Freitag 13.05.16 Beaufort

Früh am Vormittag bekommen wir von der Marina ein Auto,

einen uralten Roadmaster, geliehen. Nach einem Führerschein wird gar nicht gefragt. Hier sind die Schlüssel, bitte etwas nachtanken und nicht allzu lange wegbleiben und los geht es. Wohin? Keine Frage, zum Supermarkt natürlich und zwar diesmal zum Walmart, der in der benachbarten Stadt Morehead City liegt. 18 Kilometer, Schnellstraße. Alles in den Staaten ist ja irgendwie riesig. So auch die Einkaufszentren oder Supermärkte. Der Walmart macht dem alle Ehre. Nach so langer Zeit ist das einfach zu viel des Guten. Zuerst laufen wir ja noch jeden Gang ab und schauen neugierig, was es dort so alles an Waren gibt. Aber

irgendwann denke ich: jetzt bloß schnell nach Hause, es reicht. Der Einkaufswagen ist eh schon voll. Aber wir müssen noch in die Elektronik Abteilung. Ein Handy muss her. Zum Glück gibt es eine gute Beratung und kurze Zeit später sind wir stolze Besitzer eines 9,98 $ Handys und einer Prepaidkarte. Netterweise wird es auch gleich für uns fertig eingerichtet. Nur mit einer Internet Prepaidkarte kann man uns nicht weiterhelfen. Wir sollen es doch mal bei Best Buy, einem Elektronikladen um die Ecke probieren. Aber auch da, kein Erfolg, wir sollen es doch mal bei AT & T auf der anderen Straßenseite versuchen. Jupp, da klappt es dann auch. Überall ist man total hilfsbereit und freundlich. An die Anreden „Mam, Dear und Honey“ muss ich mich aber noch gewöhnen. Es wären hier noch so viele Läden zu entdecken, aber allmählich haben wir die Nase voll und wollen nur noch nach Hause. Es sind einfach zu viele Eindrücke auf einmal, die Orientierung haben wir mittlerweile bei dem Gegurke durch das Shoppingcenter auch etwas verloren. Zum Glück habe ich das IPAD als Navigationshilfe mit. Zurück zum Boot, alles einräumen. Blöderweise hat es natürlich gerade angefangen zu regnen. Dann schnell noch zur Laundry und Wäsche waschen. Ach ja, zwischendurch noch Brot backen, Mittagessen kochen und gegen Abend kommt Colin vom Nachbarschiff SY Strider auf ein Glas Wein vorbei. Er ist mit seinem Sohn auf dem Rückweg Richtung Maine, ihn werden wir wohl hoffentlich noch öfter treffen.

 

Montag 16.06.16 ICW Mile 125 Alligator River

Die letzten Tage sind wir im ICW Richtung Norden motort bzw. gesegelt.

Es sind Tage nach dem Motto „seit langem mal wieder“: hoch am Wind segeln, braune Brühe, anstelle von herrlich klarem Wasser, Geruch von

Tannengehölz, Temperaturen morgens unter 20°, Wassertemperatur 18 °. Faserpelz und dickere Bettdecken werden hervorgekramt. Aber die Sonne scheint und diese können wir jetzt auch richtig genießen.

Bisher gefällt und der ICW. Teilweise sind es schmale Kanäle, dann wieder breite bzw. große Buchten. Gespickt von vielen Seitenarmen, sogenannte Creeks. Also mal segeln, dann wieder motoren.

 

Dienstag 17.05.16 Elizabeth City

Gegen drei Uhr liegen wir am Town Dock am Park in EC. Hier können wir 48 Stunden umsonst liegen, also was wollen wir mehr. Wir sind gerade noch im Trockenen angekommen. Jetzt regnet es. Wir gehen als erstes zum Visitor Center, das liegt gerade um die Ecke, und holen uns einen Stadtplan. Dort können wir sogar kostenlos Fahrräder leihen, wäre für morgen vielleicht sogar nicht schlecht, da sich AT & T  im Tanglewood Center ziemlich außerhalb der Stadt befindet. Aber erst einmal besuchen wir einen Frisör, es ist auch langsam mal nötig. Dann schlendern wir um den Block herum zurück zu Boot. Es gibt nicht viel zu sehen. Einen Stadtkern gibt es nicht so richtig, die ganzen Läden befinden sich außerhalb in Malls.

Mittwoch 18.05.16

Der Himmel ist immer noch total bedeckt, es sieht einfach ungemütlich aus. So kurz nach 9 Uhr morgens starten wir, wie immer zu Fuß. Bis zum ersten Einkaufszentrum ist es gar nicht mal so weit. An der Hauptstraße reiht sich ein Schnellimbiss neben dem Anderen. Verhungern würden wir sicher nicht. Bis hierhin ist das Laufen recht angenehm, aber dann geht es an einer Hauptstraße entlang, 4-spurig ohne Fußgängerweg. Wozu auch Fußgängerwege bauen, es läuft ja eh  keiner, nur bescheuerte Touristen. Zum Glück ist der Seitenstreifen gemäht, aber es ist trotzdem blöd, dort zu laufen. Und die Strecke zieht sich endlos hin. Aber nach zwei Stunden haben wir das Center endlich erreicht. Natürlich wieder endlos lang und groß. So, und wo ist nun AT & T? Finden wir beim besten Willen nicht. Wir fragen uns so durch, aber die Wegbeschreibungen sind teilweise etwas undeutlich. Dann, endlich, finden wir jemanden der uns eine ganz genaue Beschreibung gibt. AT & T befindet sich in einem Gebäude, etwas außerhalb des Centrums und das Firmenschild befindet sich zum Highway hin und nicht in unsere Richtung. Da hätten wir uns wirklich totsuchen können. Zwischendurch werden wir von einem Pärchen angesprochen. Die waren mit einem Taxi gekommen und hatten uns an der Straße laufen sehen. Ob wir mit einem Taxi zurückfahren wollen? Hier wäre eine Telefonnummer und wir sollten doch die Taxinummer anfordern, der Fahrer wäre gut. So etwas erlebt man auch nur hier. Gut, aber erst zu AT & T. Mal sehen, ob die uns helfen können, denn wir haben Probleme, das Internet zum Laufen zu bekommen. Zwei Stunden verbringen wir in dem Laden. Hilfsbereit sind sie ja, ohne Frage. Aber der Erfolg ist nicht sehr groß. Mit unserem Huawei Internetstick soll es in den Staaten anscheinend nicht gehen. So richtig einleuchten tut es uns nicht, aber wir müssen denen halt glauben. Da wir hier keinen Stick oder Router für teures Geld kaufen wollen, probieren wir die Karte im IPAD und das funktioniert schließlich. Immerhin etwas. Anschließend geht es zum Walmart, noch etwas einkaufen. Tja und jetzt? Taxi zurück oder laufen? Wir entscheiden uns natürlich fürs Laufen. Soviel haben wir nicht im Rucksack und man kann das Taxi ja immer noch rufen. Zurück geht es gefühlsmäßig irgendwie etwas schneller, auf der anderen Straßenseite finden wir etwas abseits sogar einen kleinen Weg, den wir wenigstens ein Stückchen folgen können. Vom Visitor Center haben wir Tonys Pizza empfohlen bekommen. Das liegt doch hier irgendwo in der Nähe, haben wir uns die nicht jetzt wirklich verdient? Also machen wir uns auf die Suche. Herrje, kann das denn so schwer sein? Wieder Wegbeschreibungen ohne Ende, aber keine, die so richtig ans Ziel führt. Endlich fällt uns das IPAD ein. Wir können doch damit schauen wo wir sind bzw. wo wir hinwollen. Oh je, sind doch etwas ab vom Schuss und es ist noch ein gutes Stückchen zu laufen. Jetzt wollen wir es aber wissen und außerdem haben wir langsam Hunger. Eine halbe Stunde später sitzen wir am Tisch mit einer 16“ Pizza vor uns. Die teilen wir uns, reicht auch vollkommen. Sie ist auch wirklich sehr lecker. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Heimweg.

Nochmal eine halbe Stunde. Langsam tun uns auch alle Knochen weh. Zurück an Bord strecken wir alle viere von uns. Selbst Wolfgang stöhnt. Von 9 bis 18.30 waren wir unterwegs und schätzungsweise mindestens 25 Kilometer haben wir abgerissen. Das einzig Gute: es war nicht heiß, wir hatten sogar unsere langen Hosen wieder rauskramen müssen.

 

Donnerstag 19.05.16

Gleich nach dem Frühstück rufen wir die Brücke von

Elizabeth City auf Kanal 13. Wir fragen vorsichtshalber an, ob sie um halb neun öffnen wird.

Von der Antwort habe ich nicht allzu viel verstanden,

außer irgendwas mit Reparatur und evtl. neun Uhr, er würde uns zurückrufen. Boa, was hatte der für einen

Slang drauf. Schon ein paar Minuten später werden wir angerufen. Die Brücke würde jetzt doch gleich zu Testzwecken aufmachen. Zwei Minuten später haben wir

schon die Leinen los und sind auf dem Weg zur Brücke. Wir gehen nicht weiter Richtung Dismal Swamp sondern werfen kurz hinter der Brücke den Anker. Neben uns liegt ein Schweizer, der aber kurz darauf Anker auf geht und Richtung Süden entschwindet. Wir sind beide irgendwie noch müde, mittags lege ich mich hin und schlafe doch tatsächlich drei Stunden durch. Die Lauferei gestern war zu viel.

 

Sonntag 22.05.16

 

Tja, wir liegen immer noch hier. Das Wetter ist einfach zu regnerisch, kalt und trübe für den Dismal Swamp. Den wollen wir lieber bei Sonnenschein genießen. Ok, wir haben schon was von langen Hosen, Regenjacken

etc. gehört, aber irgendwie sind wir dafür noch nicht ganz so bereit. Also verkriechen wir uns in den Salon und

lesen was der Teufel hält. Na ja, man könnte auch sicher noch etwas Produktiveres finden – außer kochen und Kuchen backen – aber bei den Temperaturen (17-20°) sind wir in eine Art „Winterstarre“ gefallen, so ala

Siebenschläfer oder Winterschlaf der Bären. Nächste Woche werden uns wieder 28 ° versprochen, dann tauen wir sicher wieder auf.

