Zimmer. Aber keines ist größer als 15 qm². ImUntergeschoss (Keller ist wegen der Felsen nicht möglich) befindet sichsozusagen der Ersatzkeller. Ihr Haus ist besser isoliert als das Gros derHäuser auf Neufundland, geheizt wird mit Strom. Seine Frau Lily erzählt, dass sie im Monat für Strom 200 Dollar einzahlen. Eigentlich nicht so viel, aber während der Wintermonate sind sie überwiegend abwesend, sie haben weiter Richtung Highway noch ein Cottage, ansonsten würde bestimmt noch ein guter Batzen fürs Heizen (es wird hier zum größten Teil mit Strom geheizt)  hinzukommen. Wir schnacken noch eine ganze Weile. Die Cousine von Lily haben wir auch schon getroffen – auf Grand Bruit. Was ist die Welt doch klein.

Jetzt geht es aber weiter, wir schaffen aber nur 100 Meter, dann treffen wir wieder Martin. Noch ein Plausch, dann aber wirklich zum Supermarkt. Und diesmal kommen wir auch ohne weiteren Halt dort an. Auf dem Rückweg zum Boot noch zur Pharmacy, den Gutschein einlösen.

Auf dem ganzen Weg treffen wir immer wieder Leute, die wir, wie hier üblich mit „good day“ begrüßen und erhalten prompt die Antwort „it´s a good one“. Wir wissen nicht, was geantwortet wird, wenn es in Strömen regnet. Aber die Antwort „a little pice of wind“ soll es auch geben. Zurück im Boot haben wir gerade Zeit für eine Tasse Kaffee, dann müssen (wollen) wir schon wieder los. Diesmal zum Fish + Chips Essen, welches von der Feuerwehr veranstaltet wird. Wir schlagen gegen halb fünf auf. Gerade richtig, denn später ist die Schlange der wartenden Leute bestimmt 20 Meter lang. Wir bekommen gleich einen Platz zugewiesen, schreiben unsere Bestellung auf einen Zettel und kurze Zeit später kommt unser Essen. 3 Stück Fisch und eine riesige Portion Pommes. Schmeckt alles richtig lecker, ist aber etwas viel. Für die Mahlzeit incl. Getränk und eine Kugel Eis zahlen wir schlappe 20 Dollar. Wir verabschieden uns jetzt endgültig von Martin, der sich zwischenzeitlich zu uns gesellt hat. Morgen wollen wir weiter. Bloß jetzt zurück zum Schiff und nichts tun. Wir wären gerne noch länger geblieben, aber es gibt noch so viel anderes zu sehen.

Freitag 26.07.19

 

Wäsche waschen ist angesagt. Danach gehen wir zum Park, nur um zu erfahren, dass wir uns im Tag geirrt haben. Die geführte Tour mit der Biologin ist erst morgen. Ich würde ja noch gerne so durch den Park laufen, aber Wolfgang hat es mit dem Magen und ist nicht ganz so gut drauf. Deshalb laufe ich nur eine kurze Runde und bin begeistert. Tolle Ausblicke, schöne Landschaft.

Wolfgang hat sich in der Nähe vom Strand auf eine Bank gesetzt und schnackt gerade mit einem Pärchen. Es ist so leicht, hier mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Dann gehen wir wieder zurück. Zwei Stunden Erholung an Bord und wir machen uns wieder auf den Weg – und werden mitgenommen. Eigentlich wollte die nette Lady von der Arbeit nach Hause, hatte schon den Blinker zu ihrem Haus gesetzt, sammelt uns dann aber auf fährt extra für uns zum Park. Wolfgang sitzt hinten und schmust die ganze Zeit mit Copper, einem sehr liebevollen Setter.

Im Park schlendern wir über das Gelände, ich kaufe einen Becher als Souvenir. Dafür kann ich meinen Namen für eine Tombola auf einen Zettel schreiben. Gewinnen werde ich sicher eh nichts. Es gibt ein paar weitere Gewinnspiele, aber die Regeln sind böhmische Wälder für uns. Wer kennt schon Poker Walk? Eine Band spielt richtig gute Musik. Wir beobachten die Leute, treffen wieder auf Martin, schnacken mit ihm und ein paar anderen und als die Musik zu Ende ist fährt Martin mit uns zu sich nach Hause, damit wir sein Reich auch einmal kennenlernen. Es ist ein kleines, süßes Haus, direkt am Wasser, in welchem er zur Miete wohnt.

Donnerstag 25.07.19 Borgeo

 

Wir sind wieder in der Zivilisation. Ein größerer Ort, 1100 Einwohner (für die Südküste ist er wirklich groß), eine Straße, die zum Highway führt und Internet (ganz wichtig). Dank Radar und guter Seekarten haben wir hergefunden, denn sehen konnten wir nicht viel: Nebel. Der lichtete sich

aber zum Glück, als wir uns dem Ort näherten.

Hier liegen wir wieder an einer Pier, im Marine Center. Hört sich nach viel an. Besteht aber nur aus einer Pier

und einem Travellerlift (der defekt sein soll). Zwei Leute stehen schon parat und nehmen die Leinen an. Ist doch nett. Einer davon in Kyle, er hat heute Dienst. Wir fragen ihn, ob wir hier irgendwo unsere Gasflasche füllen lassen können. Ja, wäre kein Problem, er würde uns hinfahren. Duschen und Waschmaschine gibt es auch zur freien Benutzung und sogar eine kleine Werkstatt haben sie hier, die wir bei Bedarf nutzen könnten. Ok, diesmal müssen wir fürs Liegen zahlen. 33 Canadische Doller per Nacht, umgerechnet ca. 22 Euro.

Wolfgang macht sich dran und baut die leere Gasflasche aus. Etwas schwierig, denn andauernd wird er von Einheimischen, die neugierig an die Pier kommen um einen kleinen Schnack zu halten, abgehalten. Ich gehe ins Büro und zahle für zwei Nächte. Wir sind rechtzeitig zum Sand and Sea Festival angekommen. Mal

sehen, was da so geboten wird. Kurze Zeit später kommt Wolfgang mit der Gasflasche und Kyle fährt uns zur Gasstation. Das ist doch wirklich Service. Auch da geht alles flott. Auf dem Rückweg macht Kyle noch einen Abstecher zum Nationalpark, wo auch ein Teil des Festivals stattfindet. Zurück wird die Flasche nur an Bord abgeladen und wir gehen gleich wieder los, Richtung Supermarkt natürlich und danach schlendern wir durch den Ort zurück zum Schiff.

Wir sind fast beim Schiff angekommen, da stoppt neben uns ein Auto und ein älterer Herr begrüßt uns freundlich. Wir laden ihn auf eine Tasse Tee zu uns an Bord ein. Martin O´Hara ist Brite und lebt seit

vier Jahren in Borgeo. Er ist selbst viel gereist und kann viel über Borgeo und Neufundland, erzählen.

Nur 10 Seemeilen weiter im Osten liegt Duck Island:

Montag 22.07.19 Grand Bruit oder Big Noise

 

Es geht weiter. Vorher bewundern wir aber um uns herum noch Millionen von kleinen Babyquallen. So etwas haben wir auch noch nicht gesehen. Wie eine große Wolke sieht es im Wasser aus.

Wir segeln und motoren schließlich weiter. Nach 16 sm sind wir schon wieder am Ziel. Diesmal ist es ein Geisterort. Und wieder liegen wir alleine. Wir hatten die Auswahl zwischen einem ehemaligen Fähranleger und einer Fischerpier. Wir liegen nun an der Fischerpier, die ist nicht so hoch und das von Bord gehen ist hier etwas einfacher. Der Ort sieht sehr pittoresk aus.

Fast hinter uns ergießt sich ein Wasserfall in die Bucht (daher hat der Ort auch seinen Namen, weiter oben auf einem Hügel steht eine kleine, weiße Holzkirche. Aber dieser Outpost, wie er hier genannt wird, wurde 2010

verlassen. Zurück blieben ca. 55 Häuser. Wir laufen durch diesen einsamen Ort. Er stimmt uns etwas traurig. An einem Haus treffen wir sogar noch eine menschliche Seele. Das Paar, die Farrells, kommt jeden Sommer zurück und verbringt ein paar Monate in ihrem Haus. Sie erzählen uns, dass sie freiwillig einer Umsiedlung

zugestimmt haben. Der Grund: zu wenig Kinder für eine Schule, der Ort ist nur per Schiff erreichbar, im Winter ist es sehr rau, was man jetzt bei strahlendem Sonnenschein natürlich nicht bedenkt. Aber der Hauptgrund war dann natürlich neben der Einsamkeit das Alter. Wenn ein Notfall eintritt bleibt nur der Helikopter und der wird vom Staat nicht gefördert. Jetzt leben die Meisten entweder in Port aux Basques, St. Johns oder in Burgeo. Noch an einem anderen Haus sehen wir Wäsche an der Leine flattern. So wie ich es verstanden habe,

kommen so um die 7 Paare ab und an im Sommer zurück. Der Strom ist abgeschaltet, aber sie haben einen Generator und fließend Wasser ist auch vorhanden.

Wir gehen in die Kirche. Ausgeräumt. Im Eingang regnet es schon durch, fragt sich, wie lange sie noch stehen bleibt, bis noch mehr durchrottet. Die kleine Orgel  steht noch, ein paar Tasten fehlen, spielen tut sie nicht mehr. Ein Fußhocker liegt einsam auf dem Boden und in einem Nebenraum sehen wir noch ein weißes

Gewand, vom Pastor vielleicht? Wir streifen weiter durch den Ort. Überall wachsen Wildblumen, es sieht wirklich sehr malerisch aus. Teilweise sind die Häuser sehr gut erhalten, andere fallen schon ein. Der Friedhof befindet sich auf einer kleinen Nebeninsel. Früher führte eine Brücke hinüber, diese ist aber anscheinend aus Sicherheitsgründen verbrannt worden. Jetzt kann man dorthin nur bei Ebbe kommen.

Abends machen wir noch einen kleinen Spaziergang. Wir gehen einmal um die Bucht zum Fähranleger und zurück. Auf dem Weg treffen wir Gordon.

Er ist gerade mit einem Quad unterwegs und hat Holz „gemacht“. Er hält an, um mit uns zu plaudern. Wenn er bloß nicht so schwer zu verstehen wäre. Die beiden wollen morgen für ein paar Tage auf Einkaufstour fahren, dann haben wir den Ort wirklich für uns. Er war 48 Jahre lang Fischer und hat jetzt gerade seine Lizenz verkauft. Zwischendurch geht er mit uns die kleine Anhöhe hinauf und zeigt uns auf der Friedhofsinsel ein Caribou, das dort friedlich grast. Selbst aus der Ferne können wir erahnen, wie groß er ist. Vielleicht vergleichbar mit

einem Hirsch bei uns. Er erzählt uns, dass im September, Oktober Jagdzeit ist. Viele haben hier eine Lizenz. Aber ob sie dann auch wirklich schießen gehen dürfen, hängt in Neufundland von einer Lotterie ab. Jedes Jahr wird dann ausgelost, wer letztendlich auf Jagd gehen darf.

Kelp
Kelp

Samstag 20.07.19 Little Garia Bay

 

Es geht weiter. Wir wissen aber noch nicht so genau, welche Bucht wir anlaufen werden. Wir motoren einfach los. Die Küste sieht schon toll aus. Kurzentschlossen schwenken wir einmal links ab in einen langen Arm. Dort am Ende soll es auch einen Ankerplatz geben. Die Landschaft gefällt uns ungemein. Drei Meilen geht es Richtung NE, bis wir ans Ende zu einem Ankerplatz kommen. Der Wind pustet aber das Tal hoch, das war zu erwarten. Wir sind uns nicht so recht sicher, ob der Ankerplatz für 2 Tage das Richtige ist, denn morgen soll das Wetter mal wieder schlechter werden. Also drehen wir um und nehmen dann letztlich die nächste Bucht, die Little Garia Bay. Hier liegen wir wieder ganz alleine. An Land sehen wir drei Häuser stehen, die aber anscheinend unbewohnt sind, denn Boote sehen wir nicht an den Stegen und Straßen  gibt es hier nicht mehr (übrigens auch kein Internet). Das haben wir schon auf der Landkarte entdeckt: die Hauptstraße führt fast einmal um die Insel herum, hat aber den südlichen Teil einfach ausgelassen. Hier sind einige Orte nur mit der Fähre oder mit einem eigenen Boot zu erreichen.

Donnerstag 18.07.19 Isle aux Morts

Der Tag fängt gut an. Es weht mit ca. 20 Knoten aus NW. Nicht gerade die beste Richtung hier auf dem Ankerplatz. Unser Vordermann liegt plötzlich fast neben uns, er ist ins Treiben gekommen. Jetzt fange ich an, zu grübeln. Hält unser Anker eventuell auch nicht bei diesem Wind? Immerhin haben wir es hier auch mit Kelp (Seetang) zu tun. Aber eingefahren haben wir ihn gründlich und Wolfgang meint, dass ich wieder mal zu ängstlich bin. Aber irgendwie ist mir nicht so wohl, die Felsen um uns herum sind mir zu dicht, wenn wir wirklich ins Treiben kommen, haben wir nicht viel Spielraum. Also verzichtet Wolfgang auf seine 2. Tasse Kaffee und macht das Dingi an Deck klar. Ich mache derweil die Instrumente an. Auf dem Kartenplotter sehe ich, dass wir anscheinend irgendwann doch getrieben sind. Also ist es auf jeden Fall besser, Anker auf zu gehen. Aber der sitzt bombenfest und wir kriegen ihn nur mit Motorhilfe raus. Jetzt geht das Überlegen los, wohin wir nun gehen. Raus, zum nächsten Ankerplatz? Aber bei dem Wind? Der kommt zwar von hinten, aber muss das sein? Unseren Exnachbar sehen wir im Ort an der Wharf (Pier) liegen. Es siegt der Herdentrieb, dann gehen wir doch auch dahin. Erstmal vorsichtig alles in Augenschein nehmen, Fender fertig machen und ran. Klappt alles bestens, haben aber auch Hilfe mit den Leinen. 5 Minuten später steht Mark auf der Pier und spricht unsan. Er geht gerade spazieren mit seinem kleinen Sohn und meint, wir könntengerne auf einen Tee bei ihm vorbeikommen. Ja, machen wir gerne. 10 Minutenspäter ist er wieder da und aus der Teeeinladung wird eine Luncheinladung. Undwenn wir Duschen oder Wäsche waschen möchten, können wir das bei ihm auch gerne tun. Wow, dass nennen wir Gastfreundschaft. Das mit der Wäsche nehme ich dochgleich wahr. Wenigstens einen Rucksack voll nehme ich mit, dann erklimmen wirdie Pier. Übrigens kein leichtes Unterfangen, denn wir haben ablaufend Wasserund die Pier ist schon recht hoch, bzw. das Schiff weit unten. Ich frage michschon, wie ich jemals wieder an Bord zurückkommen soll, da sehe ich am Heck eineLeiter an der Pier. Glück gehabt, dann ist das an Land kommen doch gleich vieleinfacher. Mittlerweile steht auf der Pier ein Auto und ein älterer Herr istdabei, den Müllsack aus der Mülltonne einzusammeln. Wir kommen ins Gespräch undich frage ihn, ober er evtl. der Hafenmeister ist. Ja, stimmt, die machen eshier auf Volontärbasis, ein Büro gibt es nicht. Ich frage, ob wir eineLiegebühr zahlen müssen. Ja, 3,50$. 3,50 $ den Tag? Ich frage vorsichtshalber nocheinmal nach. Ja, pro Tag, das ist ja mehr als billig. Da wir nicht wissen, wielange wir bleiben, drücke ich ihm 10 Dollar in die Hand, ich habe es nicht kleiner. Er schreibt umständlich eine Quittung aus, danach halten wir noch ein Schwätzchen. Dies ist jedoch etwas mühsam, denn er hat den neufundländischen Slang drauf. Glaube ich wenigstens, denn es ist selten, dass ich Schwierigkeiten habe, Englisch zu verstehen. Hier werden die Wörter manchmal jedoch recht komisch ausgesprochen. Wahrscheinlich mixt sich das Englische mitdem Irischen, Französischem und dann soll es auch noch so ein altartiges Englisch geben. Auf jeden Fall erfahren wir, dass wir die Uhr noch umstellen müssen, um eine halbe Stunde vor. Gut, zu wissen. Jetzt wird es auch langsam Zeit für unsere Luncheinladung. Wir halten nach einem blauen „Shed“ (Schuppen) Ausschau,das war die einzige Wegbeschreibung von Mark. Zum Ort hin, gibt es nur eine Straße und dann sehen wir auch gleich den blauen Schuppen, dahinter ein typisches kanadisches Holzhaus. Obwohl man mit der Aussage „Holz“ vorsichtig sein muss, denn oft werden die Häuser hier mit einer Holzimitation aus Plastikverkleidet. In der Ferne ist der Unterschied nicht auszumachen. Mark begrüßt uns, auf dem Herd köchelt es schon, er hat sich für uns etwas Besonderes ausgedacht. Moose. Also Elchfleisch. Dazu Reis und Erbsen und Wurzeln. Allestrocken, also ohne Soße, wie wir es normalerweise kennen. Er ist erst seit 2Jahren hier auf der Insel, vorher war er Lehrer in Labrador gewesen. Seine Frau arbeitet im 16 Kilometer entfernten Ort Port aux Basques. Die Arbeitssituation ist nicht allzu prickelnd, die Abwanderung ist groß, auch dieser Ort hier, Isle aux Morts ist von 1200 Einwohnern auf ca. 600 geschrumpft. Früher wurde von der Fischerei gelebt. Kabeljau gab es in Massen, aber das ist lange Vergangenheit. Seit ein paar Jahren expandiert zwar die Ölindustrie und auch der Tourismusfloriert mehr und mehr, aber das heißt ja nicht gleichzeitig, dass alle Ortschaften davon profitieren. Mark würde zu gerne mal wieder aufs Wasser und segeln. Gut, können wir gerne machen, aber nicht heute bei dem starken Wind. Vielleicht morgen früh? Er will schauen, was seine Frau sagt, denn zum frühen Nachmittag fahren sie für eine Woche nach St. Johns und den Kleinen müsste er auch mitnehmen….. Nach zwei Stunden verabschieden wir uns von ihm, gehen kurz zurück zum Boot und überprüfen die Leinen. Niedrigwasser ist erst um halb fünf, aber alles ist gut. Nachdem wir die Wäsche an Bord verteilt haben, sie muss noch etwas trocknen, gehen wir wieder an Land. Wir wollen den Harvey Trail nochablaufen. Dauert nur eine Stunde, ist aber sehr schön. Besuchen am Anfang des Trails das keine Visitor Center. Eine kleine Hütte mit Souvenirs und auch dortwird mit zwei Frauen ein kurzer Schnack gehalten. Nett sind sie hier wirklich alle. Wir genießen den Spaziergang in dieser schönen Landschaft. Mark kommt noch wie versprochen kurz vorbei und teilt uns mit, dass es mit dem Segeltrip nichts wird. Er muss morgen noch alles für die Reise packen, die Zeit wäreeinfach zu knapp. Schade.

Montag 15.07.19 – 16.07.19 Squid Hole Neufundland

 

So gegen 11 Uhr geht es los. Es sind ja nur 98 Meilen bis Neufundland und zu früh wollen wir auch nicht ankommen, außerdem müssen wir

auf die Tide achten, denn hier geht es durch eine schmale Enge aus der Bucht in den Gulf of St. Lawrence hinaus und da kann die Strömung schon beachtlich sein.

Wir wollen sie mit uns haben, schon alleine um Tiderips (Wind gegen Strömung= steile Welle) zu vermeiden. Die sind heute aber nun gar nicht vorhanden, denn es weht nur ein Hauch von Wind. Hinter uns kommen die dänische SY Pinta und die englische SY Selkie. Witzig, zu dritt waren damals angekommen, zu dritt

verlassen wir Breton Island wieder, diesmal allerdings nur Europäer. Wir sind gerade aus der engsten Stelle raus, da sehe ich auf dem Log, dass die Geschwindigkeit von 5 Knoten plötzlich auf 3 runtergegangen ist. Die

Geschwindigkeit ist auf GPS und Log gleich, also ist es nicht strömungsbedingt.

Scheiße, wir haben uns was eingefangen. Entgegen der Aussage, dass Nova Scotia Lobsterbojenfrei ist, wimmelt es hier am Ausgang nur so von Bojen und die sind teilweise auch im Kanal vorhanden.(Später haben wir erfahren, dass die Saison im Westen von Nova Scotia am 01.07. endet, aber im Osten erst am 17.07.) So

eine Boje haben wir uns eingefangen und schleppen jetzt den Lobsterkäfig hinterher. Zum Glück ist die Leine nicht in die Schraube geraten, aber sie hängt am Rumpf, wahrscheinlich an einer der Zinkanoden fest. Die Pinta hat unser Dilemma mitbekommen und kreist um uns herum. Das ist beruhigend denn falls wir in noch größere Schwierigkeiten geraten sollten, ist jemand da, der helfen könnte. Zum Glück haben wir hier nach dem Passieren der Enge auch außerhalb des Fahrwassers genügend Tiefgang. Wolfgang fängt die Lobsterleine, die unterm Boot straff gespannt ist (ich habe den Rückwärtsgang eingelegt) mit unserem kleinen Fallschirmanker ein und holt sie hoch. Er überlegt gerade, ob er sie einfach durchschneiden soll, hat aber einerseits bedenken, dann den Rest der Leine in die Schraube zu bekommen und andererseits wäre es Schade um die Lobster, die

dann im Käfig elendig verhungern würden. Aber Dieter, der uns ja mit der SY Pinta umkreist, hat auf der anderen Seite der Tanamera die dazugehörige Lobsterboje entdeckt, die bei uns am Rumpf hängt. Ich also dorthin und ziehe und zerre daran und plötzlich ist sie frei! Gott sei Dank. Alles zusammen wirft Wolfgang

vom Bug aus in weitem Bogen wieder zurück ins Wasser. Später sehen wir, dass an vielen Bojen eine Schwimmleine von ca. 7 Metern herumschwimmt. Das ist nun wirklich fies und jetzt wissen wir, dass wir hier sicher nicht im Nebel, im Dunkeln oder auch bei viel Welle durchfahren möchten.

Die weitere Fahrt ist ereignislos. Viel  Grossschiffahrt, die uns aber zum Glück nicht zu nahe kommt. In Landnähe kommt Nebel auf, aber die Sichtweite liegt um die 2 Meilen und später verschwindet er

ganz. Rechtzeitig sozusagen, denn wir haben die Ansteuerungstonne auf den Weg zum ersten Ankerplatz in NFL erreicht. Kurze Zeit später sind wir im Squid Hole der Inseln Isle aux Morts. Es ist eine kleine, enge Bucht, aber wunderschön. Um uns herum sind Felsen, kleine Kiefern, Gras und moosbewachsene Hügel. Wir

fahren mit dem Dingi an Land und laufen über einen weichen Teppich aus Moos und Blaubeersträuchern. Leider sind noch keine Früchte zu sehen, dafür ist es wohl noch etwas zu früh. Wenn die anderen Ankerplätze genauso sind, dann wissen wir: Neufundland gefällt uns. Seit den USA hören wir ja schon immer den Satz: weiter im Norden, in Maine, ist es viel schöner, in Maine dann, weiter im Osten, in Nova Scotia ist es viel schöner und  dort heißt es natürlich: ihr müsst unbedingt nach Neufundland, es ist viel schöner. Jetzt warten wir auf die Empfehlung, nach Grönland zu gehen und was würde danach wohl als Empfehlung kommen? Die süßesten Kirschen wachsen eben immer in Nachbars Garten.

Wobei ich sagen muss, dass mir persönlich (Wolfgang denkt da etwas anders) Nova Scotia jetzt nicht so gut gefallen hat, Landschaftlich. Es ist auf Dauer recht eintönig. Breton Island, die östlichste

Ecke, ist zwar einsam, aber die Ankerplätze sind eben langweilig, bzw. eintönig. Um einen herum nichts als Tannen, keine weitere Abwechslung. Wenigstens nicht bei den 5 Plätzen, die wir ausgesucht hatten. Klar, die Leute sind hier sehr freundlich  und auf dem einen Ankerplatz waren wir wohl die Attraktion, denn drei Kinder

auf Kanus kamen zu uns rausgepaddelt und wollten wissen woher wir kämen. So etwas hatten wir zuletzt auf den pazifischen Inseln.

Donnerstag 11.07.19 Baddeck

In Baddeck treffen sich die Segler. Ortschaften sind  hier in diesem Gebiet nicht so reichlich vorhanden und hier haben wir die Möglichkeit, frische Sachen im Supermarkt zu kaufen, endlich den Müll loszuwerden, Diesel nach zu bunkern und im Yachtclub bei Livemusik ein Bier zutrinken. Am Dock liegen schon drei Segler, wir ziehen es aber vor, zu ankern. Ansonsten ist hier noch nicht so recht viel los. Es ist ein kleiner, verschlafener Ort. Viele Restaurants, ein paar Souvenirläden. Die Hauptattraktion ist wohl das Bell Museum mit einer tollen und sehr interessanten Ausstellung  dieses Erfinders.

Mittwoch 10.07.19 Maskell Harbour

 

Kurz nach acht Uhr sind wir schon unterwegs. Wolfgang

hat sich einen kleinen Ankerplatz 9 sm entfernt auf der Nordseite der Bucht ausgesucht. Aber schon beim Reinfahren merken wir, dass es uns hier nicht so recht gefällt und machen kehrt. Weiter zur nächsten Bucht. Der Wind hat zwischenzeitlich ganz schön aufgefrischt und von Westen ziehen dunkle Wolken auf. Gut, dass wir rechtzeitig gerefft haben, denn in den Böen haben wir bis zu

27 Knoten. Ein paar Regentropfen fallen auch, aber das meiste zieht zum Glück südlich von uns weg. Maskells Harbour ist eine kleine Bucht, sehr geschützt gelegen, wie eigentlich fast alle Plätze hier.

Aber erst mal müssen wir noch 15 sm bis dorthin segeln.

Und eine Klappbrücke passieren. Die macht aber schnell auf Zuruf auf. Insgesamt sind wir zu dritt. Zwei andere Segler kommen plötzlich von links und von hinten angerauscht. Hinter der Brücke in der engeren Bucht Richtung dem Ort Baddeck wird es noch einmal etwas ungemütlicher. Der Wind kommt fast von vorn und bläst mit 22 Knoten. Düseneffekt. Wir quälen uns tapfer unter Maschine weiter. Zum Glück sind es bis zur Bucht nur 2 sm.

Montag08.07.19 Cape Breton Island – Bras D´OrLake

Endlich haben wir ein Wetterfenster und wir machen uns auf Richtung Breton Island. Es ist nur eine Nachtfahrt. Sonntagmorgen machen wir uns auf den Weg. Den ersten Tag haben wir sogar schönen Segelwind, aber während der Nacht schläft der Wind ein und die Maschine wird wiederangeschmissen.Um halb zwei treffen wir vor der Schleuse in St. Peters ein. Zwei andere Schiffe sind schon vor uns eingetroffen. Wir rufen den Lockmaster und bekommen die Info, dass wir gleich reinfahren können. In der Schleuse werden unsere Leinen vom Personal angenommen. Außerdem bekommen wir ein Zertifikat. Das wird nur dieses Jahr gemacht, denn die Schleuse feiert 150jährigen Geburtstag. Wir sind dieses Jahr das Schiff Nummer 145. Kurze Zeitspäter sind wir einen Meter gesunken, die Tore öffnen sich vor uns. Wir können noch nicht gleich losfahren, denn eine Angestellte muss erst zur Brücke fahren,die kurz hinter der Schleuse den Kanal überquert. Es ist eine Schwingbrücke und als diese auf ist, gibt sie das ok, dass wir ablegen können. Kurz nach zwei befinden wir uns im Lake Bras D´Or. Dieser große See ist umrahmt von einem riesigen Nationalpark. Der See selbst ist ca. 20 Meilen breit und 60 Meilen lang, hat aber diverse Seitenarme und Buchten, Ankerbuchten sind sozusagen an jeder Ecke zu finden. Der erste Ankerplatz den wir aufsuchen ist einsam. Das erste Mal seit Ewigkeiten ankern wir alleine, umrandet von Natur.