Eine große Hilfe bei der Platzwahl ist uns das kleine Büchlein von Skipper Bob. Dort sind alle freien Anlegemöglichkeiten im ICW aufgeführt und beschrieben. Dazu kommt dann noch die Webseite bzw. App (für die offline Version) von Active Captain. Seitdem wir in den Staaten sind, benutzen wir diese Webseite und sind begeistert. Dort werden alle Ankerplätze, Brücken, Marinas und vieles mehr beschrieben, oft mit Kommentaren von Seglern.

 

Dienstag 24.05.16 Dismal Swamp Visitor Center

 

Strahlend blauer Himmel. Es geht endlich weiter. Zuerst geht es den Pasqoutank River hinauf. Je weiter wir gen Norden kommen, desto schmaler wird er. Es herrscht eine tolle Stimmung. Keine Straßen, kein Lärm, na

ja unser Motor tuckert so vor sich hin. Links und rechts Bäume und Sträucher. Vogelgezwitscher. Über uns fliegen Seeadler und Bussarde. Dann entdecken wir unsere erste Wasserschildkröte und es werden immer mehr. Zuhauf sitzen sie auf totem Geäst im Wasser in der Sonne und scheinen sie zu genießen. Tja und dann

schwimmt uns doch die erste Wasserschlange über den Weg. Unsere erste Schleuse, South Mills, erreichen wir um halb zwei. Vier Mal am Tag öffnet sie ihre Tore, wir haben es gut getroffen, nur die letzte Stunde mussten wir die Geschwindigkeit etwas drosseln. Wir werden ganz alleine geschleust. Es geht  einen Meter nach oben, dann sind wir im Dismal Swamp Canal. Landschaftlich verändert sich nicht sehr viel. Ok, der Kanal ist vielleicht noch etwas enger, wir müssen des Öfteren überstehenden Ästen ausweichen, es muss ja nicht sein, dass wir die mit dem Rigg touchieren. Auf jeden Fall wird es flacher. Teilweise haben wir nur noch 40 Zentimeter unterm Kiel, einmal ziehen wir eine Furche durch den Modder. Die Solltiefe des Kanals soll 6 Fuß betragen,

eine Tide bzw. Strömung gibt es wegen der Schleusen nicht. Spätnachmittags kommen wir an unserem ersten Anlegeplatz im Kanal an. Der liegt beim Visitor Center und ist – wie alle anderen Plätze im Kanal – kostenfrei. Der einzige Wehrmutstropfen: man darf offiziell nur 24 Stunden dort liegen. Wir sehen uns kurz um und entschließen uns, am nächsten Morgen eine kleine Wanderung durch den Nationalpark zu unternehmen. Jetzt versuchen wir uns irgendwie wieder abzukühlen, wir stehen kurz vor einem Sonnenstich. Die letzten Tage waren so kalt und ungemütlich gewesen und heute sind wir den ganzen Tag in der prallen Sonne

gefahren, kein einziger Lufthauch zu spüren. Vor uns liegt noch ein Motorboot, aber das war’s für heute auch schon. Während des ganzen Tages sind wir keinem anderen Schiff begegnet.

South Mill Schleuse vorm Dismal Swamp Kanal
South Mill Schleuse vorm Dismal Swamp Kanal

Mittwoch 25.05.16

Ehe es zu heiß wird ziehen wir los. Wolfgang ziemlich verpackt in langen Hosen, er hat das Faltblatt gelesen, wo vor Zecken gewarnt wird. Ich habe lieber kurze Hosen an und habe mich mit Insektenrepellent eingeschmiert. Kaum sind wir auf dem Wanderweg stolpern wir fast über eine ziemlich lange, schwarze Schlange (Kingsnake und nicht giftig, wussten wir da aber noch nicht). Nach einem Augenblick verzieht sie sich aber ins Gestrüpp. Ansonsten sehen wir Unmengen an Schmetterlingen. Bären soll es hier auch geben, die lassen sich aber nicht blicken. Nach zwei Stunden reicht es uns dann auch, es wird schon wieder recht heiß, die Bäume bieten kaum Schutz vor der prallen Sonne. Zurück an Bord wollen wir eigentlich, ehe es weiter geht, in Ruhe Mittag essen, aber von Süden her kommt eine Invasion von Motorbooten angefahren. 5 Stück zählen wir. Es macht keinen Sinn, dass sich noch einer bei uns längsseits legt, also schmeißen wir die Leinen los und fahren weiter. Nach 9 Meilen finden wir einen herrlichen Platz an einem Steg,. Keine Menschenseele weit und breit. Nur Bäume um uns herum und Vogelgezwitscher.

Jetzt sind wir nicht mehr in North Carolina, wir haben Virginia erreicht. Lt. dem Zollbeamten in Beaufort müssen wir uns jetzt wieder bei den Behörden melden, per Telefon reicht. Eine Telefonnummer hatte ich auch gleich bekommen, die wähle ich jetzt an. Und höre: sorry, aber wir sind nicht zuständig. Toll, weiß die eine Hand wieder nicht, was die andere macht. Netterweise gibt die Dame mir eine Telefonnummer vom Zoll in Norfolk. Jupp, eine Bandansage: Sie rufen außerhalb der Öffnungszeiten an, diese sind 8-17°°.

Äh? Versteh ich nicht, wir haben gerade mal 16°°, haben die hier vielleicht eine andere Zeitzone? Gut probieren wir´s halt am nächsten Morgen noch einmal. Ja, aber auch da Bandansage. Ich höre es diesmal bis zum Ende. Ganz zum Schluss wird noch eine Nummer mit Durchwahl erwähnt. Da nimmt keiner ab, also nochmal. Endlich habe ich Glück. Aber: Von wem ich die Nummer hätte, eigentlich wäre er nicht zuständig. Was ist

das bloß für ein Salat. Melden sollen wir uns in jedem Bundesstaat, den wir passieren. Das kann dann ja heiter werden, wenn die selbst die Ansprechpersonen nicht wissen. Aber er ist wenigstens so nett und nimm alles auf. Und er gibt uns die nächsten zwei Telefonnummern für die angrenzenden Bundesstaaten gen Norden. Ob das wohl funktionieren wird?

Donnerstag 26.05.16 Deep Creek

Wiederum nach nur 7 Meilen gehen wir vor einer Brücke an

einem Motorboot längsseits. Man kommt gleich ins Gespräch und wir werden  mit Tipps für

Ankerplätze, bzw. freien Docks überschüttet. Kurze Zeit später geht die Brücke auf und während die drei anderen Motorboote weiter durch die Schleuse gehen,

legen wir an dem Dock kurz davor an. Wir wollen noch einkaufen und haben es auch nicht so eilig. Ehe wir zum Supermarkt laufen, schauen wir noch bei dem

Schleusenwärter, Robert, vorbei. Wir haben schon viel Nettes über ihn gehört und wollen kurz hallo sagen. Sein Wärterhäuschen hat er sehr gemütlich eingerichtet, überall sieht man maritime Figuren, Bilder und im Vorgarten zig

Conches (Muscheln), die ihm von anderen Seglern mitgebracht wurden. Er selbst arbeitet seit 25 Jahren im Dismal Swamp Canal, allein seit 22 Jahren an der

Schleuse. Er ist ein wandelndes Lexikon und er wartet nur darauf, von Fragen bombardiert zu werden. Wir werden für den nächsten Morgen zum Frühstück eingeladen. Dies macht er wohl regelmäßig vor der ersten Schleusung.

Unsere Bootsnachbarn erzählen uns später, dass sich eine Tropical Depression nördlich von den Bahamas gebildet haben soll. Wir haben doch erst Mai! Etwas früh für so etwas. Mal sehen, was sich daraus entwickelt.

"Hausbesetzung" bei einem Seezeichen, ein Osprey hat es in Beschlag genommen
"Hausbesetzung" bei einem Seezeichen, ein Osprey hat es in Beschlag genommen

 

Freitag 27.05.16 Deep Creek

 

Um 8°° sind wir bei Robert und trinken unseren ersten Kaffee. Liebevoll macht er uns zwei Becher Jogurt fertig.  Richtig mit frischem Obst und Müsli dazu. Echt lecker. Donuts und frisches Obst gibt es auch. Später gesellen sich noch andere Segler dazu. Zwischendurch lässt er uns mal kurz alleine, er muss ein Schiff schleusen. Der hat keine Zeit, sich zu uns zu gesellen, er kriegt dann halt einfach einen Coffee to go.

 

Wir entschließen uns, hier noch eine Nacht liegen zu bleiben. Es sind zwar nur 24 Stunden erlaubt, aber Robert meinte zu uns nur „In den USA fragt man nicht, man macht es einfach. Und wenn man eine Rüge bekommt, sagt man nur  I am sorry“.

 

Samstag 28.05.16

 

Kurz vor acht Uhr morgens klopft es. Unsere Nachbarn informieren uns, dass wir zum Frühstück zu Robert kommen möchten. Ok, dann Beeilung. Ahti, Sharon, Chuck und Sandy von Perfect Match und Summer Wind sind schon da. Robert hat wieder gut aufgefahren. Wir haben viel Spaß und viel zu schnell vergeht die Zeit. Wir entschließen uns, nun doch mit den anderen um 9 Uhr zu schleusen, wir sind jetzt eh wach. Chuck und Sandy wollen auch Richtung Portsmouth und so hängen wir uns an die beiden ran. Ist ganz gut so, denn auf den ersten Blick ist es nach der beschaulichen Ruhe im Swamp Canal doch sehr unübersichtlich. Schon alleine die vielen Brücken. Wir müssen nur ganz schön Gas geben, nichts mit unserer Standardgeschwindigkeit von 5 Knoten unter Motor. Um mithalten zu können, müssen wir Vollgas geben und heizen teilweise mit 6,5 Knoten dahin. Dafür kommen wir aber schon kurz vor Mittag an. Wir gehen in den nördlichen Hafen hinein. Es ist mehr oder weniger ein kleiner Einschnitt, wo auch kleinere Fähren anliegen. Dort können so ca. 5 Boote in Reihe am Dock festmachen. Die Liegezeiten sind jedoch verwirrend. Auf dem Schild steht „daytime only“ Active Captain sagt 2 Nächte, unser Nachbar meint 2 Stunden und ein anderer eine Nacht.