05.07.19 Halifax

 

Wir haben lange nichts hier eingestellt. Es ist einfach nicht so recht was passiert worüber wir hätten schreiben können. Die erste Zeit war das Wetter kalt, nass und windig. Viel haben wir in der Zeit nicht unternommen. Im Schiff lief die Heizung fröhlich vor sich hin. Morgens hatten wir so um die 11 bis 13°, nach dem Aufstehen war für mich immer die erste Aufgabe: Heizung an, damit Wolfgang es später, wenn er aufsteht, dann schön mollig warm hat.

Zwischendurch haben wir unsere GPS Antenne ersetzen können. Zum Glück hatte die Firma die Furuno Antenne auf Lager. Dann endlich wurde es von heute auf morgen sommerlich warm. Statt 16 Grad hatten wir plötzlich mit 28 Grad zu kämpfen. Die Welt sieht gleich wieder viel schöner aus und wir konnten endlich ein paar längere Spaziergänge unternehmen.

Der Golfstrom
Der Golfstrom

Donnerstag 13.06.19 Bermuda bis 20.06.19 Halifax

 

Oh Mann, was für ein Schrott mit dem Wetter. Andauernd schauen wir im Internet auf Windy und andauernd ändert sich das Wettergeschehen.

Als Option hatten wir bisher Donnerstag, Freitag oder Sonntag. Jetzt sieht es zum Wochenende gar nicht mehr gut aus. Wolfgang meint, wenn wir jetzt nicht loskommen, dauert es wieder eine Woche, er wird ungeduldig und sagt, ich hätte zu viel Angst. Dabei will ich einfach nur nicht bewusst in Scheißwetter reinsegeln. Ich schaue noch einmal die Wettersituation der verschiedenen Tage an und eigentlich ist bisher der Donnerstag, also heute, der bessere Tag. Und dann plötzlich, ganz spontan, entschließen wir uns, doch noch heute loszugehen.

Sagen schnell bei Salmón auf Wiedersehen, Hagen und Inga werden die nächsten Tage wohl nachkommen. Wolfgang fährt zum Ausklarieren und kauft von den letzten Kröten Muffins. Um fünf gehen wir Anker auf, bekommen die Erlaubnis, den Town Cut zu befahren und ab geht es. Uns kommt gerade eine Fähre entgege, dort stehen Ralf und Monika von der SY Mora und winken uns zum Abschied zu.

 

Die erste Etappe ist ganz nett. Nicht zu viel Welle und genug Wind um zu segeln. Dann, am dritten Tag, erwischt uns die erste Kaltfront. Diese bringt nicht unbedingt mehr Wind, dafür aber eine Winddrehung.

Auf einmal haben wir von NNW über N und NNE alles. Teilweise segeln wir, aber dann wird es doch eher ein Motorsegeln. Danach können wir wieder etwas segeln, aber der Wind hat abgeflaut.

Wolfgang lässt den Wassermacher laufen und geht schlafen. Ich soll drauf achten, dass der Tank nicht überläuft. Gehe auch zwischendurch nachschauen. Beim 2. Mal schauen ist das Malheur aber schon

passiert. In der Küche schwimmt die Plastikschüssel schon in der Spüle. Ich mache die Badezimmertür auf und sehe: Land unter. Die Spüle ist voll und da wir auf Steuerbug laufen, steht das Wasser auf dem Tisch, 15 cm an der Bordwand hoch, schwabbt ab und zu dann über die Kante auf den Boden. Schnell öffne ich

das Seeventil, damit das Waschbecken leerlaufen kann, dann geht es ans Aufwischen. Dabei bleibt es aber nicht, auch die Schränke müssen leergeräumt werden, auch dorthin ist das Wasser gekrochen. Ein paar Handtücher sind nass geworden, sowie Küchenrollen und Klopapier. Nicht auszudenken was gewesen wäre,

wenn wir mehr Seegang gehabt hätten. Später legt Wolfgang auch noch den Motorraum trocken. Drei Liter sind mindestens in die Bilge gelaufen.

 

Kurz vor dem Golfstrom frischt der Wind auf. 20 Knoten raumer Wind. Man sollte doch meinen, dass das zum Segeln reichen sollte. Aber kaum machen wir den Motor aus haben wir eine kolossale Abdrift gen Osten. Verstehen tun wir das überhaupt nicht. Aber es liegt wahrscheinlich einfach an der Gewalt

des Golfstroms. Die Abdrift liegt bei 30 Grad und das führt uns direkt in Richtung eines Unterwassergebirges im Strom. Da wir da nicht wissen, wie dort die Welle ist (gerade, wenn die Wassertiefe stark abnimmt, wie hier von über 4000 m auf 1500 m, kann es arg ruppig werden), wollen wir das auf jeden Fall vermeiden,

gerade im Bereich des Golfstromes. Ich meine, schon hier ist die Welle etwas konfus und höher als normal, da kann es dann dort nur noch schlimmer werden. Also lassen wir die Maschine trotz des tollen Windes laufen. Außerdem wollen wir auch so schnell wie möglich aus dem Strom raus, denn die nächste Front liegt schon auf der Lauer.

Die Front erwischt uns kurz nachdem wir den Golfstrom hinter uns gelassen haben. Diesmal ohne Winddrehung aber mit viel Regen und schwarzen Wolken. Ich rolle schon vorsichtshalber die Fock fast ganz weg und beobachte die schwarze Wolkenwand, die leider doch langsam auf uns zukommt. Nee, ich wecke lieber Wolfgang. Das Großsegel muss weg. Regnen tut es schon, nützt nichts, werden wir eben nass. Wolfgang hat gerade das Groß unten, da fegt es mit einem Mal mit 40 Knoten über uns hinweg. Dazu Gewitter, der Regen prasselt nur so herunter. Der Spuk dauert zum Glück nicht lange an, ich möchte lieber die 40

Knoten etwas länger haben, als das Gewitter, welches über uns hinwegzieht.

Danach ist der Wind dann ganz weg und wir müssen Motoren. Am vorletzten Tag gibt es, natürlich nachts, noch einmal Stress. Das VHF Gerät fängt an zu piepen und ich sehe, dass das Gerät keine GPS Daten mehr

empfängt. Auch auf dem IPAD ist die Position nicht zu sehen, na ja und auf dem Kartenplotter auch nicht. Irgendwas ist mit dem BUS System (Datenkabel) nicht in Ordnung. Die Daten bekommen die Geräte zur Zeit von dem AIS Gerät via Multiplexer (Notlösung, da unsere GPS Antenne defekt ist). Und da scheint

irgendwas zu haken. Wolfgang probiert und bastelt und zum Schluss hat er es wenigstens wieder hin, dass die GPS Daten wieder auf unseren Geräten erscheinen. Gut, wir hätten immer noch unsere IPADS mit dem internen GPS, aber es wäre erheblich umständlicher gewesen.

In der letzten Nacht verringern wir noch die Geschwindigkeit, damit wir im Hellen ankommen. Per Skype rufe ich wegen dem Einklarieren beim TCP (Zentralstelle vom Zoll/Imigration. Liegt anscheinend in Ontario) an. Gott hätte ich das bloß nicht gemacht. Der Typ war so was von unfreundlich und muffig. Er meinte ich hätte erst anrufen sollen, wenn wir am Dock liegen. Man hörte richtig sein Stöhnen über seine „Schlafunterbrechung“

durch die Leitung wabern. So ein Blödmann, freut man sich, in Canada angekommen zu sein und dann bekommt man so einen Empfang. Wir kriegen wenigstens die Erlaubnis zu Ankern. Kurz nach acht rufe ich den Armdale Yachtclub an. Wir kriegen das go, an das Dieseldock zu gehen. Bekommen ein Handy geliehen, um den TCP noch einmal anzurufen. Diesmal hatten wir aber einen Netten in der Leitung. Na, geht doch. Kurze Zeit später kommen zwei vom Zoll. Das Einklarieren geht schnell vonstatten. Können sogar unseren Apfel und

die Zwiebel behalten. Keiner war im Boot, keiner hat sich um Milchprodukte geschert, ganz anders als damals in Shelbourne. Nach dem ganzen Einklarieren wird der Dieseltank wieder aufgefüllt und um 10 Uhr liegen wir schon wieder vor Anker.

Es liegen hier noch drei andere Schiffe, viel ist noch nicht los. Auf der linken Seite beim Park werden allerdings Baumaßnahmen durchgeführt. Sind mit dem Presslufthammer dabei, das ist nicht gerade schön. Es sieht so aus, als ob sie die Landzunge, die sonst dort bei Ebbe zu sehen war, in eine Parkerweiterung umgewandelt haben. Wenigstens ist bei Ebbe jetzt kein Schlick mehr zu sehen.

 

Ach ja, hatte ich schon erwähnt, dass es verdammt kalt geworden ist? Nach dem Golfstrom wurde es stetig kälter. Nachts teilweise um die 10 Grad, tagsüber 16 Grad. Wasser 9 Grad. Jetzt scheint die Sonne und es ist ganz angenehm. Die Jeans und langen Pullover kommen aber wieder zum Einsatz. Wir machen das Dingi

fertig und fahren an Land. Als erstes gehen wir ins Armview Lokal und zelebrieren unser Ankommen mit einer großen Portion Fish and Chips. Gestärkt holen wir uns für Wolfgang einen Zahnarzttermin, dann geht weiter Richtung Shoppingcenter, Schuhe kaufen. Erst einen Tag an Land und schon rollen die Rubel. Danach kommt das weitaus schwierigere Unterfangen. Eine Prepaidkarte fürs Handy besorgen. Erst gehen wir zu Bell, da wir ja noch eine alte Karte von denen haben. Die kann aber nicht wieder reaktiviert werden. Also benötigen wir eine Neue. Aber für 1 GB sollen wir schon 40 Euro berappen. Was für ein Wucher. Aber wir sollen es mal bei einem Partnerladen probieren, dort gibt es evtl. ein besseres Angebot. Wir also zu Lucky. Und in dem Laden waren wir bestimmt 90 Minuten. Erst wollten sie uns ein tolles Angebot verkaufen, mit Rechnung und Kreditkarte und dann mit telefonischer Kündigung. Dann beim Einrichten hatten wir das gleiche Problem wie damals bei Telekom in den USA. Ohne Wohnort und Social Security No. läuft nichts. Dann eben einen anderen Anbieter, eben Lucky. 4 GB für 40 Dollar. Soll auch eine gute Abdeckung haben. (An Bord haben wir aber festgestellt, dass es mit dem Telefon megalahm ist. Haben schon die Befürchtung, dass es an unserem Handy liegt)

 

Dann bloß wieder zurück zum Boot, es reicht für heute. Am Dieseldock sehen wir schon von weitem die SY Salmón liegen. Haben Inga und Hagen es mit Ihren drei Kindern dann auch noch rechtzeitig vor dem angekündigten Sturmtief geschafft.

Dies passierte Frauen, die wegen Gezeter und Geklatsche angeklagt wurden
Dies passierte Frauen, die wegen Gezeter und Geklatsche angeklagt wurden
The Ducking Stool
The Ducking Stool
Gut, dass es das in Deutschland nicht gibt
Gut, dass es das in Deutschland nicht gibt
...und ja nicht auf dumme Gednken kommen
...und ja nicht auf dumme Gednken kommen

Sonntag 09.06.19

Andere Segler schwärmen schon von Bermuda, wir gehören jetzt auch dazu. Bisher haben wir die nördliche Ecke abgelaufen und es ist einfach nur schön - die Landschaft, die Wasserfarben, die Häuser. Die Menschen sind ungemein freundlich und hilfsbereit.

Der einzige Manko: es ist hier sau teuer. Essen gehen liegt so gar nicht drin.

Im Supermarkt müssen wir schon arg suchen, um etwas Preiswertes zu finden. Erstaunlicherweise gehörten zur günstigen Preisklasse herrlich große und leckere Muffins. Zum Glück haben wir aber noch genug Lebensmittel an Bord, so dass wir nicht verhungern werden. Da wir die Insel aber auch per Bus erkunden möchten, kaufen wir beim Touristbüro zwei Tageskarten. Damit können wir unbegrenzt Busse und Fähren nutzen. Preis: 19 Dollar pro Karte.

Mittwoch 05.06.19 Bermuda St. George

Es war nicht einer der besten Trips, die wir bisher gemacht haben. Relativ wenig Wind, im Durchschnitt um die 12 Knoten. Die erste Hälfte war gar nicht so schlecht, bei halbem Wind lief es recht gut. Der Schwell nervte jedoch, er war im Verhältnis

zum Wind einfach zu hoch und kam dazu auch noch aus verschiedenen Richtungen.

Die zweite Hälfte war ein Wechsel zwischen motoren und segeln. Der Wind drehte immer weiten auf Süd, also achterlicher Wind. Wir wurden gleich erheblich langsamer, denn bei Rückenwind brauchen wir schon mindestens 15 Knoten und nicht die müden 11, die wir hatten. Die letzten eineinhalb Tage motorten wir

und gegen Mittag konnten wir endlich Bermuda am Horizont auftauchen sehen. Bermuda Radio wurde per VHF angerufen. Per Internet hatten wir schon eine Voreinklarierung vorgenommen, aber dennoch müssen wir über VHF unsere Ankunft mitteilen. Alles läuft ausgesprochen freundlich in herrlich britischem Englisch ab. Wir erhalten die Erlaubnis, in den schmalen Town Cut einzulaufen. Dies ist ein schmaler Kanal der in die Lagune führt. Kurze Zeit später machen wir an der Ordnance Island am Dock vor dem Custom Gebäude fest und eine halbe Stunde

später ist der ganze Papierkrieg erledigt und ein paar Minuten später fällt der Anker, direkt vor dem Ort St. George.

So einen ruhigen Ankerplatz hatten wir lange nicht. Keine Welle, kein Schwell von vorbeifahrenden

Schiffen. Alle fahren total langsam vorbei, selbst die Fähren. Abends ist es totenstill, kein Lärm von Land, außer das Gezirpe von Grillen.

Dienstag 28.05.19 St. Martin

Die Warterei hat ein Ende. Die Passatwinde kommen nach einem Monat Abwesenheit endlich zurück. Viel Wind werden wir wohl nicht haben , außer in den Squalls, aber zum Segeln wird es reichen. Gestern haben wir ausklariert, morgen geht es los. 860 sm Richtung Bermuda. Ob wir dort einen Stopp einlegen, kommt auf die Wetterlage an. Ansonsten geht es weiter nach Nova Scotia, Shelburne.