 

Wir gehen zuerst zum Visitor Center und holen uns einen Stadtplan, danach wird eine Runde im Ort gedreht. Der historische Teil mit den alten Villen sieht schon toll aus, den Rest muss man nicht unbedingt sehen. Ich befürchte fast, dass wir uns daran gewöhnen müssen, dass es keine Stadtkerne wie bei uns zu Hause gibt. Ein paar kleine Läden sind vorhanden, das Meiste sind aber eher Restaurants und Schnellimbisse. Ohne Auto ist man echt aufgeschmissen, da sich die ganzen Shoppingzeilen weit außerhalb befinden. Danach fahren wir mit der Fähre kurz rüber nach Norfolk. Aber auch die Stadt reißt uns nicht so richtig vom Hocker. Am Naval Museum (Eintritt 24$) liegt die  USS Wisconsin, ein beeindruckendes Schlachtschiff aus dem Jahr 1944. Bis 2009 befand sich das Schiff im Einsatz, ehe es seinen Platz als Museumsschiff in Norfolk bekam.

 

Sonntag 29.05.16 Portsmouth

Wir bleiben heute auch noch hier. Das Wetter hat sich mal

wieder total verschlechtert, für heute ist viel Regen angesagt worden. Da müssen wir wirklich nicht mit dem Schiff unterwegs sein. Die Tropische Depression hat sich zu Glück nicht weiter entwickelt. Bonnie hat zwar jetzt einen Namen, ist aber bereits bei Charlston auf Land getroffen.

Gegen Mittag brechen wir auf zum Commodore Theatre, einem Kino. Aber nicht irgendein Kino. Dieses stammt aus dem Jahre 1945 und wurde 1990 renoviert wieder eröffnet. Im Saal befinden sich kleine Tische mit gemütlichen Sesseln. Wir sind etwas früher gekommen, weil wir noch in den Genuss eines Imbisses kommen

wollen. Auf der Speisekarte stehen leckere Sachen, uns wurden jedoch schon vorher überbackene Nachos mit BBQ Beef Sauce empfohlen. Wir bestellen nur eine Portion und das ist schon mehr als reichlich – und verdammt lecker! Bestellt wird über ein Telefon am Tisch. Es ist schon ein uriges Erlebnis, der Film ist

dann schon fast nebensächlich, gezeigt wurde der neue Film Alice through the looking glass mit Johnny Depp.

Montag 30.05.16

Schon wieder warmer Regen. Wolfgang hilft unseren Bootsnachbarn Ahti + Sharon beim Verlegen. Außerdem schaut er sich bei der Gelegenheit gleich an, wie die Fäkalabsaugungsanlage funktioniert. Gegen Mittag

legen wir auch dort am Steg an und es klappt sogar. Erst wollten wir weiter, gehen dann aber nur in die benachbarte Bucht vor Anker. Wir hoffen, dass das Wetter morgen besser sein wird. So ca. 20 sm liegen vor uns. Heute wäre es doch etwas nass geworden. Wider Erwarten liegt man hier recht ruhig, es sind

allerdings auch nicht viele Schiffe unterwegs. Ansonsten ist nicht viel los. Lesen und machen andauern die Luken wegen Regen zu und wieder auf. Das Wetter hier ist schon speziell. Entweder ist es sauheiß, oder es regnet.

Dienstag 31.05.16

Nach einer Nacht vor Anker in der benachbarten Bucht geht es weiter. Das Wetter sieht immer noch nicht sehr einladend aus. Na ja, wird schon. Wir fahren an endlosen langen Dockanlagen vorbei, Norfolk beherbergt

 einen riesigen Navystützpunkt. Danach sind wir in der Chesapeake Bay und die ist wirklich ganz schön groß. Für uns geht es erst einmal weiter gen Norden. Nach Deltaville sind es insgesamt so um die 60 Seemeilen, wir wollen das mit einem Zwischenstopp schaffen.

Donnerstag 02.06.16 Deltaville

Wolfgang baut das Dingi auf. Bis hierher haben wir es noch rauszögern können, aber bis zum Montag nur an Bord sein, dazu haben wir keine Meinung.  Wir fahren mit dem Dingi zur Fishing Bay Marina. Dingidock kostet 5 $, wenn man die Duschen etc. der Marina nutzen möchte, dann wären das zusätzlich noch einmal 10 $. Wir wollen nur das Dingi parken. Netterweise bekommen wir auch einen kleinen Orientierungsplan. Deltaville ist ein kleines Nest und alle Geschäfte befinden sich auf der Hauptstraße. Bis dahin ist es von der Marina aus schon ein gutes Stück zu laufen und dann zieht sich die Hauptstraße selbst endlos hin. Wir biegen erst einmal rechts ab: Westmarine hat da seinen Laden. Mal schauen, was die so haben. Puh, sind das Preise. Da sind die von Niemeyer ja echt human. Das hat sich während der Jahre hier aber erheblich geändert. Weiter geht’s, als nächstes finden wir einen Hardwarestore. Der hat richtig gute Auswahl und auch sehr viele Marineartikel. Viele muss man zwar bestellen, aber da er sogar einen Katalog anbietet, ist es nicht schwer, die entsprechende Wunschliste zusammenzustellen. An der Kasse fragen wir vorsichtshalber noch einmal nach dem Weg zur Deltaville Marina. Wir wollen dort vorbeischauen, um einmal nach der Post zu sehen und auch wegen dem Haul Out Termin am Montag nachzufragen. Es dauert eine Weile, bis jemand gefunden wird, der weiß wo es langgeht. Dabei ist der Ort nun wirklich nicht groß. Eine Kunde bekommt das mit und fragt, ob er uns kurz fahren soll. Na klar, gerne. Er ist sehr gesprächig, hat aber leider einen deftigen Slang, so dass wir Schwierigkeiten haben, ihn zu verstehen. Aber vieles können wir uns zusammenreimen. Er macht sogar noch einen kleinen Umweg und zeigt uns voller Stolz ein Marinemuseum, welches neben der Marina liegt. In der Marina selbst bekommen wir schon einmal unseren SSCA Burgee, mehr war noch nicht angekommen. Schade. Im Werftbüro wurde uns nur mitgeteilt, dass wir morgens auf VHF gerufen werden, wann es für uns losgeht. Na ja, gucken wir mal ob das so klappt. Dann wieder zurück. Das wird ein langer Marsch werden, aber nein, wir laufen keine 100 Meter, da hält ein Auto neben uns. Ob wir mitfahren möchten. Na klar. Wohin? Richtung Hardwarestore. Dort steigen wir wieder aus, etwas laufen wollen wir schon noch. John, der Fahrer, ist extra für uns dorthin gefahren, denn nachdem wir ausgestiegen sind, kehrt er wieder um. Ganz schön nett, die Deltavillianer. Jetzt wollen wir Richtung Supermarkt gehen, aber auch der ist ganz schön weit weg. John hätte uns sicher auch bis dorthin gefahren, aber wir wollten ja nicht. Nun gut, Bewegung ist gesund.

Der Supermarkt ist diesmal ein Great Value, den hatten wir noch nicht. Die Auswahl ist recht gut, teilweise etwas teurer, aber wir brauchen auch nicht so viel. Trotzdem ist unser Rucksack voll. Draußen auf dem Parkplatz treffen wir unseren ersten Fahrer wieder. So ein Zufall. Ob wir mitfahren möchten? Ja bitte, aber nur bis zum Schnapsladen. Ob er warten soll? Oh nein, vielen Dank. Das wäre nun wirklich zu viel des Guten. Und Fishing Bay liegt jetzt auch nicht mehr so weit weg. Trotzdem werden wir noch einmal angesprochen: Ob wir nicht wüssten dass ein Shuttle Bus fährt - und bekommen gleich einen Flyer mit den Haltestationen in die Hand gedrückt. “Unbehelligt“ kommen wir kurze Zeit später wieder beim Dingi an und werden prompt wieder angesprochen: Ob wir nicht wüssten, dass der Supermarkt uns auch fahren würde, wir müssten nur Bescheid sagen, dann würden die uns sogar abholen! Ich habe so das Gefühl, dass es hier ganz schön anstrengend werden könnte, wenn wir nur mal so spazieren gehen möchten. In Deltaville hat man da wohl schlechte

Karten.

Abends finden wir an Bord einen blinden Passagier. Keine Ahnung, seit wann er mit uns mitfährt. Es handelt sich um einen kleinen Laubfrosch. Wir haben ihn eingefangen und Wolfgang hat ihn an Land ausgesetzt.

Montag 06.06.16

Haul out Termin. Uns wurde  gesagt, dass wir auf VHF gerufen werden. So ganz trauen wir dem aber nicht. Um 9°° telefoniere ich kurz. Die Dame im Office will sich erkundigen und ruft nach einer Stunde zurück. Wir würden in ca. 1,5 Stunden dran kommen. Wenn wir sehen, dass das Schiff im Kran ins Wasser kommt, sollen wir langsam Anker auf gehen. Gesagt getan. Nur, dass weiter nichts passiert. Eine Stunde kreisen wir vor der Marine, dann gehen wir erst einmal an der Pump Out Station längsseits. Wolfgang geht an Land, fragt nochmal nach. Tja, die Arbeiter hätten jetzt Mittag….. Wir warten weiter geduldig, dann gehe ich zum Office. Toll, jetzt haben die Mittagszeit, alles ist geschlossen. Ich gehe einfach zielstrebig auf den Kranführer zu und frage höflich nach, wann er meint, dass wir drankommen. Oh, davon wissen wir nichts, wir dachten, dies wäre das letzte Schiff für heute. Ja super. Da scheint irgendetwas mit der Kommunikation nicht ganz so zu klappen. Aber wir können schon mal in die Box fahren und dann geht alles relativ flott. Gegen 14°° stehen wir endlich eingeparkt an unserem Platz für die nächsten 2 Wochen (Wolfgangs Zeitplanung)

Freitag 10.06.16

Wir haben schon gut was geschafft. Unterwasserschiff angeschliffen und gestrichen, Wasserpass höhergesetzt, Bretter vom Dingi gestrichen. Aber das Werftleben ist schon unbequem. Morgens verschlafen Richtung WC marschieren, unsere Bordtoilette können wir hier nicht benutzen, Brauchwasser in Schüsseln sammeln und an Land entsorgen. Zig mal Leiter rauf und runter. Dazu kommt das leichte Chaos an Bord. Überall liegen Werkzeug, Malutensilien und Ersatzteile rum. Nein, gemütlich ist es wirklich nicht.