Donnerstag 23.05.19

 

Nichts Neues. Wir sind immer noch hier. Aber nächste Woche……. Ganz bestimmt, oder vielleicht doch nicht??? Ein Trost ist es, dass auch noch andere Segler hier auf dem Ankerfeld liegen. Ganz alleine sind wir noch nicht.

Sonntag 19.05.19 St. Martin

 

Wir sind immer noch hier. Es ist zum Heulen und die Geduld geht uns langsam aus. Immer wieder

ziehen teilweise deftige Tiefs an Bermuda vorbei, welche Nordwind bringen und halt starke Fronten mit Regen und Gewitter. Jetzt hat sich auch noch in der

Nähe von Bermuda ein Tief mit dem Charakter eines Tropischen Lows gebildet (später Andrea, ein tropisches Tief für kurze Zeit). Zieht zwar gen Norden weg, aber muss das denn jetzt schon sein? Wir haben jetzt nächstes Wochenende angepeilt, Vielleicht. Mittlerweile sind wir schon froh, wenn wir Wetter zum Motoren bekommen. Letztes Jahr war es einfacher, hier wegzukommen. Auch die Segler, welche Richtung Azoren segeln, haben harte Zeiten. Sie haben eher mit keinem Wind, als zu viel Wind zu kämpfen.

 

Als kleine Abwechslung waren wir am letzten Freitag wieder zu Fuß in Grand Case. Ein Rundweg von ca.

10 Kilometern. Aber wir brauchten etwas Auslauf. So als Belohnung für die schweißtreibende Wanderung sah ich uns schon in Grand Case vor einem leckeren Rumpunsch oder Bier oder beides sitzen. Ja, bis mir auf halber Strecke plötzlich ein nicht sehr netter Gedanke kam: hatte ich überhaupt das Geld eingesteckt? NEIN, hatte ich nicht, wie blöd kann man, ich, eigentlich sein. Die Seifenblase mit dem Rumpunsch zerplatze, wir haben die Wanderung trotzdem durchgezogen. Wieder zurück in Marigot hat Wolfgang dann schnell das Geld vom

Schiff geholt und wir haben unseren Rumpunsch bei dem kleinen Restaurant Rosemary genossen. War eigentlich gar nicht so gut, denn der Punsch schoss direkt in die Birne. Wir hätten vielleicht doch erst etwas mehr Essen sollen oder ne größere Pause einlegen sollen. Aber lecker war er trotzdem.

Papierkrieg, Bürokratie, der normale Alltag unterwegs

 

Ein- und Ausklarieren, ein notwendiges Übel. In Europa sind wir zum Glück nicht davon betroffen, aber seit wir uns in der Karibik

herumtreiben, gehört es für uns zum Alltag. Sobald wir eine Insel die zu einem neuen Staat gehört, bzw. ein anderes Land anlaufen, setzen wir die gelbe Flagge. Jede Insel hat ein oder auch mehrere Ein- bzw. Ausklarierungshäfen. Einen anderen Ankerplatz außer dem vorgeschriebenen vorher anzulaufen, könnte, falls man erwischt wird, ganz schönen Ärger mit den Behörden bedeuten. Normalerweise

sollte dann der Captain mit den Bordpapieren und Pässen zu den einzelnen Behörden gehen. Aber das variiert von Land zu Land, in den meisten Fällen gehen

wir beide zusammen zu den Behörden und hatten bisher keine Probleme.

Die Französischen Inseln Martinique, Guadeloupe und auch St. Martin sind dabei am einfachsten zu Händeln. Irgendwo in einem kleinen Laden oder auch Bistro steht ein Computer, auf dem wir unsere Daten eintippen. Beim Besitzer, der manchmal die Pässe mit dem gedruckten vergleicht, zahlen wir einen Obolus, der so

zwischen 2 bis 5 Euro liegt. Die Franzosen sind da ganz entspannt. Aber nicht, dass ihr denkt, man könnte sich dann gleich drum drücken. Ab und zu sehen wir schon ein Patrouillenboot im Ankerfeld herumfahren, welches die Schiffe bzw. Besatzung kontrolliert.

 

Einige Länder in der Karibik sind an www.sailclear.com angeschlossen. Hier können wir online schon eine Voreinklarierung vornehmen. In St.Lucia z. B. funktionierte es hervorragend, schon alleine, weil wir an der ganzen Schlange wartender Segler vorbeigehen konnten, die alle fleißig am Formularausfüllen

waren. Allerdings ist dieses System bei einigen Einklarierungsorten noch nicht „angekommen“. Hier mussten wir trotz der Voreinklarierung doch noch fleißig Formulare ausfüllen.

 

Inseln, welche unter englischem Einfluss stehen, sind besonders korrekt. Darunter fällt z. B. Antigua. Drei verschiedene Büros müssen aufgesucht werden – in einer bestimmten Reihenfolge – trotz „Sailclear“. Dies

sind Immigration, Custom und Hafenbehörde. Die Gebühren variieren, es kommt wohl auch auf die Bootsgröße an. Im Süden ist es teurer (32,90 Euro), da auch noch Gebühren für den Nationalpark fällig sind, dies entfällt, wenn man im Norden in Jolly Harbour (12 Euro) einklariert.

Ok, Zeit muss man immer mitbringen. Aber haben wir sie nicht auch? Es ist halt irgendwie lästig sich in den Büros manchmal die Beine in den Bauch zu stehen. Keep smiling ist hier angesagt. Immer freundlich

bleiben. Ach ja und natürlich nicht in den letzten abgerissenen Klamotten in den Büros erscheinen. Das wird nun gar nicht gerne gesehen. Immerhin sitzen die Beamten alle in tadelloser Uniform in ihren Büros.

Dominica hat noch eine spezielle Regelung: hier können wir in einem Zuge Ein- und wieder Auschecken und haben dann 2 Wochen Zeit, die Insel zu erkunden. Ein toller Service, den es auch auf den anderen Inseln geben

sollte.

St. Barth ist auch recht einfach, wenn auch vielleicht  etwas umständlicher. Ankern vorn Gustavia kostet um die 7 Euro pro Tag, während das Liegen an einer Mooringboje in der Bucht Columbier nur 2 Euro kostet. Es

ist  auch möglich, schon einmal Online die Formulare auszufüllen. Allerdings gibt es wieder eine extra Seite, wo wir uns einloggen müssen: www.clairance.portdegustavia.com.

 

 In den letzten drei Jahren haben wir für´s Ein- und Ausklarieren in folgenden Ländern für unser Schiff, 10 mtr., folgendes bezahlt :Cap Verden 13€, Barbados 48€, Französische Inseln von 4 bis 10€, St. Lucia 10€,

Bequia 23,40€, Cariacou 18€, Union Island 22€, BVI 6€, Puerto Rico 17,27€ (der Betrag ist fürs Cruising Permit, welches 1 Jahr lang in den Gewässern der USA gilt), Bahamas 137€, Nova Scotia 8€

Montag 13.05.19 St. Martin

 

Nachtrag: die Wasserpumpe leckt nicht mehr, die Reparatur hat geklappt. Gott sei Dank. Dann

haben wir mittlerweile erfahren, warum der Aufbau auf der Insel so unterschiedlich

voran geht. Natürlich geht es um das liebe Geld. Während die holländische Seite

kurz nach dem Hurrikan Gelder bewilligt bekamen, mussten die Franzosen hier ein

Jahr darauf warten. Insofern wurde erst Anfang dieses Jahres massiv mit dem

Wiederaufbau begonnen.

 

Wir hingegen müssen wieder lernen, Geduld aufzubringen. Wir sind startklar, Rigg ist geprüft,

Lebensmittel gebunkert, Unterwasserschiff gereinigt und die Technik funktioniert bisher auch. Nur das Wetter, das will nicht. Richtung Azoren brechen schon viele Schiffe auf, wir sehen ihnen hinterher und möchten einfach

auch mit. Aber Richtung Norden sieht es halt nicht so günstig für uns aus. Teilweise kein Wind, dann mit einem Mal Wind von vorne. Wollen wir beides nicht. Immer wieder verschieben wir die Abfahrt. Erst hieß es Mitte dieser Woche, dann zum Wochenende und heute Morgen sah es eher nach Mitte nächster Woche aus.

Wir haben uns entschieden, von hier Richtung Bermuda zu gehen, 850 Seemeilen entfernt und von dort direkt nach Nova Scotia, ca. 700 sm. Auf eine Art ist es ja nicht ganz so schlecht, dass wir hier später loskommen. Denn zurzeit sind auf Nova Scotia für uns recht arktische Temperaturen. 13°/6°. Wärmer wird es erst

im Juni.

Immer noch in Trümmern, jetzt gibt es allerdings einen Bauzaun (müsst Ihr Euch hier denken)
Immer noch in Trümmern, jetzt gibt es allerdings einen Bauzaun (müsst Ihr Euch hier denken)

Freitag 10.05.19 St. Martin, Marigot

 

Eigentlich könnte ich jetzt den Text von 2016/17/18

kopieren. Inclusive Bilder. Same procedure as every year…… Wäsche waschen, einkaufen, Ersatzteile besorgen,

andere Segler treffen. Wir bekommen endlich den bestellten Vergaser für unseren 2 PSer Außenborder. Jetzt schnurrt er wieder wie ne eins.

Wolfgang will unbedingt vor unserer Abreise noch unsere seit mindestens einem Jahr leckende Wasserpumpe reparieren. Den Dichtungskit bekommt er innerhalb von ein paar Tagen von Yanmar auf der holländischen Seite. Die Wasserpumpe wird ausgebaut, gleichzeitig wird noch der fällige Ölwechsel durchgeführt und dabei zerbröselt der Peilstab vom Getriebeöl. Schiet. Zum Glück ist der Service bei Yanmar gut und schnell. Auf

unsere Mail wird sofort geantwortet: das Teil ist auf Lager, wir sollen wegen der Länge nur das alte Teil mitbringen. Wolfgang macht sich auf den Weg, da er auch festgestellt hat, dass er nicht den passenden Abzieher und die passende Zange fürs Zerlegen der Wasserpumpe hat. Zum Glück bekommt Wolfgang diese Teile beim ACE, einem Bauhaus auf der holländischen Seite. Solange er beim Reparieren ist, liegen wir hier sozusagen ohne Motor vor Anker. Ich hoffe derweil, dass die Reparatur auch klappt, denn oft haben wir gehört, dass die Wasserpumpe auch nach dem Dichtungswechsel weiter leckt. Wir können natürlich lustig weiter

Teile bestellen, aber irgendwann sollten wir uns hier vom Acker machen. Die offizielle Hurricansaison fängt in der Karibik am 01.06. an.

Ansonsten hat sich hier in Marigot nicht allzu viel geändert. Letztes Jahr waren ja noch erhebliche Schäden vom Hurricane Irma zu sehen. Ein Jahr später sehen wir sie irgendwie immer noch. Ok, es wird viel

gebaut, aber so richtigen Fortschritt sehen wir dann auch wieder nicht. Alles geht recht langsam voran. Viele Häuser liegen immer noch in Trümmern. Und die Trümmer liegen immer noch auf den Grundstücken. Die Besitzer kümmern sich nicht drum, oder sind weggezogen so nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ Nun gut,

wenigstens ein Bauzaun wurde um die zerlegten Häuser an der Waterfront gezogen. Aber trotzdem sehen wir beim Durchstreifen des Ortes immer noch viel Müll umherfliegen. Dabei ist die Müllabfuhr hier auf der Insel sogar kostenlos! Vielleicht sind wir auch nur typisch Deutsch. Es muss alles sauber und ordentlich sein.

Auffallend ist jedoch die Handhabung der Wrackbeseitigung in der Lagune. Auf der holländischen Seite sind fast alle Wracks entfernt worden. Auf der französischen Seite liegen dagegen viele Wracks noch überall in der Lagune herum.

Dienstag 23.04.19 Ile Fourchue

 

Szenenwechsel für zwei Nächte. Die Insel liegt nur 2 sm NW von „unserer“ Bucht, aber was für ein Unterschied zum Trubel in der Anse de Colombier. Als wir ankommen, liegen dort nur 5 andere Schiffe, später liegen wir hier nur zu zweit. Es ist ruhiger und beschaulicher, allerdings ist das schnorcheln hier durchs trübe Wasser nicht ganz so schön.

Zwischendurch machen wir uns noch mit der Tanamera auf nach Gustavia zum Ausklarieren. Auch dorthin sind es nur 3 Meilen. Wir quetschen uns zwischen  die Ankerlieger, so nah wie möglich zur Marina, damit Wolfgang es mit dem kleinen Außenborder nicht so weit hat. Nach einer knappen Stunde ist er schon wieder

zurück und wir um bummelige 7 Euro ärmer. Dies ist die Ankergebühr, die hier in Gustavia pro Tag/Nacht fällig ist. Nicht so richtig nachvollziehbar, wenn man bedenkt, das das Liegen an einer Mooring in den anderen Buchten nur 2 Euro kostet…….

Die letzte Nacht in Ile Fourchue wird dann leider noch sehr nervig. Wir haben keinen Wind und das heißt wiederum, dass Tanamera mit der Strömung mal hierhin, mal dorthin an der Mooring treibt. Nur die Boje, die

treibt nicht im gleichen Rhythmus und so macht es während der Nacht mal von links, mal von rechts an der Bordwand Bäng, Bäng, Bäng. Um sechs Uhr morgens hauen wir ab Richtung St. Martin.

Donnerstag 18.04.19

 

Hatte ich was von beschaulich geschrieben? Gestern Nacht war das ganz bestimmt nicht der Fall. Unser Nachbar, eine kleine 45 Meter Motoryacht hatte einen Karaoke Abend. Und damit jeder in der Bucht auch

mitkriegen konnte, was für „tolle“ Stimmen die Sänger hatten, waren die Außenlautsprecher angeschaltet. Einfach nur frech.

Heute Nachmittag geht die Yacht aber dann zum Glück Anker auf und die nächste Yacht nimmt ihren Platz ein. Begleitet von 2  Jetskiern. Das ist nun absolut verboten im Naturpark und wir schauen sie giftig an. 15 Minuten später schleicht sich ein schadenfrohes Lächeln auf unsere Gesichter. Ja, sorry, aber diese Dinger sind für uns und auch für viele andere Segler einfach ein rotes Tuch. Wir sehen ein Patrouillenboot des Naturschutzparkes in die Bucht fahren. Zielstrebig fährt es auf die Jetskifahrer zu und kassiert sie ein. Mit einer Verwarnung kommen sie wohl nicht weg, denn es dauert ziemlich lange, bis sie sich wieder trennen. Weiter

geht es zum nächsten, diesmal ein Wasserskifahrer. Es ist das erste Mal, dass wir sehen, dass solche Zuwiderhandlungen auch geahndet werden. Auch die  nächsten Tage beobachten wir das Patrouillenboot. Die nehmen es hier wirklich ganz genau und wir finden es gut. Nur so kann man auch Naturschutz wirklich

umsetzen.