Heute wird das Chaos noch leicht gesteigert, denn Wolfgang will die Exhundekoje (ist jetzt Stauraum) ausräumen. Er muss ans

Heck ran, da noch ein Auslass für unsere Eberspächer Heizung gebohrt/-sägt, werden muss. Zwischendurch Roststellen beseitigt – zum Glück nicht viele.

Wolfgang fragt nach einem Schweißer. Er möchte eine Kleinigkeit an den Bugspriet anschweißen lassen. Ja gibt es. Das Boot müsste dafür allerdings bewegt werden – dichter zu einer passenden Stromquelle heran.

Na ja, das wollen wir nun nicht unbedingt, ob man das nicht kurz vorm in Wasser gehen machen könnte? Ja, sicher, aber die Stunde im Travellerlift kostet 90 $. Und es wird immer die volle Stunde abgerechnet. Und als Wolfgang den Stundenpreis für das Schweißen alleine hört, kriegt er sich den ganzen Abend nicht mehr ein:

100 $. Die Arbeit selbst würde, sehr hoch geschätzt, mal gerade 10 Minuten dauern. Nein danke, soooo dringend ist das dann nun auch wieder nicht.

Die Marinas hier an der Ostküste sind teuer, bieten aber auch so einiges für die Segler. Die Liegegebühr in den Marinas beträgt so bummelig 2 $ per Fuss. Hier in Deltaville zahlen wir für das Kranen, raus und rein,264 $ und pro Tag kommen noch 10 $ fürs „parken“ hinzu. Für die ganzen facilitys kommen dann noch einmal

138 $ (Monatspreis, da günstiger) dazu. Dafür können wir dann die Laundry (kostet aber trotzdem nochmal extra (3 $ für eine Ladung incl. Trockner) und das sogenannte Curtesy Auto (für maximal eine Stunde innerhalb Deltaville) benutzen. Das Auto ist fürs Einkaufen schon nicht schlecht, denn der Supermarkt ist ca. 4 Kilometer entfernt. Außerdem gibt es noch einen überdachten Platz mit drei riesigen Gasgrills (zwei sind allerdings zurzeit kaputt), die frei zur Verfügung stehen und eine Lounge mit Couch, Sesseln, Fernseher, DVD´s, Bücherecke, Kaffeemaschine incl. Kaffee und Microwelle. Das alles kann einem das Leben an Land etwas versüßen. Schön wäre hier ein kleiner Imbiss. Aber die Restaurants bzw. Snackbars befinden sich alle etwas weiter weg, viele bieten allerdings Lieferservice an, bzw. Restaurants würden einen sogar hier abholen.

14.06.16

Hitzerekord: 34 ° im Schiff, Außentemperatur 37°. Wir versuchen uns so wenig wie möglich zu bewegen. Aber Wolfgang ist dennoch fleißig am Löten und kann kurz darauf vermelden: Die Heizung funktioniert!!

Ok, den Probelauf brechen wir recht schnell wieder ab, uns ist  zur Zeit wirklich warm genug. Aber wer weiß. Wenn jetzt eine Kaltfront kommt, sind wir vorbereitet.

15.06.16

Ein Jahr sind wir jetzt  unterwegs. Die Zeit ist teilweise wie im Flug vergangen. Und? Wurden unsere Erwartungen erfüllt? Ja, auf jeden Fall, obwohl sich seit unserer letzten Reise viel verändert hat, leider nicht immer zum Besseren. Aber vergleichen soll man ja nicht und wir versuchen es, zu vermeiden.

Bisher haben wir uns ziemlich treiben lassen. Es ist schon ein riesiger Unterschied, nur drei Wochen Urlaub zu haben, oder wie jetzt ohne Zeitlimit reisen zu können. Ich bin der Planungstyp und habe eher damit Probleme, ohne einen Zeitplan durch die Gegend zu segeln. So haben wir im vergangenen Jahr doch öfters kurz einmal die Route geändert. Und wie es ausschaut, wird es auch so bleiben. I

ch selbst würde uns etwas unternehmungslustiger wünschen. Ich weiß, das hört sich jetzt etwas blöd an.

Damit meine ich aber Unternehmungen an Land. Wie z.B. Busfahren, Sightseeing, usw. Ok, die erste Zeit waren wir beide durch die Arbeit von zu Hause ziemlich down. Aber jetzt, meine ich, sollte es eigentlich langsam besser werden.

Ich wurde schon zu Anfang oft gefragt, ob wir die Tiefenentspannung nun endlich erreicht hätten. Ich denke,

in den Zustand werden wir wohl nie kommen. Das heißt, Wolfgang wohl eher. Er kann sich schon von jeher weitaus besser entspannen, als ich es kann. Aber man hat unterwegs halt auch immer „Sorgen“: Hält der Anker, wie wird das Wetter, ist der Ankerplatz auch geschützt, wo ist der nächste Supermarkt, wo bekommen wir Ersatzteile her, wo Gas, wie geht das Einklarieren, wo ist der nächste Arzt, wo nehmen wir das Schiff raus, reichen unsere Ersparnisse? Fragen über Fragen, welche den ultimativen Entspannungsfaktor für mich etwas

herunterschraubt. Aber trotz der Tage, wo wir uns fragen, was wir hier überhaupt machen, wenn Wind und Wetter und alles irgendwie gegen uns ist, möchten wir dieses Leben an Bord auf keinen Fall mehr missen und ganz ohne Frage: es geht uns trotzdem verdammt gut.

15.06.16

Heute ist Aufräumtag.  Gott sei Dank. So zwischen Werkzeug und Ersatzteilen an Bord leben bringt wirklich nicht so recht Spaß. Aber das ist jetzt vorbei, zu mindestens bis uns wieder etwas Neues einfällt. Normalerweise hatten wir gehofft, am Freitag wieder ins Wasser zu kommen. Nach dem letzten Wetterbericht verschieben wir den Termin doch lieber auf Montag. Es ist wieder eine Kalt/Warmfront mit Gewitter, Wind bis 30 Knoten und Regen im Anmarsch. Ausgerechnet am Freitag soll es am schlimmsten  sein. 

 

Zwischendurch gibt es eine Leckerei für die Stimmung:

Käsekuchen. Da es hier keinen Quark zu kaufen gibt, wurde er kurzerhand selbst gemacht. Ist gar nicht so schwer, man braucht nur etwas Buttermilch und Vollmilch und zwei Tage Geduld. Übrigens ist die Buttermilch hier megagut. Ich glaube, ich habe seit 40 Jahren keine mehr getrunken, weil es die in DE für meinen Geschmack nur als „Pleurre“ gibt. Aber hier ist die einfach dick und

cremig, einfach lecker. Wenn wir bloß mehr Platz im Kühlschrank hätten.

  

Wolfgang hat sich zwischenzeitlich den alten 2 PS Außenborder vorgenommen: Ölwechsel. Dabei stellt er fest, dass sich gar kein Öl mehr im Tank befindet, sondern nur noch Salzwasser……Dichtringe defekt. Da

glaubt man, ein Projekt abgeschlossen zu haben und schon kommt das Nächste. Da es sich um einen europäischen Motor handelt, ist Yamaha in den Staaten nicht dazu in der Lage, Ersatzteile zu beschaffen. Also werden wir über kurz oder lang doch wieder ein kleines Carepaket aus DE benötigen.

 

 

17.06.16

Puh, schon um sechs Uhr morgens warten wir beim Office auf den Bus. Wie elendig früh. Dabei sind es nur 20 Meilen bis Gloucester, unserem angestrebten Ort zum Shoppen. Wir müssen unbedingt mal was anderes

sehen als Deltaville. Der Bus braucht für die paar Meilen allerdings dreieinhalb Stunden, da er überall unterwegs noch Leute einsammelt. Feste Haltestellen gibt es nicht. Wir haben in der Zentrale angerufen und gesagt wo wir warten bzw. hinwollen. Wir zählen mit, eigentlich sind es insgesamt nur 15Passagiere.

Mehr passen eh nicht in den kleinen Bus. Dass sich das rentiert. Wir zahlen für eine Fahrt pro Person nur 2 Dollar. Um halb zehn kommen wir endlich an und machen erst einmal eine Snackbar unsicher. Wir haben Kaffeedurst und Hunger.

Danach geht es zum Home Depot und Walmart. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Um halb drei fährt der Bus zurück, diesmal zum Glück ohne große Umwege, die Fahrt dauert jetzt knappe 45 Minuten.

 Kaum zurück begebe ich mich in die Lounge mit PC und IPAD. Das IPAD hatte unterwegs mit einem Mal den Geist aufgegeben. So ein Schrott. Jetzt sitze ich hier und versuche, das irgendwie gerade zu biegen.

Nach drei Stunden geht alles wieder. Puh, was für eine Erleichterung. Wolfgang kam zwischendurch vorbei und berichtete, dass Brian vorhin bei ihm war und gesagt hat, dass es Montag nichts mit dem Abslippen wird. Aber morgen. Ist doch sogar noch besser. Drei Kreuze, wenn wir endlich wieder schwimmen.