Ein tierisch guter Tag:

Gustavia
Gustavia

Dienstag 16.04.19

 

Um 9°° fahren wir mit dem Dingi an Land und machen uns auf den Weg. Laut Mapsme liegt Gustavia ca. 5 Kilometer entfernt. Aber

Gott, diese haben es in sich. Es ist heiß und wir wissen jetzt, dass St. Barth nur, aber wirklich nur aus steilen Hügeln besteht. Ich habe das Gefühl, wir

laufen immer bergan. Auf dieser kleinen

Insel herrscht ein enormer Autoverkehr.

Und bauen tun sie hier. In jeder Ecke wird entweder angebaut, umgebaut oder ganz neu gebaut. Jeder Fitzel Erde dieser Insel wird genutzt. Gustavia selbst ist ganz nett, aber nicht meine Welt. Einfach zu teuer. Butiken, Juweliere, Designerware. Klar, wenn man die Schiffe draußen vor Anker sieht, ist es kein Wunder, das Klientel ist hier nun einmal um ein paar Millionen reicher. Wir machen eine Runde durch den Ort und dann geht es schon wieder zurück in unsere beschauliche, ruhige Bucht.

Sonntag 14.04.19

 

Doch, es ist wirklich schön hier. Der Ankerplatz ist

landschaftlich schön gelegen und durch das kommen und gehen der vielen Schiffe gibt es immer wieder etwas zusehen. Wir machen einen Spaziergang an Land.

Unsere Bucht ist als Marinenaturschutzgebiet deklariert. Yachten dürfen in der Bucht nur 7 Tage bleiben, dann müssen sie wenigstens für eine Nacht die Bucht

wechseln. Ob das überhaupt jemand kontrolliert? Ankern ist hier in der Bucht auch nur in ganz bestimmten Ecken erlaubt, bloß hält sich niemand daran. An Land

gibt es einige Wanderwege. Sie haben alle eins gemeinsam: diese Wege gehen teilweise ganz schön steil nach oben oder unten. Aber die Ausblicke sind schon

grandios. Heute machen wir nur eine kleine Runde, die nächste Tour soll dann direkt nach Gustavia gehen, dafür müssen wir nur mal etwas früher aufstehen.

Freitag 12.04.19

 

St. Barth – Tummelplatz der Reichen, oder auch klein Monaco. Die Schiffe haben hier alle Größe XL oder XXL, selbst die Beiboote kann man nun wirklich nicht mehr Dingi nennen. Wir liegen in dieser schönen Bucht an einer Mooring. Diese sind hier auf St. Barth durch die Marineparkgebühr bezahlt.

Es herrscht hier ein stetiges kommen und gehen von Schiffen aller Größen. Neben uns ankert die Motoryacht Loon. Mit Wasserspielwiese und Wasserrutsche. Wir wollen schon fast rüber und fragen, ob wir nicht auch mal die Wasserrutsche benutzen dürfen. Dann aber überlegen wir uns, ob wir die Loon nicht chartern wollen. Der Preis ist akzeptabel. Für das 47 Meter lange“ Ungetüm“ sind es nur 143500 US Dollar. Die Woche! Plus Nebenkosten natürlich. Das kann man sich doch mal leisten.

Ansonsten ist die Bucht sehr schön gelegen. Wolfgang macht sich aber erst einmal auf den weiten Weg nach Gustavia. Das Einklarieren wird am Computer erledigt, allerdings wieder auf einer anderen Webseite www.clairance.portdegustavia.com. Beim Port Captain stehen dafür 4 PC´s zur Verfügung. Fürs

ganze zahlen wir 23 Euro, wovon 11 Euro für die Marineparkgebühr anfallen. Wolfgang ist vom Ort ganz angetan. Wenn der Wind endlich einmal etwas nachlässt, wollen wir beide mit dem Dingi noch einmal hinfahren. Oder wir laufen, es soll einen kleinen Wanderweg dorthin geben. Ein paar Tage bleiben

wir hier bestimmt noch.

St. Barth, Anse du Colombier
St. Barth, Anse du Colombier

Donnerstag 11.04.19 St. Barth, Anse de Columbier

 

Es sollte wohl nicht sein. Jetzt erinnern wir uns wieder, dass es verschiedene Arten des

„rollens“ gibt. Rollen im“ normalen“ langen Schwell und rollen in einer kurzen steilen Welle. Und das zweite ist doppelt so unangenehm, haben wir in der Nacht wieder einmal feststellen müssen, da das Schiff jedes Mal elendig hin- und herruckt. Ich kann Euch sagen, schön ist etwas anderes. Da der Wind immer noch aus SE bläst, entscheiden wir uns notgedrungen St. Kitts links liegen zu lassen. Alle Ankerplätze sind nur mangelhaft gegen diese Windrichtung und Welle

geschützt. Dabei sieht St. Kitts interessant aus und wir bedauern es, hier nicht länger verweilen zu können.

Insgesamt 50 sm liegen bis St. Barth vor uns. Halber Wind, gute 20 Knoten. Es ist eine ruppige Überfahrt. Vor dem Hauptort Gustavia auf St. Barth ist es durch die Windrichtung auch nicht gerade vorteilhaft zu liegen, denn die Welle lässt die Ankerlieger ordentlich schaukeln.

Das hatten wir uns schon gedacht und so gehen wir weiter in die nördliche Bucht Anse du Colombier. Hier liegen wir wie in Abrahams Schoß. Wolfgang will morgen früh mit dem Dingi die 2 sm zum Ort

fahren, um einzuklarieren.

Manchmal denkt man, man hat alles dabei und dann, oh Schreck, die richtige Gastlandflagge ist weg. Aber selbst ist die Frau. Man nehme ein Bild der Flagge und druckt es aus. Dann kommt der Vakuumierer zum Einsatz, danach noch Segeltape und fertig ist die Flagge. Hält je nach Wind bis zu zwei Wochen. Wir haben sie abends eingeholt, dann wird sie noch mehr geschont.

Nevis adieu
Nevis adieu

Mittwoch 10.04.19 Charlestown, Nevis

 

Morgens um sechs ist die Welt noch in Ordnung - wenn es in Montserrat  nicht regnen würde. Wolfgang wirft noch einen Blick auf die Pier und ist sich nicht so ganz sicher, ob das der geeignetste Platz fürs Dingi ist. Kurzentschlossen entscheiden wir uns, weiterzugehen. Schade, so eine Tour über die Insel wäre sicher sehr interessant gewesen. Aber vielleicht kommen wir ja noch einmal in diese Ecke und dann mit einer besseren Zeitplanung.

St. Kitts und Nevis ist die nächste Inselgruppe.

Wieder um die 40 sm entfernt. Wir segeln nur mit der Genua. Der Wind kommt aus SE und bläst mit 20 Knoten. Angesagt war E mit 15 Knoten. Auch auf das Wetter ist kein Verlass mehr. Wir schaukeln uns so vorwärts, die Welle schüttelt uns teilweise ganz schön durch. Dann sind wir im Leeschutz der Insel Nevis. In Nevis wollen wir nicht einklarieren, da wir gehört haben, dass es hier besonders kompliziert sein soll. Online kann man auch hier schon mit www.sailclear.com die Voreinklarierung vornehmen. Nur das die Beamten in Nevis dies anscheinend nicht akzeptieren. Sie wollen dass auch die Segler dies nur mit dem APIS System online machen. Und APIS ist eigentlich nur für die

Großschiffahrt gedacht. Auf so viel Tamtüddelkram haben wir keine Lust und online sind wir zurzeit auch nicht. Auch realisieren wir, dass wir Basseterre auf St. Kitts, wo wir einklarieren wollen, bei diesem Wind nicht anlaufen können. Der Ort ist gen Süden offen und bei diesem Wind und der Welle dort vor Anker liegen? Nein danke. Wir entscheiden uns, erst einmal vor Nevis in einer etwas geschützteren Bucht vor Anker zu

gehen. Die gelbe Flagge ist oben, von Bord gehen ist nicht drin, denn dann müssten wir ja einklarieren. Auf eine Art schade, denn wir liegen vor einem 2 Kilometer langem weißen Sandstrand. Sieht wirklich nicht schlecht aus. Wir halten Kriegsrat und entscheiden uns, morgen ganz früh Richtung St Kitts zu segeln, von hier sind es ca. 10 sm, und dann vor Ort schauen, ob Ankern vielleicht doch drin ist. Wenn ja, bleiben wir noch eine Woche hier, ansonsten gehen wir weiter nach St Barth, weitere 50 sm von hier entfernt.

Montserrats immer noch aktiver Vulkan: es stinkt zum Himmel
Montserrats immer noch aktiver Vulkan: es stinkt zum Himmel

Dienstag 09.04.19 Little Bay, Montserrat

 

Keine schlechte Überfahrt – und schnell. Aber es

stinkt zum Himmel. Wenigstens wenn man an der Lee- und Südwestseite von Montserrat herumfährt. Der Vulkan ist immer noch aktiv. Zwar nur noch Gefahrenstufe 1, aber er raucht halt und stinkt fürchterlich nach faulen Eiern. Um 15°°

werfen wir den Anker in Little Bay. 7 andere Segler ankern hier schon. Die Bucht ist nicht sehr groß (wenn man´s genau nimmt ist selbst unser Vorgarten größer) und somit schon fast voll. Weiter hinten ist zwar noch Platz, aber dort würde man schon auf ca. 12 Meter Tiefe und mehr ankern. Außerdem ist es ungeschützter. Wir haben gerade einen schönen Ankerplatz gefunden und Wolfgang macht an Deck alles fertig. Ich bin dabei Mittag zu machen, da ruft uns Montserrat Port Control. Wir ankern im Eingangsbereich der Pier, also im Fahrwasser erzählt uns der Hafenkapitän und da ein Containerschiff erwartet wird, würden sie uns doch bitten, uns etwas

weiter südlich zu verlegen. Na gut, wenn die uns schon so freundlich auffordern, außerdem ist ein Containerschiff stärker als wir, kommen wir der Aufforderung doch gerne nach. Appropos Containerschiff? Wo soll das denn anlegen? Die Pier hat gerade Platz für zwei kleine Inselfähren. Lassen wir uns mal überraschen. Wir verlegen uns also weiter südlich, netterweise geht gerade ein Österreicher Anker auf. Nehmen wir

doch gleich seinen Platz ein. Nach dem Mittagessen sind wir dann am Überlegen, wie wir das mit dem Einklarieren machen wollen. Wir haben uns mit unserer Planung etwas vertan. Wir wollen ja wegen der

Overtime (Nacht- und Wochenendzuschlag sowie außerhalb der Öffnungszeiten), die heute anfallen würde, erst morgen früh einklarieren. Donnerstag wollen wir aber schon wieder weg. Erstens weil es sonst wegen dem Wochenende im nächsten Hafen in Nevis wieder Probleme mit Overtime gibt. Zweitens soll es zum Wochenende wieder mehr blasen und dann kann dieser Ankerplatz recht ungemütlich werden und das Anlanden mit dem Dingi erst recht. Erst denken wir an ein ein- und ausklarieren am gleichen Tag. Aber macht das Sinn? Eine Tour über die Insel würde zeitlich auch nicht klappen und den ganzen Aufwand nur um einen

Spaziergang durch den Ort zu machen?

Zwischenzeitlich ist das „Containerschiff“ angekommen. Die Bezeichnung ist etwas hochtrabend. Eigentlich handelt es sich um ein großes Landungsboot, das wirklich ein paar Container geladen hat. Er passt auch gerade

so mit Unterstützung seiner Ankerkette an die Stirnseite der Pier.

Samstag 06.04.19 Deshaies

Vom Regen in die Traufe, oder wie hieß das noch einmal? Gestern Nacht war es rollig, heute Nacht hat es „nur mit 35 Knoten(8Bft) geblasen. Es ging richtig zur Sache. Wolfgang hat das Meiste verschlafen, der Glückliche, ich bin natürlich wieder nachtwandern gegangen. Im Vorschiff war es mir einfach zu laut und zu unruhig. Ein paar Schiffe sind anscheinend ins Treiben gekommen, haben es aber rechtzeitig gemerkt und haben um geankert. Kein Spaß bei diesen Konditionen. Auch morgens bleibt es noch pustig. Mit unserem Landgang wird es erst einmal nichts. Die Welle hat es selbst hier in der doch recht geschützten Bucht in sich. Jetzt haben anscheinend auch mehrere Segler ihr UKW Funkgerät vorsichtshalber angemacht. Wir hören einen Rundruf: ein kleiner Trimaran ist ins Treiben gekommen. Die Tröten kommen wieder zum Einsatz. Diesmal mit mehr Erfolg. Vielleicht, weil der Trimaran sehr weit vorne lag und weit mehr Schiffe in Gefahr geraten, von ihm getroffen zu werden? Schnell sind ein paar Segler mit ihren Dingis auf dem Weg, um den Trimaran wieder einzufangen. Dessen Skipper hatte wohl einen besonders guten Schlaf, denn er ließ sich draußen erst blicken, als das Schiff von den anderen Dingis sozusagen umzingelt war. Wir schmeißen vorsichtshalber unseren Motor an und weichen etwas aus. Glück gehabt. Einige Zeit später ist der Trimaran unter Kontrolle. Dessen Anker hatte sich in der Kette einer holländischen Segelyacht, die direkt hinter uns lag verfangen. Etwas später tuckert er mit eigener Kraft wieder zu seinem alten Ankerplatz. Nachmittags beruhigt sich das Wetter etwas und wir machen das Dingi klar. Wollen etwas Gemüse nachkaufen und einfach mal die Beine vertreten. Aber es ist schon Mist, wenn man Einkaufen fahren will und das“ Auto“ springt nicht an. Irgendwas stimmt mit der Benzinzufuhr am Außenborder nicht. Er ist ganz einfach abgesoffen. Ich verzieh mich wieder ins Schiff, Wolfgang holt Werkzeug. 30 Minuten später hör ich den Motor wieder lustig tuckern. Landgang gerettet. Lange vorgehalten hat die Reparatur allerdings nicht, denn eine Stunde später: wir wollen zurück zum Schiff, springt er wieder nicht an. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Also ist rudern angesagt. Zum Glück haben wir Rückenwind, wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht an der Tanamera vorbeigetrieben werden, denn der Wind hat wieder aufgefrischt.