  

 

 

21.06.16 Solomons

Solomons, nicht zu verwechseln mit den Solomon Inseln im Pazifik,  obwohl das sicher auch nicht schlecht wäre. Solomons ist ein kleinerer Ort am Patuxent River und ist in den letzten Jahren auch zum Seglertreffpunkt geworden. Der Hauptcreek am Ort entlang ist gespickt mit Marinas. Da wir hier noch einmal einkaufen wollen, wählen wir einen Ankerplatz vor dem Hotel Holiday Inn. Die bieten auch ein Dingidock für 2 $ an. Es gibt hier zwei Shopping Malls. Die eine mit dem Food Lion und die andere mit dem Giant. Der Giant soll besser sein, liegt aber auch weiter weg. Aber es fahren ja Busse. Wo

die Haltestelle ist, wissen wir schon, aber wann genau fahren die? Nachfragen bringt nicht viel, von der Angestellten in der Bücherei bekommen wir jedoch einen Fahrplan. Die Busfahrerin

meint, ob wir nicht auf den nächsten Bus warten wollen, der wäre billiger. Ist ja nett gemeint aber wir sind froh, überhaupt einen Bus gefunden zu haben. Zurück wollen wir mit dem Taxi fahren, zwei Telefonnummern hatte man mir schon in der Bücherei rausgesucht. Zum Glück rufe ich vor unserem Großeinkauf dort an. Das eine ist

eine Art Shuttlebus, das andere ein Taxifahrer. Anscheinend der Einzige, den es hier in der Gegend überhaupt gibt. Er meint, es würden wohl so ca. 10 Meilen vom Giant bis zum Holiday Inn sein und per Meile könnte man mit 2 $ + 2. Passagier 2 $ + Gepäck 2$, also so 20 bis 30 Dollar rechnen. Man merkt, er hat hier eine Monopolstellung.

Nein Danke, also kein Großeinkauf. Der Supermarkt ist nicht schlecht. Aber wir sehen schnell, dass es hier schon deutlich teurer, als in Deltaville ist. Wir wurden auf dem letzten Ankerplatz schon vorgewarnt, dass es im Norden teurer wird. Da wissen wir jetzt wenigstens, wo wir unsere Endeinkäufe machen werden. Wir sind schon bald fertig und wollen eigentlich mit dem Bus wieder zurück. Nur kommt natürlich gerade mal keiner.

Wir laufen schon mal vor. Haltestellen gibt es hier sowieso nicht, man winkt einfach. Wenn es man was zu winken gäbe. Aber so wissen wir letztendlich, dass es definitiv nicht 10 Meilen bis zur Marina sind, sondern nur geschätzte 7 Kilometer. Da wollte der Taxifahrer uns wohl abzocken, oder wie soll ich seine Preisauskunft

verstehen?

Der Weg zurück ist ganz schön heiß. Aber wir kommen beim Food Lion vorbei und in der Mall gibt es MC

Donald. Nichts wie hin und Cola und Eis bestellen. Frisch gestärkt geht es weiter. Von hier aus sind es nur noch 10 Minuten. Kurz noch zu West Marine, einen Führer für den nördlichen Teil der US Küste kaufen, Wolfgang bringt die Einkäufe an Bord, holt die Sackkarre und auf geht’s, zurück zum Food Lion. Von einem anderen Segler habe ich mittlerweile einen guten Tipp erhalten. Food Lion hat viele Angebote, die aber nur zum Tragen kommen, wenn man eine Kundenkarte hat. Bisher haben wir an der Kasse immer auf deren Fragen nein gesagt, jetzt bin ich schlauer und frage nach einem courtesy swipe. Und siehe da, es klappt.

Vollbepackt ziehen wir von dannen. Auf der Karre sind grob geschätzt wohl um die 45 Kilo, das Meiste sind

Getränke. Auf jeden Fall ist die ganz schön schwer zu ziehen. Der Schweiß rinnt in Strömen. Wir schaffen es gerade noch vor dem ersten Regenschauer an Bord. Der Wetterbericht hatte eine Unwetterwarnung mit heftigen Gewittern, Hagel, Wind und allem was dazugehört, sogar Wasserhosen herausgegeben. Toll. Ich bin gar nicht unruhig, nein überhaupt nicht. Muss ich auch nicht, denn außer etwas Regen und ein paar Donner passiert nichts weiter. Glück gehabt.

 

Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass wir jetzt in Maryland sind? Wechsel des Bundesstaates heißt für uns:

Telefon her und Customs und Border Protection anrufen. Die Telefonnummer scheint diesmal richtig zu sein, aber ich höre mal wieder eine Bandansage. Zu mindestens hier werden aber die einzelnen Optionen mit den Hinweisen welche Daten aufs Band gesprochen werden sollen klar und deutlich aufgezählt. Wenn das immer so wäre.

 

 

 

21.06.16 Freizeitbeschäftigung

Was macht Mann so den lieben

langen Tag? Zum Beispiel Tauwerkschäkel herstellen. Das geht zurzeit aber nur mit

Internetverbindung, weil der Knoten recht kompliziert ist und es nur bei You

Tube eine Anleitung gibt. Hier der Link: https://youtu.be/NRdnAb7HG4M

Die Dinger sind echt genial und sie klappern nicht!

Samstag 25.06.16 Still Point kurz vor dem C + D Kanal

Wieder knappe 40 Meilen liegen vor uns. Hier in Höhe

Annapolis/Baltimore ist jetzt ordentlich Bootsverkehr. Ok, wir haben aber auch Wochenende, da ist jeder Hans und Franz auf dem Wasser unterwegs. Motorboote ohne Ende. Und die fahren ohne Rücksicht auf Verluste. Wir entscheiden uns, vorerst in Still Point vor Anker zu gehen.

Dienstag 28.06.16 Delaware Bay

Puh, was ist das schwül. Lt. Wetterbericht sollen wir 97 % Luftfeuchtigkeit haben. Wir gehen weiter, der Himmel sieht zwar nicht einladend aus, aber vielleicht haben wir ja Glück und es regnet nicht. Im C+D Kanal (ein Kanal, der von der Chesapeake Bay zur Delaware Bay führt) haben wir zwei Knoten Strömung

mit uns. Teilweise mit 8 Knoten fahren wir dahin. Nicht schlecht. Jetzt liegen wir in der Delaware Bucht bei einer kleinen Insel vor Anker, neben uns zwei andere Segler, die wohl die gleiche Route haben. Der Ankerplatz ist nicht so

richtig berauschend und liegt voll in der Strömung. Vor Anker haben wir laut Log 15 sm gemacht. Alles sozusagen im Schlaf.

Mittwoch 29.06.16

Da wir mit der Tide laufen wollen, haben wir den Wecker gestellt. Gegen 7 Uhr gehen wir los. Zuerst

haben wir noch leicht Strom gegenan, dann kippt er. Wir motoren Richtung Cape May. Dort wollen wir durch den kleinen Kanal und dann eigentlich am nächsten Morgen weiter nach NY. Aber auf der Strecke sind wir schon am Überlegen, ob wir

nicht weitergehen sollen. Der Wetterbericht hört sich nicht schlecht an und so drehen wir kurz vor dem Kanal ab und gehen außen um das Kap Richtung NY. Jetzt hat uns der Atlantik wieder. Das Segel setzen müssen wir jedoch noch üben.

Wolfgang hätte beinahe das Groß ohne Großschot gesetzt, die hatten wir wegen dem Sonnensegel abgebaut. Und als wir das Groß setzen finden wir doch glatt ein Lehmnest am Segel. Wolfgang dachte erst, es wären Termiten, aber ich tippe eher auf eine Art Lehmwespe oder sowas ähnliches. Auf jeden Fall mit Flugloch und drinnen waren drei Kammern mit Larven. Igitt. Hoffentlich haben wir uns nicht noch mehr eingefangen. Die Nachtfahrt ist sehr angenehm und wider Erwarten haben wir sogar guten Segelwind und keine Welle.

Donnerstag 30.06.16 New York

Die Skyline von NY kommt langsam in Sicht. Dicht vorbei geht es an der Freiheitsstatue weiter den Hudson River hinauf. Für NY finden wir, dass recht wenig Schiffsverkehr herrscht. Nur zig Fähren düsen links und rechts an uns vorbei und schaukeln uns recht heftig durch. Rechts von uns zieht die Skyline von Manhattan vorbei. Wir legen uns an eine Mooringboje in Höhe der 79th Street. Nur ein paar Blöcke weiter geht es zum Broadway und auch der Central Park befindet sich nicht weit weg.

Unser kleiner Außenborder ist ja leider defekt, Irgendeine Dichtung ist undicht, also müssen wir den großen Außenborder nehmen. Und kurz vor der Einfahrt zum Dingidock geht er aus. Überhitzung! Was für ein Mist und

das gerade bei der starken Strömung. Zum Glück kommt gerade ein anderer Segler mit seinem Dingi vorbei und nimmt uns in Schlepp. Wir gehen nur kurz ins Büro, bezahlen für eine Nacht, machen einen kurzen Abstecher zum Broadway und dann geht es auch gleich wieder zurück. Wir müssen ja zurückrudern und die Tide müssen wir auf jeden Fall mit uns haben. Auf dem Hudson herrscht eine enorme Strömung. Heute sind es beim Andocken an die Tanamera gute 2,5 Knoten. Da muss die Peilung schon stimmen, sonst landen wir sonstwo. Gegenanrudern ist hier witzlos.

Jetzt ist Wolfgang dabei und schraubt den AB auseinander. Schauen, was alles kaputt gegangen ist. Zum Glück ist es nur der Impeller. Alles andere scheint in Ordnung zu sein.

Dienstag 05.07.16

Seit Freitag waren wir jetzt jeden Tag unterwegs. Es ging kreuz und quer durch die Stadt, ein paar Mal mit der Subway, aber sehr viel auch zu Fuß. Die Stadt ist enorm groß und steckt voller Leben. Einige Stadtteile sind touristisch überlaufen, so wie

Chinatown, Little Italy und auch die Gegend um die Wall Street. Miss Liberty kann man sozusagen nur besuchen, wenn vorher online ein Ticket gebucht wurde. Ansonsten sind 3 Stunden Wartezeit gar nichts. Die Wolkenkratzer sind schon imposant,

aber eigentlich gefallen uns die etwas gemäßigteren Hochhäuser in der Gegend von Chelsea weitaus besser. Schön renoviert mit vielen Verzierungen und diversen Feuerleitern. Auch die Eingänge mit den Treppen und Eisengeländern sehen hübsch aus.

Natürlich ist ein absolutes Muss der 9/11 Memorial Platz. Uns beschert der Platz trotz Sonnenschein Gänsehaut.

Dann natürlich der Central Park. Ein riesiges Gebiet und dort haben wir es fast geschafft uns zu verlaufen. Schöne Wanderwege, große Spiel- und Liegewiesen, Seen. Um den Centralpark herum führt eine Einbahnstraße – nur für Fahrradfahrer und Jogger.

An Museen haben wir nur ein kleines Feuerwehrmuseum, das Museum für American Indians und das American Museum of Natural History besucht. Aber dieses Museum alleine ist an einem Tag nicht zu schaffen. 4 Stockwerke voll mit interessanten Ausstellungen, schon allein die Dinosaurier Abteilung ist einzigartig. Für New York brauchen wir definitiv einfach mehr als 5 Tage, aber jetzt ist erst einmal die Luft raus, wir sind einfach nicht mehr aufnahmefähig.

Auf den Independence Day mit einem  grandiosen Feuerwerk hatten wir uns gefreut, allerdings

ist der buchstäblich ins Wasser gefallen. Abends Punkt 8 fing es an aus allen Kübeln zu schütten. Geballert wurde trotzdem, nur leider konnten wir nichts sehen. Echt schade.

Chrysler Building
Chrysler Building

Mittwoch 06.07.16 Oyster Bay Long Island

Mit der Strömung geht es den Hudson runter, dann den East River rauf. Wir haben es so hinbekommen, dass wir auch hier die Strömung mit uns haben. Spitzengeschwindigkeit 10 Knoten. Aber es gibt hier auch ganz deftige Verwirbelungen im Wasser. Wolfgang steuert später lieber mit der Hand.

Hätte er man nicht, denn: haben wir kein Glück, oder nur Pech? Mann trifft eine dicke, grüne Tonne. Voll drauf. Puh, was hat das gescheppert. Das Schiff ist noch ganz, zum Glück haben wir ein Stahlschiff, der Schreck steckt allerdings in den Gliedern.

Heiß ist es auch wieder geworden. 31 °. Morgen gibt es noch ein paar Grad obendrauf. Wir haben wirklich Glück gehabt, dass es in NY

nicht so heiß war.

Wir laufen in die Oyster Bay und gehen dort vor Anker. Der Name hört sich im Segelführer aber besser an, als es letztendlich ist. Viele, viele Boote und Mooringfelder. Sonst geschützt, aber halt optisch nicht gerade der Hit.

Wolfgang ist schon schnorcheln gewesen. Also 2 Dellen hat die Tanamera und drei Stellen, wo die

Farbe ganz ab ist, leider befindet sich eine unter Wasser. Da versuchen wir gerade, das Schiff mit Gewichtsverlagerung etwas schräg zu bekommen, damit die Stelle provisorisch übergemalt werden kann (Rettungsinsel und Wasserkanister am Baumende). Beim Ankermanöver hat Wolfgang entdeckt, dass unser Anker krumm  ist.  Er hat sich total verzogen. Wir wollen zwar sowieso einen schwereren Anker kaufen, aber dieser hier war eigentlich für Julia und Michael vorgesehen. Sorry Ihr beiden, aber diesen Anker können wir wohl jetzt entsorgen.

gewusst wie: Schräglage künstlich hergestellt. Am Großbaum hängt die Rettungsinsel und ein 20 ltr. Wasserkanister
gewusst wie: Schräglage künstlich hergestellt. Am Großbaum hängt die Rettungsinsel und ein 20 ltr. Wasserkanister

Donnerstag 07.07.16

Müssen heute leider noch hier bleiben. Wolfgang macht 2 weitere Anstriche, danach Trockenzeit und dann liegen wir endlich wieder gerade. Die andauernde Schräglage war schon nervig und dann die Unordnung im Schiff. Ätzend

 

Freitag 08.07.16 Port Jefferson

25 sm bis Port Jefferson liegen vor uns. Das Wetter ist nicht gerade sommerlich. Der Himmel ist wolkenverhangen und es ist kalt geworden. Gestern haben wir noch geschwitzt wie Hulle, heute habe ich die Vliesdecke rausgeholt und trinke heißen Tee.

Montag 11.07.16 New London und Newport

Heute Morgen ist frühes Aufstehen angesagt. Mit dem Dingi fahren wir zu einer nahe gelegenen Marina, nur um zu lesen:  Privat Property.

Wir sind unsicher, ob wir das Dingi liegen lassen können. Wolfgang fragt einen Bootsbesitzer

am Steg und der meint, wir könnten evtl. Ärger bekommen. Uns ist das alles zu unsicher und wir gehen bzw. fahren zum Citydock. Dort hätten wir auch ankern können, aber auf der Seekarte konnte man das leider nicht so recht ersehen. Auf dem Weg dorthin, gute 1,5 sm sind es bestimmt, macht der AB wieder Sperenzchen. Es kommt wieder nur spärlich Wasser und so tuckern wir dann langsam bis zum Dingidock – und später auch so wieder zurück.

 

Aber erstmal geht es zu Fuß Richtung Defender. 5 km, ist nicht so viel und einen Bürgersteig gibt es auch. Aber der Stadtteil durch den wir laufen gefällt uns nicht. Es sieht alles etwas rammelnaschig aus, sprich ungepflegt. Bei Defender angekommen schnappen wir uns einen Verkäufer und sammeln die ganzen Teile, die auf der Liste stehen, zusammen. Danach rufe ich per UBER App ein Taxi. Den Tipp hatte uns seinerzeit Tim, unser Bootsnachbar in Deltaville gegeben. Und es funktioniert echt super. Der Abholort war der vom GPS, mir wurde die Ankunftszeit mitgeteilt und der ungefähre Fahrpreis. Zum Schluss wird alles per Pay Pal bezahlt. Mit einem 25 kg schweren Anker wollen wir nun wirklich nicht so durch die Gegend spazieren. Zurück an Bord wird alles verstaut, Anker auf und gleich darauf tauscht Wolfgang die Anker aus. Erst ist der Plan, nach Mystic zu gehen. Aber dann entschließen wir uns, noch ein Stückchen weiter zu fahren und als wir kurz vor dem Ziel sind fahren wir wiederum weiter, denn 11 sm sind es nur noch bis Newport. Um 20°° treffen wir dort ein und werden fast erschlagen von der Masse an Segelschiffen. Das Mooring- bzw. Ankerfeld  (Mooringfeld: Bojen, welche auf dem Grund verankert sind und an der Schiffe festmachen können) ist riesig, aber es ist

trotzdem schwer, einen Ankerplatz zu finden. Dieses dicht an dicht liegen ist nicht so unser Ding und so dauert es, ehe wir endlich  den fast perfekten Platz finden und zur Ruhe kommen.

12.07.16 Newport

Vor dem an Land gehen verlegen wir die Tanamera ein Stückchen. Vor uns der Kat ist weg und unser Nachbar will anscheinend auch los. Wir brauchen wieder zwei Anläufe ehe der Anker hält. Anscheinend ist hier die obere Schicht ein sehr weicher Ankergrund.

Aber dann endlich können wir an Land. Wir haben sogar auf Anhieb das Dingidock gefunden. Ist hier gar nicht so einfach bei den vielen Docks, Moorings, Ankerliegern. Aber herrliche Schiffe sehen wir hier. Schöne, alte Risse und dann natürlich die moderneren Designs. Wir laufen als erstes Richtung Walmart. Haben Hoffnung, dass wir dort günstiger einkaufen können.

Es geht quer durch die Stadt – und die gefällt uns enorm. Richtig süße, alte Häuser, bunt, verspielt, einfach schön. Wir können uns nicht sattsehen. Es ist zwar touristisch, aber fällt irgendwie nicht so richtig auf. An vielen verschiedenen kleinen Läden kommen wir vorbei: Newport Fudgery, Ma´s Donuts, Flo´s Clamshack, Cupcake Charlies´s……  Die Häuser im alten Stadtteil sind um 1730 gebaut worden. Die Stadt selbst wurde 1639 gegründet und später wohnte hier die „alte“ High Society wie z.B. Vanderbilt. Viele der Mansions bzw. wohl eher Paläste können wir besichtigen. Aber das steht morgen auf dem Programm.

The Breakers
The Breakers

15.07.16 Newport

Mann, ist eine Stadt doch anstrengend. Wir laufen uns die Füße wieder wund. Mal gen Westen, dann Osten, Nord, Süd und kreuz und quer. Dazwischen muss Wolfgang leider auch noch den Motor prüfen. Er startet nämlich nicht. Das heißt, er versuchte es kurz, dann gibt es einen großen Ruck und er steht wieder. Aber das passiert nicht

immer. Wenn er erst Mal läuft, dann läuft er rund. Erst tippt Wolfgang auf den Anlasser, wir haben ein Reserveteil dabei. Tja, Fehlanzeige. Gut, dann eben die Kontakte für den Magnetschalter neu quetschen und hurra, es funktioniert. Puh, was sind wir froh. Hier Ersatzteile zu bekommen ist anstrengend und zeitaufwendig. Wenn wir einen Händler finden, was auch nicht ganz so einfach ist, hat er meistens nichts auf Lager. Das haben wir schon mit Ersatzteilen für unserem Außenborder probiert. Lieferzeit mindestens eine Woche – aber nur, wenn es kein europäisches Modell ist. Na ja, wir hatten diesmal zum Glück – Glück.

Danach werden die Sommer Cottages besichtigt. Besonders beeindruckend davon ist The Breakers, von Vanderbilt 1895 gebaut. Ich meine, so ein Sommercottage muss schon seine 70 Zimmer haben und 12000 qm sind gerade so ausreichend. Nein, ich habe mich nicht mit den Nullen vertan. Und ich weiß auch gar nicht, warum bei uns so ein Einfamilienhaus solange braucht, um fertig zu werden. The Breakers ist in nur zwei Jahren fertig geworden. Aber diese sogenannten Mansions sind schon wirklich beeindruckend.

Gold, kostbare Hölzer, mit Titan versehene Wände, Kristallleuchter, Marmor. Und jetzt müssen wir uns die ganzen Besucher nur noch in prächtigen Kleidern der damaligen Zeit vorstellen…..

Newport, Haus aus ca. 1730
Newport, Haus aus ca. 1730

16.07.16 Onset

Es wird Zeit, die Zelte in Newport abzubrechen. Auch komme ich mir langsam vor wie auf der Alm. Kuhgebimmel in einer Tour. Ja,

richtig, es hört sich wirklich so an, ist aber nur eine große Boje, die leider nicht weit weg von uns liegt, aber 24 Stunden lang auf den Wellen so vor sich hin bimmelt.