Freitag 05.04.19 Deshaies, Guadelupe

 

Die Nacht war wieder schön rollig. Wir hauen ab, ohne Frühstück. Gegen Mittag sind wir in Deshaies. Ist noch nicht besonders voll in der Bucht. Wir finden einen guten Ankerplatz bei acht Meter Wassertiefe im

Mittelfeld. Morgen wollen wir an Land. Heute machen wir Kinotag und beobachten andere bei deren Ankermanövern. Anker rein, kurze Zeit später Anker wieder hoch da er nicht hält. Anderen Platz gesucht und das gleiche Spiel fängt von vorne an. Ein Schiff kreist immer ums Ankerfeld rum, dann endlich hat es einen Platz gefunden. Zwei Stunden später schaue ich aus dem Fenster und sehe das besagte Schiff an uns vorbeitreiben. Das Dingi hängt nicht dran, das bedeutet: keiner an Bord. Unser Dingi ist selbst noch gut an Deck verstaut, wir können leider nicht helfen. Ich starte einen Rundruf auf UKW, bekomme aber nur Fort du France Radio aus Martinique zu fassen. Die können nun wirklich nicht helfen. Dann kommt unsere Tröte (Nebelhorn) zum Einsatz. Die sollte nun wirklich schlafende Hunde wecken. Aber nicht hier in Deshaies. Die Segler sind anscheinend alle schwerhörig oder gut im Ignorieren. Unsere Nachbarin, sie ist alleine an Bord,

kann auch nicht helfen unterstützt uns aber mit der Tröte. Immer noch keinen Erfolg. Das treibende Schiff schlängelt sich mittlerweile gekonnt an anderen Ankerliegern vorbei. Ein anderer Nachbar kommt mit seinem Dingi ANGERUDERT. Alle Achtung, er schafft es wenigstens, noch drei weitere, motorisierte Dingis

zu mobilisieren. Die schaffen es mit Müh und Not, das Schiff zu sichern bevor  es auf und davon treibt. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass nicht mehr Leute zur Hilfe geeilt sind, Dingis standen nun wirklich genügend zur Verfügung. Die Hilfsbereitschaft ließ heute sehr zu wünschen übrig!!!

Donnerstag 04.04.19 Guadeloupe, Pigeon Island

 

Seit Sonntag liegen wir wieder in einer kleinen Ankerbucht in der Nähe der kleinen Inseln Pigeon. Der Schnorchel- und Tauchtreff Guadeloupes liegt im Reserve Cousteau dem Seenationalpark den

Jacques-Yves Cousteau gegründet hat. Auch wir fahren mit dem Dingi zur Insel und tummeln uns zwischen den Fischen und den anderen Schnorchlern und Tauchern. Aber auch in der Nähe von unserem Ankerplatz gibt es viel zu sehen und die nächsten Tage schnorcheln wir dort bequem vom Schiff aus. Dabei müssen wir Acht

geben, nicht von Schildkröten „umgeschwommen“ zu werden. Hier ist es auch das erste Mal, dass wir beim Schnorcheln einige kleine Squids (Tintenfische) sehen, die aber ganz schnell vor uns flüchten.

Seit Dienstag ist es auf unserem Ankerplatz allerdings unangenehmer geworden. Aus Süd kommt eine Schwellwelle in die Bucht, dazu ist das Wetter auch nicht gerade prickelnd, denn über uns ziehen viele schwarze Wolken aus denen es immer wieder regnet. Fast zwei Tage verbringen wir schön gemütlich auf der Couch, denn dort merkt man die Schaukelei noch am wenigsten.

Am 2. Tag werden wir aus unserer Lethargie von unserem Schiffsnachbarn herausgerissen. Er fragt an, ob bei uns alles in Ordnung ist, weil er so lange von uns nichts gesehen hat. Nett, oder? Zeigen wir doch gleich mal „Flagge“ und gehen schnorcheln. Bin kaum im Wasser, werde ich „gebissen“ Puh, tut das weh.

Der/die Übertäter sind Sea lice, kleine Baby Quallen, die besonders am Ende der Saison auftreten, wenn das Wasser wärmer wird. Und nein, der Name Baby täuscht, sie sind definitiv NICHT süß. Sie sind so klein, dass man sie nicht sieht, dafür fühlt man sie aber umso mehr. Übrigens werden diese kleinen Dinger gerne von Schildkröten verspeist. Normalerweise sollte man die betroffene Stelle gleich mit Essig oder heißem Wasser behandeln. Hab ich nur gerade nicht dabei. Später sehe ich dann am Oberschenkel schöne rote Quaddeln. Schmerzen tut es abends nicht mehr, nur jucken.

Mittwoch 27.03.19 Guadeloupe, Les Saintes

 

Wir entschließen uns, heute Richtung Süden zu den

Inseln Les Saintes, zu segeln. Der Wind soll moderat aus 100° wehen. Das geht bei unserem abgesteckten Kurs gerade so. Kurz nachdem der Anker oben ist und Wolfgang das Groß setzt, sehen wir im SE eine nette schwarze Regenwand auf uns zukommen. Muss das gerade heute sein? Vorsichtshalber setzt Wolfgang doch lieber ein Reff ins Groß. Zum Glück kommt nicht viel Regen runter und die

Schauerböen sind mit 20 Knoten noch ok. Aber es kommt noch besser. Kaum sind wir aus der Lagune heraus und nehmen Kurs auf die Les Saintes, kommt der Wind nicht wie angesagt aus 100°, sondern von vorn! Das kann doch wohl nicht wahr sein. Dazu haben wir auch noch eine hohe ekelhafte Kabbelsee. Mit Groß und unter Maschine quälen wir uns voran, teilweise mit nur 3 Knoten. 20 Seemeilen liegen vor uns. Wir haben aber Hoffnung, dass der Wind nur wegen der Landmasse von Guadeloupe so verrückt spielt. Ihr erinnert Euch, die Insel ist wie ein Schmetterling geformt und zwischen den Flügel herrscht wohl so eine Art Winddüse. Und richtig, nach 10

Seemeilen, wir haben kaum den südlichsten Punkt von Guadeloupe erreicht, dreht der Wind nach

Ost auf die versprochene Windrichtung. Wir können Segeln. Motor aus und Genua gesetzt- was für eine Ruhe. Auch die Welle ist angenehmer geworden. Gegen drei Uhr nachmittags laufen wir die vorgelagerten Inseln an und nehmen uns vor dem Ort Bourg des Saintes auf Terre De Haut eine Mooringboje. Ankern ist hier in

diesem Gebiet nur an wenigen Stellen möglich, da verboten oder zu tief. Aber da die Bojen nur 10 Euro die Nacht kosten, gönnen wir uns diesen Luxus.

Eindrucksvoll: ein Baum mit Tillandsien:

Touristoffice oder Fort Knox???
Touristoffice oder Fort Knox???

Sonntag 24.03.19

 

Die Stadt ist nicht sehr attraktiv – finden wir. Die

Straßen sind alle im Karree angelegt, verlaufen können wir uns wirklich nicht.

Viele kleine Läden mit Kleidung, Souvenirs, Chinaläden, dazwischen kleine Imbissstuben, Restaurants. Die Stadt macht auf uns einen eher verwahrlosten Eindruck. Schade, denn die Häuser, wenn sie man mal einer renovieren würde,

könnten echt schickt aussehen. Viele haben gusseiserne Balkone. Aber überall

bröckelt es und etwas Farbe könnte sicher auch nicht schaden. Der erste Weg führt uns zum Tourist Office. Es soll das schönste Haus hier im Ort sein – na ja. Haben die mitten am Vormittag geschlossen denn die Tür lässt sich nicht öffnen? Nein, da ist eine Klingel und nachdem drücken der selbigen öffnet sich für uns die Tür. Haben die etwa Angst geklaut zu werden? So etwas haben wir bisher höchstens in einer Bank oder in einem Schmuckgeschäft erlebt. Begeistert

sind wir allerdings vom Obst- und Gemüsemarkt. Eine riesige Auswahl an allen möglichen Sorten von Grünzeug. Nicht gekühlt und auch noch relativ günstig. Wir schlagen zu.

Nachmittags fahren wir zum 2. Dingidock, der im Marinakomplex liegt. Dort schauen wir uns kurz um. Das Marina Areal ist ganz schön groß. Wir suchen einen Waschsaloon, finden aber zuerst nur wieder Bars

und Restaurants mit recht eindrucksvollen Preisen. Dazwischen endlich die Wäscherei. So ein Pech, keine Selbstbedienung, die Wäsche wird dort nur abgegeben. Nein, das wollen wir nicht, ist uns auch zu teuer. Weiter außerhalb werden wir dann endlich fündig. Jetzt wissen wir, was wir morgen vorhaben.

Leben mit der Großschiffahrt:

Nicht nur das Schleswiger Theater hat Probleme.....
Nicht nur das Schleswiger Theater hat Probleme.....

Donnerstag

21.03.19 Guadeloupe, Pointe-a-`Pitre

 

20 Meilen weiter gen Nordwesten liegt die größte Stadt Guadeloups Pointe- a- Pitre. Die Insel ist ja wie ein Schmetterling geformt, der Ort liegt genau in der Mitte im Süden der Insel. Obwohl die Stadt die meisten Einwohner aufweist, ist sie nicht die Hauptstadt. Durch eine recht schmale Durchfahrt geht es in eine größere Lagune. Links sehen wir schon diverse Schiffe vor Anker liegen. Sieht dort recht nett aus, aber der Weg zum Dingidock ist leider recht weit, wir schauen also nach einem Platz auf der rechten Seite. Nach einigem hin und her finden wir einen Platz.

Aber als der Anker unten ist, fühlen wir uns nicht so richtig wohl. Hinter uns liegt ein Kat, dem wir immer wieder vor die Nase schwojen. Aber erstmal Essen fassen. Uns knurrt der Magen. Danach entscheiden wir`, uns einen anderen Platz zu suchen. Uns ist das Glück hold, gerade geht ein großer Trimaran Anker auf. Der Platz ist unser! Ja, hier ist es viel besser und wir liegen jetzt auch etwas mehr unter Landschutz. Szenisch lässt es hier allerdings zu wünschen übrig. Viele abgewrackte Schiffe liegen vor Anker oder an Moorings, am Ufer halb abgesoffene Schiffe. Aber auf der Fahrwasserseite ist immer gut was los. Container- und

Kreuzfahrtschiffe passieren uns im Abstand von vielleicht 100 Metern. Dennoch ist der Ankerplatz ruhig, denn da diese uns sehr langsam passieren und auch die Fähren hier gesittet fahren, ist die Bugwelle kaum zu spüren.

Dienstag 19.03.19 Guadeloupe, Insel Marie Galante

 

Auf zu neuen Ufern. Das Wetterfenster ist günstig. 20 Seemeilen sind es bis zur Insel Marie Galante. Diese liegt relativ weit östlich von Guadeloupe, so dass es meist mühsam ist, gegen den Passatwind dort hin zu

segeln. Aber wir haben Glück, der Wind bläst moderat aus der richtigen Richtung und wir haben einen richtig schönen Segeltag. Die Insel gehört zu Guadeloupe.

Wir freuen uns darauf, wieder Internet und Telefon zu haben. Aber Pustekuchen. Kein Empfang. Weder das eine Handy, noch das andere Smartfone funktioniert. Na gut, dann eben nicht. Optisch sieht es hier ganz nett aus. Das Wasser ist herrlich klar. Wir ankern auf 7 Meter und sehen unseren Anker ganz gut. Vor uns weißer Sandstrand. Die Insel selbst ist rund und nicht sehr hoch. Sie hat daher auch den Spitznahmen

Pfannkuchen von Guadeloupe. Recht passend. Der kleine Ort ist aber mehr als verschlafen. Nichts los. Wir hatten gehofft, wenigstens mal ein Fahrrad mieten zu können, aber auch da Fehlanzeige. Schade. Wir harren noch zwei Tage hier aus, segeln dann aber weiter gen Nordwesten. Der Ankerplatz war uns auf Dauer doch

etwas zu sehr dem Schwell ausgesetzt.

17.03.19 Dominica Portsmouth

  

Mittlerweile ankern wir wieder vor  Portsmouth auf Dominica. Wir kommen gerade zur PAY´s Appreciation Woche (Dankeschön Woche an die Segler die Dominica geholfen haben) und dem Salty Dawg Treffen, hier in Portsmouth an. Die Bucht ist voller Segler. 80 Schiffe zählen wir. Was für ein Unterschied zu Januar 2017, wo es höchstens einmal 13 Schiffe hierher verschlug. Das letzte Mal waren wir hier Weihnachten vor einem Jahr, kurz nach dem Hurrican Maria. In dem vergangenen Jahr hat sich hier gut was getan. Die PAY´s haben wieder Mooringbojen ausgebracht. Der Pavillion (Seglertreff) ist wieder intakt und dahinter gibt es jetzt von Seabird, einem PAY´s Mitglied, eine Bar/Restaurant. Vieles ist repariert worden. Straßenarbeiten sind in Gang und auch die beiden großen Resortprojekte sind schon weit fortgeschritten.

 

Schade, dass wir nicht zu Beginn der Eventwoche angekommen sind. Wir hätten uns gerne an einigen Projekten beteiligt. Immerhin schafft Wolfgang es noch, bei der Herstellung von drei weiten Mooringbojen mitzuhelfen. Übrigens sind in dieser Woche die Mooringbojen frei.

 

Wir nehmen an dem Mittwochs BBQ der PAY´s teil. Wie immer superlecker. Der Rumpunsch, der dazu serviert wird, hat es allerdings in sich.

 

Am Freitag gehen wir zum Aussichtpunkt Mal-En-Gemma. Logischerweise befindet der sich auf einem Berg. Höhenunterschied ca. 350 Meter. Es geht steil bergauf. Aber aufgeben bei der Hitze, nein, wir halten durch und schnaufen uns langsam Meter für Meter zum Aussichtspunkt hoch. Oben angekommen stellen wir fest, dass die Aussicht von hier ganz nett ist, aber von weiter unten trotzdem besser war. Na gut, wir brauchten eh Bewegung.