Wir liegen jetzt in Onset und harren der Dinge die da kommen. Uns eins kommt auf jeden Fall: eine Front. Und die soll 6 bis 7 Bft. mitbringen. Nee, Wind wollen wir zwar haben, aber gleich so viel? Ich geb´s zu, wir sind ganz

schön bequem geworden. Aber Mittwoch, da sieht es doch gar nicht so schlecht aus. Den Tag halten wir erst einmal in unserem Terminkalender fest.

Auf dem Weg nach Onset machte unser Autopilot heute Nachmittag mit einem Mal komische Geräusche. Eventuell hat nur eine etwas gelöste Halterung geklackert, oder? Wir hoffen mal, dass sich das mit dem Nachziehen der Schrauben erledigt hat. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass wir in eine Art „Kaputtgehphase“ stecken. So álá Murphy´s Gesetz.

Zwergwal, na ja, der Rest vom Wal.....
Zwergwal, na ja, der Rest vom Wal.....

20.07.16

Die letzten Tage hatten wir uns schon den Kopf

zerbrochen, zu welcher Zeit wir durch den COD Kanal gehen sollen (Cape Cod Canal) Wenn es nach uns gehen würde, dann eben irgendwann morgens – es geht aber nicht nach uns, sondern nach der

Tide. Und die Strömung im Kanal kann gute 5 Knoten betragen. Die möchten wir

eher mit, als gegen sich haben. Nach wie vor tuen wir uns etwas schwer mit dem ganzen Tidengedöns. Aber dafür sind wir pfiffich J. Als morgens ein Segler vom Ankerplatz – mit AIS – aufbrach, wird er gleich mit Argusaugen auf dem Kartenplotter verfolgt.

Ah, er geht durch den Kanal, seine Geschwindigkeit passt. Was ist die Uhr? Halb acht. Hochgerechnet auf Mittwoch wird das dann für uns ca. halb neun/neun. Gesagt, getan. Und alles klappt wie am Schnürchen. Im Kanal brausen wir mit 9 Knoten dahin und im Nullkommanichts sind wir durch. Sind auch nur 7 sm.

Auf der anderen Seite erwartet uns zuerst eine leichte Kabbelsee. Zum Glück haben wir nur die erste Zeit leichten Wind gegen an – dann schläft er ein. Wo sind denn nun die versprochenen 15 Knoten aus SW?? Na ja,

wir kriegen sie, aber nur für eine Stunde, dann hat der Wind sich verausgabt und geht wieder zur Ruhe.

Gegen Mittag schreie ich plötzlich laut Wolfgang aus seinem Mittagsschlaf. Ich sehe in respektvoller Entfernung Wale (Zwergwale, aber der Name täuscht, auch die können bis zu 10 Meter lang werden) und einer

davon stand gerade senkrecht in der Luft, ehe er mit einem lautem Platsch wieder ins Wasser zurückfällt. Absoluter Wahnsinn. Wir beobachten mindestens zwei Wale im Wasser immer wieder herumplatschen, aber so hoch, wie beim ersten Mal wird nicht wieder gesprungen.

viele, viele bunte Smarties
viele, viele bunte Smarties

21.07.16 Maine Tenants Harbour

Wassertemperatur 13°. Wo sind die Eisberge? Haben wir uns verfahren? Nein, wir sind nach einer Nachtfahrt in Maine angekommen, so ziemlich Mittig in der Penobscot Bay. In einer Bucht vor dem Hafen von Tenants werfen wir gegen Mittag den Anker. Zuvor mussten wir gute drei Stunden Slalom fahren. Ich hab ja schon immer über Mooringbojenfelder gestöhnt, aber das ist ja gar nichts gegenüber  den Lobsterbojen (daran hängen an einer Leine Lobsterkäfige) , die hier überall, aber wirklich überall im Wasser schwimmen. Maine ist das Lobstergebiet der USA. Auf der Active Captain Webseite las ich mal einen Kommentar eines amerikanischen Seglers, der ganz frustriert meinte, man solle vielleicht mal versuchen, KEINE Lobster mehr zu essen, vielleicht würden die Fallen dann mal weniger werden. Auf jeden Fall müssen wir um  diese Bojen herumfahren, denn ansonsten kann mal leicht so eine Leine in die Schraube

kommen. Zum Glück sind viele leicht zu entdecken, eigentlich ist es sogar ein hübsches Bild und Wolfgang hat es gleich mit vielen Smarties verglichen, so leuchtet es in allen Farben.

Auch die Außentemperatur ist etwas niedriger. So um die 25°. Die Sonne tut jetzt richtig gut. Aber die „Kälte“ hat auch Vorteile: Unser Trinkwasser brauchen wir nicht mehr in den Kühlschrank stellen, Cola- und Bierdosen

werden jetzt direkt vorgekühlt aus der Bilge geholt, nachts können wir wieder kuscheln und meine kalten Füße hat Wolfgang die letzten Monate auch echt vermisst.

 

24.07.16 Pulpit Harbour

Hier ist es jetzt richtig schön. Wir liegen in einem Art Inlet vor Anker. Es ist total windgeschützt, um uns herum Nadelgehölzer, ein paar Häuser. Eigentlich sieht es hier genauso aus, wie in Ostschweden in den Schären. Schon auf dem Weg von unserem letzten Ankerplatz ist uns dies aufgefallen. Überall ragen kleine Inselchen

aus dem Wasser hervor, einige sind karg, auf anderen wiederum wachsen Tannen, Birken und überall am Wegesrand viele Wildblumen.

Gut, dass wir den Kartenplotter haben, so ist die Navigation doch erheblich einfacher, als wenn wir alles in eine Seekarte übertragen müssten. Hier könnten wir uns leicht verfahren. Der einzige Wermutstropfen: wir haben kein Netz - und da im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.  Die letzten Wochen haben wir uns wieder ganz schön an das World Wide Web gewöhnt und kaum ist es mal einen Tag nicht da, ist Holland in Not.

26.07.16 Rockland

Wir sind jetzt doch schon früher nach Rockland gefahren. Grund: diverse Besorgungen und vor allem wollen wir uns um Gas kümmern. Unsere zweite  Flasche wird zwar wohl noch so ca. 6 Wochen halten, aber trotzdem werde ich langsam nervös. Nicht auszudenken, wenn das Gas mit einem mal alle ist und wir dann nur noch kalte Küche haben. Ab Freitag findet das SSCA GAM (Seven Seas Cruising Association Veranstaltung) hier statt, an dem wir teilnehmen wollen. Hier befindet sich auch ein  SSCA Stützpunkt, Wir haben Hoffnung, dass wir über die Stützpunktleiter Nicki bzw. Keith eine Füllstation ausfindig machen können. So kurz mal die Gasflaschen tauschen gehen, wie bei uns zu Hause, geht nicht mehr, da jedes Land andere Anschlüsse an den Flaschen hat.

Den ersten Tag gehen wir allerdings erst einmal shoppen,

was auch sonst. Zusammen mit einem riesigen Berg an Wäsche zuckeln wir Richtung Supermarkt, 3 km entfernt. Erst zum Waschcenter, dann zum Supermarkt gegenüber. Voll beladen geht es wieder zurück.

28.07.16

Nicki fährt uns zur Gasfüllstation und auch gleich noch zur Tanke, 2 Dieselkanister auffüllen. Ist echt nett von ihr, zumal wir hören, dass die Beiden gerade vom Wohnmobil aufs Boot ziehen, dann haben die Zwei noch die

Planung vom Gam an den Hacken haben und jetzt kommen auch noch wir. Nur schade, dass wir  den Stützpunkt nicht als Postadresse benutzen können da sie nach Floriada segeln wollen. Danach geht es schnell an Bord, die Sachen abladen und wieder zurück. Mit dem Dingi eine recht weite Strecke. Nochmal zum Supermarkt, wir brauchen noch etwas fürs Potluck. Dann reicht es aber auch für heute. Ach ne, wir verlegen uns schnell noch etwas weiter Richtung Museeumshafen, dort findet ja das SSCA Meeting statt und es liegen auch schon ein paar SSCAer dort vor Anker.

Vorhin, auf dem Weg mit dem Dingi zurück zum Schiff werden wir doch tatsächlich von der Polizei angehalten. Nicht weil wir zu schnell fahren, sondern sie möchten wissen, ob wir Schwimmwesten dabei haben. Wir sagen erstmal ja. Ich weiß genau, was sie wollen, denn irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man hier  im Dingi  Schwimmwesten mithaben muss. Da haben wir uns allerdings nicht so angesprochen gefühlt. Na ja, die Wasserschutzpolizei glaubt uns aber nicht so recht und will die Schwimmwesten auch sehen, wo die denn wären. An Bord erwidern wir. Ob wir nicht wüssten, dass wir welche im Dingi haben müssen. Nein, aber schönen Dank für den Hinweis. Mit einer Verwarnung kommen wir weg, aber hier in Rockland werden wir wohl jetzt unsere Schwimmwesten  fürs Dingi rauskramen müssen, ein zweites Mal doof stellen wird nicht klappen.

29.07.16

Dingi raft up um halb fünf. Haben wir noch nie gemacht und sind jetzt gespannt wie so etwas funktioniert. Jeder bringt eine Kleinigkeit als Snack und etwas zu trinken mit. So um die 20 Dingis kommen wohl bei dem Segelschiff Sionna zusammen.

Alle tüddeln sich irgendwie zusammen und so entsteht ein großer Pulk. Andauernd sind wir dabei, die Snacks von einem Dingi zum nächsten zu reichen, dazu Small talk, Ist schon witzige Sache und mal etwas ganz anderes.

30.07.16

Um halb zehn fahren wir an Land, wir hatten Nicki versprochen, bei den letzten Vorbereitungen zum SSCA Potluck zu helfen. Wir bereiten die Tische vor und um elf trudeln die ersten SSCAer ein. Gegen zwölf wird das Büfett

eröffnet. So um die 100 Leute tummeln sich unter dem Zelt. Namen werden ausgetauscht, woher, wohin. Es ist schwer, bei den vielen Leuten den Überblick zu behalten. Auf jeden Fall haben wir ein paar nette Kontake knüpfen können und auch eine Adresse für unser Paket bekommen wir. Das hilft schon mal gut weiter. Ein Pärchen hat mich noch später zum Supermarkt mitgenommen und wieder zurückgefahren. Echt lieb. Anschließend haben wir noch mit aufgeräumt und um vier waren wir schließlich wieder total zerschossen an Bord.