 

Am Samstag findet im Fort Shirley das Abschiedsdinner statt. Für die Segler frei, denn  Essen und Getränke sind vom Governement (Regierung) gesponsert worden. Wir machen uns fein. Kleid für mich und lange Hose für Wolfgang, das muss heute sein. Unter Zelten und unter der Veranda wurde alles festlich eingedeckt. Das haben die wirklich sehr nett gemacht. Eine Suppe wird serviert. Für  den Hauptgang geht es zum Büffet. Creolischer Fisch und Schweinefleich süss sauer, dazu diverse Beilagen. Der Nachtisch wird wieder serviert. Getränke sind frei. Zwischendurch werden natürlich Reden gehalten, unter anderem vom Director of Tourism. Auch ein Diskjockey ist

vorhanden, nur leider, die Musik, die zwar echt toll ist, ist zu laut um sich gut unterhalten zu können. Wie schon am Mittwoch wird eine Tombola veranstaltet. Wieder kaufe ich Lose, nur um diese als „Entwicklungshilfe“ auszubuchen.

Alles in allem war es ein gelungener Abend und eine sehr nette Geste.

 

 

11.03.19 Martinique, St. Pierre

 

Langsam, gaaaanz langsam arbeiten wir uns gen

Norden vor. Einen Zwischenstop legen wir noch in Fort de France ein. Wir haben das so geplant, dass wir an einem Sonntag dort ankommen. Denn unser Gedanke: Sonntag werden dort weniger vor Anker liegen, denn in der Stadt ist an diesem

Tag nichts los. Hah! Da lagen wir aber so was von falsch. Der Ankerplatz ist voll. Unseren bevorzugten Platz unter Land können wir uns abschminken. Wir

müssen weiter draußen vor Anker gehen, quetschen uns noch in eine Lücke. Wenn

wir nicht noch ein paar frische Lebensmittel brauchen würden, wir wären schon

nach ner Stunde wieder weg. So unruhig haben wir diesen Platz noch nicht erlebt. Vielleicht, weil wir noch nie weiter draußen geankert haben? Auf jeden Fall haben wir eine chaotische Welle hervorgerufen durch Windwelle, Welle gegen Strömung und Welle von den Fähren. Einen Tag müssen wir noch aushalten. Nachts wird es zum Glück ruhiger, dann fahren die Fähren nicht und wir können mal Luft holen. Zum

Nachmittag wird es an Land laut. Wolfgang wundert sich über die Menschenmenge.

Laute Musik schallt zu uns rüber. Ich google mal, was das wohl für ein Fest sein könnte. Karneval bis Mittwoch!! Kein Wunder, dass es hier so voll ist.

 

26.02.19 Martinique St. Anne

 

Seit 10 Tagen sind wir jetzt hier und was haben wir gemacht: nahezu nichts. Irgendwie dauert die Erholungsphase diesmal erheblich länger. Sonst konnte Wolfgang das Dingi gar nicht schnell genug aufbauen, damit wir an Land konnten. Jetzt waren wir bisher gerade drei mal an Land. Wir haben keinen Bedarf. Allerdings lässt auch das Wetter zu wünschen übrig. Es schauert immer wieder, dazu weht ein kräftiger NE Wind. Für uns ist jeder Dingiritt Richtung Land nass, teilweise sehr nass, selbst mit Poncho, hervorgerufen durch die steile und hohe Welle. Wir wollten mit dem Dingi Richtung Lagune und zum Ort Le Marin, zum Einkaufen fahren. Nach 10 Minuten Wasserschaufeln sind wir umgekehrt. Keine Chance, unser Dingi ist für solche Konditionen einfach nicht geschaffen.

Wir fahren am nächsten Tag mit dem Bus nach Le Marin. Allerdings entwickelt sich das zu einer Geduldsprobe. Der Bus soll um 9.45 Uhr fahren. Er hat nur 2 Stunden 15 Minuten Verspätung. Wir haben nicht bedacht, das gerade heute Kinderkarneval in St. Anne ist. Alle Busse sind wohl für die Kinder reserviert. Gerade wollen wir aufgeben und uns zu Fuß auf den Weg nach Le Marin machen, da kommt unser Bus um die Ecke.

Der Ankerplatz vor St. Anne ist nicht gerade unser favorisierter Ankerplatz auf Martinique. Warum wir dann so lange hier ausharren? Tja, Highlights sind die Zusammentreffen mit alten Freunden. Die Segelyachten Maiike-Saadet, Keyif und Karukera treffen wir hier wieder. Es gibt schließlich viel zu berichten.

 

Santa Cruz, Teneriffa, ade
Santa Cruz, Teneriffa, ade

 

3.Atlantiküberquerung oder auch: Quitschende, knarrende Koje günstig abzugeben!

 

 

 

Wir kommen doch noch los, da hat bestimmt keiner mehr so richtig dran geglaubt. Wolfgang freut sich, als wir schließlich  am 26.01. ablegen. Ich bin ehrlich: ich nicht. Ich wäre zu gerne für die Saison geblieben, es hat mir einfach zu gut gefallen. Aber gut: der Capitän ruft, ich folge.

 

 

 

Die ersten 1,5 Tage motoren wir, das war aber so gewollt. Nach so langer Segelabstinenz wollen wir es langsam angehen. Der Kurs auf dem Kartenplotter ist einfach. Nach der letzten Insel der Kanaren, El Hierro, gibt es nur zwei Punkte. A, wo wir uns befinden und B, wo wir hinwollen, nämlich Martinique. Kurs 251 Grad, bummelige 2700 Seemeilen liegen nur dazwischen. Laut Wetterkarte sollen wir dann eigentlich gleich einen schönen stetigen Nordoster bekommen.  Die Praxis sieht aber anders aus. SE um die 10 Knoten. Der Wind springt immer wieder hin und her, auch mit der Stärke. Da ist nichts an Kontinuität. Dazu ist es zum größten Teil bewölkt. Das Schiff macht Bocksprünge, geigt von einer Seite zur anderen. Dann wiederum läuft es echt gut. Bei einer Geschwindigkeit von 6 Knoten kommt Freude auf.

 

 

 

Aber dennoch sind wir beide genervt. Ja, sogar Wolfgang. Jetzt machen wir die Atlantiküberquerung zum 3. Mal, aber so unangenehm haben wir es noch nicht gehabt. Das Schlafen in der Koje ist mühsam. Man kann sich verkeilen wie man will, man rollt trotzdem hin und her. Dazu das Schlagen der Segel, wenn nach einer kleinen Störung (Windzunahme mit evtl. Regen) der Wind für eine Zeit wegbleibt. Ja und dazu kommt ein wunderschönes Geräusch: Quitschen und Knarren. Bisher hat alles gut funktioniert, die Technik, sowie die Aries, die Wolfgang ja komplett auseinandergenommen hatte. Nur beim Zusammenbauen der Inneneinrichtung hat er irgend ein Teil wohl zu fest angeschraubt. Direkt über unserer Koje knarrt es fürchterlich.

 

 

 

In der 5. Nacht erwartet mich Wolfgang dann auch noch mit einer Hiobsbotschaft. Die Aries ist kaputt. Ein Teil, welches wir in DE haben anfertigen und reparieren lassen ist auseinandergebrochen. Das neu gedrehte Gewinde hat nicht gehalten (Wir schätzen, dass wir ein falsches Gewinde, nämlich metric gedreht haben. Der Bolzen ist aber wohl imperial. Das ist bei der Aries, die wir haben teilweise schwer festzustellen. Der Konstrukteur, Franklin, hat lustig beide Gewindearten eingesetzt, es steht aber nirgendwo geschrieben, was was ist. Mitten in der Nacht geht Wolfgang über Bord. Angeleint steht er auf der Badeleiter, löst die defekten Teile, die zum Glück noch an der Aries hängen, während ich ihm mit der Taschenlampe leuchte. Wie gut, dass wir noch unsere elektrische Selbststeueranlage haben, auch wenn diese nicht gerade positiv zu unserem Stromhaushalt beiträgt.

 

Wolfgang ist aber guter Hoffnung, dass er die Aries provisorisch reparieren kann. Wir werden sehen, ob es bei diesem Geschaukel klappt, ein Loch in das Gestänge und Bolzen zu bohren, um dies dann mit einem Sicherungsbolzen zu fixieren. So ist wenigstens  die Idee.

 

Tag 7. Sollte es sich jetzt langsam normalisieren? Der Wind hat sich jetzt langsam auf ca. 14 Knoten eingependelt, auch die Windrichtung bleibt stabil. Mit Schiebestrom machen wir zwischen 6 und 7 Knoten. Noch 1888 sm......

 

 

 

Samstag vor einer Woche sind wir gestartet. Haben jetzt fast 1000 sm geschafft. 1700 liegen immer noch vor uns. Jetzt langsam haben wir in unsere Routine gefunden. Das Wetter ist auch besser geworden, die Sonne lässt sich wieder blicken.

 

 

 

Operation Aries ohne Verluste durchgeführt 

 

Nachdem der Patient drei Tage außer Gefecht war, wurde heute die notwendige Operation durchgeführt. Wir haben eine moderate Welle, also ideale Bedingungen. Wolfgang feilt eine Kerbe für die Sicherungsmadenschraube auf das Bolzenaussengewinde. Das Innengewinde im Gelenk für den Bolzen scheint

doch noch intakt zu sein. Der Nirobolzen lässt sich gut reindrehen. Zur Sicherheit verwendet er aber noch zusätzlich Teflonband. Die Madenschraube wird mit Locktide noch extra gesichert. Dann alles wieder zusammenbauen ohne etwas zu verlieren. Das Schwierigste dabei ist, das Servoruder wieder anzubringen.

Dafür rollen wir erst einmal die Segel ein, damit wir die Geschwindigkeit reduzieren können. Dann stellt Wolfgang sich wieder auf die Badeleiter. Ich reiche ihm das Servoruder. Mit einer Hand hält er sich krampfhaft an der Leiter fest, denn das Boot eiert jetzt arg im Schwell. Mit der anderen Hand greift er sich

das Servoruder und drückt es 2/3 unter Wasser, um im günstigen Moment – Servoruder und Aries stehen senkrecht zueinander - es wieder an die Aries zu arretieren.

Geschafft. Jetzt Segel setzen und die Aries wieder aus dem Koma erwachen lassen. Prompt fängt sie wieder wie gewohnt an zu arbeiten. Alles scheint gut gegangen zu sein. Jetzt müssen wir die nächsten Tage abwarten, ob die Operation auch wirklich Erfolgreich war.

 

 

Tag 11

 

Es sind immer noch bummelige 1320 sm bis zum Ziel und heute ist die Stimmung an Bord mies. Schon in den letzten Tagen hatten wir immer wieder mit Windschwankungen zu tun. Von 3 bis 15 Knoten, dazu mal mehr aus NE, dann wieder ESE. Teilweise schlagen die Segel, das geht auf die Nerven. Wolfgang meint, wir hätten vielleicht doch eher die etwas südlichere Route nehmen sollen um auf einen beständigeren Passat zu stossen. Ich konter und meine, dass wir erst  gar nicht hätten lossegeln sollen, sondern in Santa Cruz hätten bleiben sollen.

 

Jetzt hockt jeder in seiner „Ecke“ und daddelt auf dem IPAD herum. Morgen sieht die Welt wohl hoffentlich wieder besser aus.

 

Tag 12

 

Seit gestern Abend haben wir guten Segelwind. Endlich kommen wir wieder schneller voran. Die Welle kommt aber mal wieder aus drei Richtungen. Oft wird das Heck rumgerissen und wir werden arg durchgeschaukelt.

 

Tag 13

 

Wie lange segeln wir eigentlich schon? Also ich meine jetzt so insgesamt. Da klagen wir seit Tagen über eine einfallende Genua, geknalle, wenn der Wind wieder die Segel füllt. Dabei lag die Lösung direkt vor unseren Augen: wozu schleppen wir eigentlich 2 Spinnakerbäume mit, wenn wir nur die Fock ausbaumen? Das geht doch schließlich auch mit der Genua. Und siehe da, der Unterschied ist gravierend. Die Bewegungen des Schiffes sind erheblich ruhiger, die Genua fällt nicht mehr ein. Da hätten wir auch wirklich mal früher drauf kommen können. Allerdings haben wir es auch selten gehabt, dieses „platt vorm Laken“ segeln....

 

Tag 17

 

Noch 499 Meilen.

 

Langsam kommen wir in den Karibikeinfluss. Das heißt: mehr  Wind und mehr Squalls. Heute Nacht hatte ich so einen. Sonst waren es ja eher kleine Wölkchen mit ca. 20 Knoten, wenn überhaupt soviel für ne Sekunde. Diesmal ging es plötzlich rauf auf 25, dazu ein deftiger Regenguss. Ich bin verdammt flott raus und habe die Genua gerefft, hatte nicht mal Zeit, mich vorher auszuziehen. Pudelnass verziehe ich mich wieder hinter unseren geschützten „Wintergarten“ und ziehe mich erst Mal um. Was für ein Schrott. Der Wind hat sich jetzt auf 15 Knoten eingependelt. Die See ist wieder ruppiger geworden.

 

Tag 18

 

Noch 330 Meilen. Drei Kreuze, wenn wir endlich ankommen. Heute Nacht war es die unangenehmste auf diesem Trip. Wieder deftige Squalls mit Regengüssen. Dazu aber auch noch eine hohe, unangenehme Welle. Wir rollen und eiern wie verrückt durch die See. Im Schiff scheppert und klöttert es in den Schränken. Sachen, die sich bisher nie vom Fleck gerührt haben, schlagen jetzt in den Schapps von einer Seite zur anderen. Heute Morgen ist wieder alles friedlich, als wäre nichts geschehen.

 

Tag 19

 

Noch 180 Meilen. Wir zählen langsam die Stunden, haben die Schnauze voll. Letzte Nacht wieder Durchzug von Squalls. Wind 20 bis 25 Knoten. Morgens müssen wir die Segel schiften, können den Kurs von 152 Grad nicht mehr halten. Es ist das erste Segelmanöver  nach 2 Wochen. Der Wind hatte gerade eine kleine Pause eingelegt, aber dennoch werden wir in der Zeit ganz schön durchgeschaukelt. Blöderweise können wir jetzt nur unter Genua laufen, der Wind hat zu weit gen ESE gedreht. Frustrierend. Zum Glück dreht der Wind später wieder zu unserem Vorteil, wir können zusätzlich wieder die Fock ausgebaumt setzen. Sofort laufen wir wieder 6 bis 7 Knoten.

 

Tag 20

 

Noch 80 Meilen. Ankunftszeit gegen 23.00. Seit heute Nacht steuern wir mit dem Autopiloten. Schon seit ein paar Tagen sehen wir immer mehr Sargassumgras umhertreiben. Je näher wir der Karibik kommen, desto mehr wird es. Es ist die „Pest“ der Karibik. (für Interessierte hier ein guter Artikel: www.spektrum.de/news/sargassum-braunalgen-bedrohen-oekosysteme-und-schaffen-neue/1578650)Ganze Teppiche werden an den Küsten angeschwemmt. Auf jeden Fall bleibt immer wieder etwas von diesem Gras am Servoruder hängen. Die Aries Windsteueranlage reagiert darauf sehr sensibel und fängt an zu streiken. Nachts wollen wir nicht am Heck mit dem Bootshaken stehen und es abstreifen.

 

Dann endlich: Angekommen in Martinique, St. Anne. Anker geschmissen, wohlverdiente Pulle Sekt gesüffelt.

 

11.01.19

Nicht umsonst heißt es: es muss erst schlimmer werden, ehe es besser wird. Bisher hatten wir ja

noch einen Fußboden. Der ist jetzt weg. Nämlich draußen. Jedes Stück wird nun an den Fugen abgeklebt. Mit hübschen, rotem Klebeband. Sieht eigentlich auch gar nicht so schlecht aus……. Danach werden die Fugen geprimert, damit das

Sikaflex darin auch hält. Eine Stunde warten, dann werden die Fugen gefüllt. Da wir jetzt alle Holzstücke auf einmal bearbeiten fehlt in der Küche der Boden komplett und nicht nur

das, nein auch die Holztreppe muss für die Zeit weg. Wie gut, dass wir noch die Fluchtluke im

Vorschiff haben.

Zuletzt werden noch die Löcher gebohrt, damit die Holzplatten wieder an die Stahlträger angeschraubt werden können. Dann „nur“ noch anschleifen und 2x ölen. Wenn´s trocken ist, kann der Fußboden wieder rein. Ach ja, die Klappen, die kommen zum Schluss dran. Dorthinein müssen auch noch sogenannte Bodenheber montiert

werden, damit wir die kleinen Bretter leicht anheben können. Bisher habe ich die immer mit einem Messer oder Schraubenzieher angehebelt, das geht mit dem Korkbelag natürlich nicht mehr.

 

wie geht das noch mal mit den Winkeln?
wie geht das noch mal mit den Winkeln?

 

10.01.19

 

Wolfgang fängt an, den Kork in der Pantry zu verlegen. Er meint, wenn wir hier schon länger liegen, kann er damit auch schon hier beginnen. Wenigstens ist es ruhiger, als auf einem leicht schaukeligen Ankerplatz. Es ist eine ganz schöne Schnippelei. Gerade in der Küche ist es besonders winkelig. Jeder Korkstreifen muss extra zugeschnitten werden.

 

Es ist ja nicht so, dass der Fußboden im Schiff aus einer einzigen Holzplatte besteht. Bei uns sind das für ca. 2,3 qm 4 Platten. Dazu kommen drei kleinere Bretter, damit man Zugang zu den Staufächern unter dem Fußboden hat. Jede einzelne Holzplatte wird separat mit den Korkstreifen belegt, zugeschnitten, nummeriert, beiseitegelegt. Danach fängt das Chaos im Schiff erst richtig an. Wolfgang fängt an, die einzelnen Holzplatten an den Seiten abzukleben, damit der Kleber nicht herunterläuft und so die Platten miteinander verklebt. Es soll ja schließlich nur der Kork festgeklebt werden. Da wir jedes Mal warten müssen, bis der Kleber getrocknet ist, werden nur 2 Platten pro Tag geschafft. Wir müssen in der Zeit aufpassen, wohin wir treten. Um einen gewissen Druck herzustellen, wird der Kork mit diversen Büchern, Flaschen und was sonst noch so schweres aufzutreiben ist, beschwert.

 

05.01.19

 

Umzug : Die Heiligen Drei Könige

Dies wird in Spanien groß gefeiert und am 06.01. bekommen die Kinder normalerweise ihre Weihnachtsgeschenke. In der Stadt ist gut was los. Es ist ein eindrucksvolles Bild, das sich uns bietet.

Der Ankerkasten muss dran glauben: entrosten, malen und diesmal mit Gummimatten auslegen

 

02.01.19

Wolfgang ruft gleich morgens beim Lieferanten an. Das Teil wird noch am selben Tag auf die Reise geschickt.

Jetzt heißt es für uns: warten. Den Nachmittag verbringen wir im Bauhaus Leroy und bei IKEA. Auf dem Weg dorthin stoppen wir bei unserem Lieblingscafe auf ein zweites Frühstück. Dann IKEA. Suchen Kissenbezüge, finden aber nur die Inlets, dann Antirutschmatten. Weiter zum Bauhaus. Dort gibt es die Gummimatten für den

Ankerkasten (die Ankerkette soll jetzt auch weich gebettet werden, damit sie Epoxybeschichtung nicht immer beschädigt. So hoffen wir, dass dadurch der Ankerkasten nicht mehr so schlimm rosten wird) 5 Stück braucht Wolfgang dazu. Dazu noch ein paar andere Kleinigkeiten und an der Kasse gönne ich mir noch

eine Geranie. Da wir eh schon hierbleiben, kann ich das Schiff auch etwas schmücken.

 

 

01.01.19

Unseren sonst so ruhigen spanischen Nachbarn hätte ich heute Morgen erwürgen können. Schon um

8 °° höre ich von draußen Geschnatter. Er und zwei Freunde sitzen bei ihm im Cockpit und unterhalten sich. Nee, bitte nicht nach so einer eh schon kurzen Nacht.

Na gut, stehe ich eben auch schon auf. An Land sind immer noch einige Nachtschwärmer zu sehen. 3 junge Leute sitzen in ihren schwarzen Anzügen mit roter Fliege auf der Kaimauer. Sieht irgendwie witzig aus. Hätte ich gut fotografieren können, aber zu dem Gedanken bin ich so früh morgens nicht gekommen. Ansonsten läuft nicht viel, in der Stadt ist auch alles geschlossen.

Ach ja, Wäsche habe ich morgens noch gewaschen. Laut Windy könnten wir zum Wochenende doch los, also wird jetzt alles dafür vorbereitet. Wolfgang springt ins Wasser und macht den Propeller und das Echolot sauber. Mit dem Echolot hatten wir unsere Sorgen, denn in den letzten Tagen sprang die Anzeige immer

lustig rauf und runter. Auch nach der Säuberungsaktion bleibt es so.  Da ist wohl der Geber kaputt. Und das Teil haben wir doch gerade erst hier eingebaut! Also Ade Abfahrtstag. Bleiben wir eben noch einmal zwei Wochen länger hier.

 

 

31.12.18

Wolfgang holt zum Frühstück Croissants. Dann lunschen wir herum. Nachmittags gibt es leckeren selbstgebackenen

Käsekuchen. Rolf und Inge von der SY malwieder leisten uns dabei Gesellschaft.

Um acht Uhr abends geht es rüber zu deren Schiff. Wir haben nur Sekt und Wein

mitgebracht, da ich Geburtstag habe, werde ich vom Kochen freigestellt. Margarete und Albert von der

Wahkeena haben noch deren Besuch Jochen und Wilma mitgebracht. Auch Segler. Das selbstgemachte Büffet ist lecker und reichhaltig. Zum Feuerwerk um Mitternacht gehen wir auf die Pier. Diesmal findet

es nicht auf der Wasserseite, sondern auf dem großen Platz vor der Kirche statt. Also fast über uns. Ein echt tolles Feuerwerk.

Mit den Weintrauben hat es zeitlich nicht so geklappt. Wir haben auf die Glockenschläge gewartet, die aber wegen dem ganzen Getute der Nebelhörner auf den Schiffen nicht zu hören waren. Also auf Verdacht gegessen. Aber dann hören wir plötzlich im Takt zu den nicht zu hörenden Glocken 12 Böllerschüsse. Da hatten wir aber unsere Trauben schon weggeputzt. Wir hoffen, dass es trotzdem ein schönes Jahr wird.

Anschließend zurück auf die SY malwieder. Gegen zwei Uhr brechen alle auf. Wolfgang und ich gehen noch kurz in die Stadt. Wollen mal sehen, was da so abgeht. Und dort tobt der Bär. Auf dem Platz ist eine Bühne aufgebaut, dort spielt eine Lifeband. Getanzt wird nicht, dafür ist wegen der Menschenmenge einfach kein Platz. Der größte Teil der Leute ist echt rausgeputzt. Anzug, Krawatte, die Frauen im kurzen Glitterkleid, oder ein kleines Schwarzes. In den Seitenstraßen ist es etwas ruhiger. Doch hier ist es teilweise ekelig zu laufen, denn mangels WC´s wird dort in die Ecken gepinkelt. Das einzige Manko an diesem Abend. Die Stadtverwaltung hätte für mehr Chemietoiletten sorgen müssen.

30.12.18

Viele fragen sich bestimmt: kommen wir überhaupt noch mal von den Kanaren wieder weg? Ich frage mich das langsam auch. Andererseits haben wir es nicht mehr sooo eilig. Die Karibik kennen wir schon und wir wollen in dieser Saison nur 3 Karibikinseln anlaufen. Also, warum hetzen?

Kurzentschlossen fahren wir für zwei Wochen noch einmal nach DE. Wollen doch mal sehen, wie das so mit dem Nuschelwetter und den Minustemperaturen ist. Ich finde das gar nicht so schlecht, Wolfgang ist aber am Jammern. Er will es wieder warm haben, ein loderndes Kaminfeuer zählt darunter nicht. Wir haben auch gleich mehrere Reklamationen mitgenommen. So brauchten wir sie nicht nach Deutschland schicken. Bei unserer Sprayhood und dem „ Wintergarten“ wurden die neuen Reißverschlüsse falsch herum angenäht. So ein Schrott. So schleppen wir den ganzen Kram ein zweites Mal nach Deutschland.

Dann hat unser Multiplexer (dasTeil sendet Navigationsdaten über W-LAN an unsere I-Pads) den Geist aufgegeben. Er sendet keine Daten mehr an die Ipads. Wolfgang kontaktiert SVB (Bootszubehörladen),  wo wir das Teil vor gut zwei Jahren gekauft hatten. Die Mitarbeiter können uns leider auch nicht weiterhelfen und geben uns die Servicenummer von Shipmodul in Holland. Das kann ja heiter werden, denken wir und werden dann angenehm überrascht. Nach Schilderung unseres Problems, wird uns ohne große Diskussion kostenlos ein Vorabersatz nach DE geschickt. Das defekte Teil sollen wir zurück schicken sobald wir in DE sind. Das nenne ich Service.

Auch unsere 12 V Wand- und Deckenlampen reklamieren wir bei der Fa.Prebit . Und auch dort schicken Sie uns kostenlosen Ersatz in kürzester Zeit zu und das, obwohl die Lampen schon fünf Jahre alt sind. Leider hatte sich bei den teuren Lampen teilweise die verchromte Oberfläche abgelöst. Sah natürlich nicht sehr schön aus. Jetzt hoffen wir, dass die neuen Lampen länger halten. ZweiWochen in DE sind definitiv zu kurz. Es war für uns purer Stress. An manchen Tagen hatten wir drei Termine. So mussten wir, was uns sehr Leid tat, einige Terminanfragen von Freunden notgedrungen absagen.

Zurück an Bord macht Wolfgang sich daran, alle Sachen wieder an bzw. zusammen zubauen. Als erstes werden die Lampen angeschraubt, die Aries mit den neuen Ersatzteilenwieder zusammengebaut und der Multiplexer angeschlossen. Wolfgang zeigt stolzdie AIS und Navigationssignale auf dem I-Pad. Alles funktioniert wieder.Dazwischen einkaufen und auch mal einfach nichts tun. Und dann plötzlich ist Weihnachten. Wir verbringen den Heilig Abend bei Lola und Heinz vom Trans Ocean Stützpunkt im Kaminzimmer. Drei andere Hausgäste sind auch mit dabei. Es ist ein nettes, völlig unweihnachtliches Beisammensein vorm Kamin in dem munter ein Feuer brennt. Am ersten Weihnachtstag besuchen wir das jährlich stattfindende Weihnachtskonzert. Dieses Jahr in einer Sonderausgabe, denn es feiert 25 jähriges Jubiläum. Ein großes Sinfonieorchester, zwei hochrangige Tenöre und ein Kinderchor. Es ist ein tolles Ereignis und wir sind froh, das miterlebt zu haben. Zum Glück hatten wir es nicht weit, denn die Bühne befindet sich direkt neben der Marina und ganz nebenbei bemerkt: der Eintritt war frei.

Wir sind soweit fertig, nur weiß das Wetter nichts davon. Ein Blick in Windy.com belehrt uns, dass wir wohl doch noch mindestens eine weitere Woche hier ausharren müssen. Südwind ist im Anmarsch, dazu ein größeres Flautengebiet. Mist, so hatten wir uns das nun auch wieder nicht gedacht.

So haben wir uns entschlossen, Silvester doch noch hier zu verbringen. Aber dann soll es wirklich losgehen. Für Silvester haben wir schon alles vorbereitet. Zum Kaffee kommen unsere Nachbarn Ralf und Inge zu uns an Bord. Abends sind wir dann bei Inge und Ralf, zusammen mit Albert und Margarete und deren Freunde Wilma und Jochen, an Bord. Geplant war, dass wir zusammen irgendwo schön essen gehen wollten. Aber: fast alle Lokale haben Silvester nur bis 16°° geöffnet. Und die wenigen die abends aufhaben, wollen für ein Menü um die 120 Euro. Das ist uns zu teuer. Jetzt gibt es morgen Abend ein selbst hergestelltes kaltes Büffet. Das Essen gehen sparen wir uns für später auf. Zu Silvester gibt es hier auf Teneriffa übrigens noch eine spezielle Tradition. Wenn um Mitternacht die Glocken läuten, wird pro Glockenschlag eine Weintraube verspeist. Ein Gerücht kursiert, dass die Glocken etwas langsamer läuten, damit man die 12 Trauben stressfrei vertilgen kann. Ob das wohl stimmt?