31.07.16

Als erstes heute Morgen wache ich mit Kopfschmerzen auf. Schiet. Nehme eine Tablette und zum Glück hilft sie. Dann mit T Mobile telefonieren. Die Prepaidkarte Online per Kreditkarte aufladen geht nicht, warum auch immer. Telefonisch höre ich, geht es auch nicht. Ich muss mehrfach nachfragen, denn die Verbindung ist nicht die Beste und ich habe totale Probleme die Gute am anderen Ende zu verstehen, auf Dauer echt Mühsam. Da wir sowieso an Land müssen, gehen wir kurz zur Drogerie und holen und eine Aufladekarte. Diese Online aktivieren, geht natürlich auch nicht, also wieder anrufen. Was für ein Schrott.

Aber erst einmal gehe ich zum Women Who Sail Potluck. So ca. 28 Frauen haben sich versammelt. Um elf geht es los. Ein paar Frauen habe ich schon auf dem SSCA Treffen gestern kennengelernt. Zuerst wird geschnötert, nach einer Stunde gibt es Essen und dann fängt eine Vorstellungsrunde an. Und die ist definitiv zu lang. Jeder soll sich vorstellen und etwas erzählen, bei einigen artet das aber aus. Und so dauert das Ganze fast zwei Stunden. Zum Schluss habe ich Mühe, noch zuzuhören. Schade, so miteinander zu  reden hätte  mir mehr gebracht. Eine Frau war jedoch darunter, die hat mich kolossal beeindruckt. Sie erzählte, dass sie ihr Segelschiff vor etwa drei Jahren verkauft hätten und sie jetzt ein Motorboot besitzen. Der Reiseradius hätte ich auch etwas verkleinert, denn sie wäre gerade 90 geworden und ihr Mann ist 97 !!! Kein Scherz, ich habe meine Nachbarin gefragt, ob ich es wirklich richtig verstanden habe.

01.08.16

Allgemeine Aufbruchsstimmung. Schon gestern sind einige Segler Anker auf gegangen, heute machen wir uns vom Acker. Fast eine Woche

Stadt reicht für eine Weile, wir sind wieder reif für die Insel. Und Inseln gibt es hier wie Sand am Meer. Richtung Osten motoren wir zwischen kleinen und

großen Inselchen hindurch. Aber wir müssen nicht nur um Inseln Slalom fahren, nein, wir haben das Gefühl, dass auch die Lobsterpötte anzahlmäßig zugelegt haben. Nach 30 sm haben wir genug und suchen uns für die Nacht einen

Ankerplatz.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass das Ankeraufgehen richtig zeitaufwendig ist? Auf jeden

Fall seit wir in den USA sind. Der Ankergrund ist nämlich der reinste Modder und der klebt wie Pattex an der Kette. Ganz, ganz früher benutzten wir die Pütz, sprich Wassereimer und damit wurde die Kette Stück für Stück beim Ankeraufgehen saubergemacht. Eine Sisyphusarbeit und definitiv nicht gut für die

Bandscheiben. Aber schon auf der letzten Reise hatten wir uns eine Deckwaschpumpe zugelegt. Außenanschluss mit Gartenschlauch und Spritze. Wir lieben sie! Jetzt macht sie die ganze Arbeit und trotzdem dauert es ne ganze Weile, ehe der Anker oben ist zumal wir hier in Maine meist nur Ankerplätze mit

um die 10 Meter Wassertiefe finden. Dementsprechend viel Kette ist sauberzumachen.

02.08.16 Mount Desert Island

Nach nur zwei Stunden haben wir diese Insel, die auch den Acadia National Park beherbergt, erreicht. Sie ist die zweitgrößte US Insel an Ostküste – und eine sehr touristische Insel. Als erstes sehen wir in der Ferne Berge, obwohl es eher Hügel sind, der höchste ist 470 m hoch, als nächstes erblicken wir Schiffe. Segelschiffe, Motorboote, kleine Boote, große Boote. Und natürlich Mooringfelder. Wir finden schließlich einen Ankerplatz, leider etwas ab vom Schuss, aber es befinden sich schon diverse Segler dort, die alle über die Toppen geflaggt haben. Das wäre doch nun wirklich nicht nötig gewesen. Aber wir merken schnell: die meinen ja gar nicht uns. Heute findet eine Windjammerparade statt und die Segler wollen die Traditionssegler den Somes Sund, einen ca. 9 km langen Fjord, hinaufbegleiten. Das Timing ist gut, wir sind gerade rechtzeitig angekommen. Parade ist allerdings etwas zu viel gesagt. Der Verein der Traditionssegler in Maine hat 9 Schiffe, 5 davon nehmen an der Parade teil. Aber dennoch ist es ein hübsches Bild.

 

05.08.16 Roque Island

So, dies ist jetzt unser östlichster Punkt in Maine, weit ist es jetzt nicht mehr bis nach Canada. Roque Island ist in privater Hand. Vor einem herrlichen Sandstrand befindet sich unser Ankerplatz. Die Bucht ist sehr

geschützt, nur bei Hochwasser ist leichter Schwell spürbar. Keine Mooringfelder, wenig Boote. Am Strand können wir spazieren gehen, weiter ins Innere der Insel ist es leider nicht erlaubt. Und es ist hier echt kaltgeworden. In der Kajüte 20°, draußen in der Sonne ohne Wind schön kuscheligwarm, im Wind wiederum saukalt ohne Vliesjacke geht gar nichts. Ein Vorteil hat dasganze ja. Nachts schlafen wir besser und wir freuen uns jetzt schon wieder aufdie Karibik – warmer Wind und warmes Wasser.Wir brauchen jetzt mal wieder etwas action, Und diebekommen wir. Wir haben unsere Bootssitze etwas sauber gemacht und Wolfgang hatte sie an Deck zum Trocknen aufgestellt. Tja und einer entschließt sich über Bord zufallen. Da treibt er nun von dannen. DasDingi war natürlich noch nicht im Wasser. Also ganz schnell alles fertigmachen und dem Sitz hinterher.

 

07.08.16 Mistake Island

Recht früh geht es wieder weiter. Gestern sind wir noch an Land gefahren und haben einen Strandspaziergang gemacht. Treffen am Strand unsere Bootsnachbarn. Bei der Gelegenheit frage ich gleich  nach, was die beim Segeln so mit den ganzen Bojen machen. Einfach durchfahren wurde mir gesagt, er würde das seit 20 Jahren machen und hat noch nie Probleme gehabt. Ob das so stimmt? Wir wollen es lieber nicht ausprobieren. Wir motoren gerade durch die Ausfahrt aus der Bucht, rechts und links ein Felsen, in der Mitte vom Fahrwasser ne Untiefe, da scheppert es mit einem Mal. Mist, wir haben eine Lobsterboje mitgenommen und die hängt am Rumpf oder in der Schraube. Wolfgang schmeißt sofort den Anker, es ist zum Glück nicht tief hier, zieht sich den Neoprenanzug an und geht bei der Kälte ins Wasser.

Er muss zum Glück nicht lange rein, denn die Boje hat sich nur etwas um die Schraube gewickelt, er bekommt sie schnell befreit. Nach 10 Minuten sind wir schon wieder unterwegs. Wir können auch schnell sein – wenn wir wollen. Nach ca. 8 sm sind wir schon am Ziel. Zwischen mehreren kleinen Inseln werfen wir den Anker. Sieht echt schön hier aus Auf dem Wege hierher sind wir an mehreren Seehundkolonien vorbeigefahren, hier gibt es aber leider keine. Wäre schön, sie zu beobachten. Ein paar Stunden später sieht es hier allerdings mit einem Mal total anders aus. Viele der Felsen sind plötzlich weg, alles sieht weit und großzügiger aus, allerdings auch

offener. Wir haben Hochwasser. Was drei Meter Tide doch ausmacht.

Mistake Island
Mistake Island

08.08.16

Heute Morgen fahren wir an Land. Wir wollen zum Leuchtturm. Da wir Ebbe haben gehen wir nicht an der kleinen, steilen Rampe an Land, sie ist uns zu glitschig. Ein Stückchen weiter fahren wir in die Bucht an den Strand. Bei Flut wäre dies nicht mehr möglich. Erst gehen wir über die Felsen, merken aber schnell, dass wir hier nicht so recht weiterkommen. Auf dem Rückweg sehen wir dann in der Nähe der Rampe einen kleinen Pfad, auch glitschig, aber machbar. Und ein paar Minuten später stehen wir auf einem Holzsteg, der uns schnurstracks zum Leuchtturm führt. Links und rechts Büsche mit Brombeeren, Baubeeren, Cranberries und Himbeeren. Ein richtiges Beerenparadies. Jetzt hätten wir gerne Behälter mitgehabt und Zeit. Aber da wir auflaufendes Wasser bekommen, wollen wir das Dingi nicht allzu lange alleine lassen, nicht dass sich das auch noch vom Acker macht – ohne uns. Gegen Mittag sind wir wieder an Bord. Auf dem Ankerplatz ist es ungemütlich geworden. Der Wind hat ordentlich aufgefrischt. Nix mit in den Böen bis 20 kn wie der Wetterbericht verkündet hatte. Wir haben fast konstant 20 Knoten und in den Böen eher 25 kn.. Ich entwickele mal wieder so eine leichte Unruhe. Hält der Anker auch wirklich? Immerhin liegt hinter uns, nicht allzu weit entfernt, ein größerer Felsen.

Barre bei Bar Harbour, 30 Minuten später ist sie nicht mehr zu sehen
Barre bei Bar Harbour, 30 Minuten später ist sie nicht mehr zu sehen

09.08.16 Bar Harbour

Puh, der Wecker klingelt schon um 5 Uhr. Obwohl wir hier in Maine normalerweise keinen Wecker bräuchten. Frühmorgens werden wir meist

von lautem Motorlärm, wie von Formel 1 Wagen, geweckt. Es sind die Lobsterfischer, welche zwar nur kleine Boote haben, das aber mit viel PS unter

der Haube wieder wettmachen. Die düsen ohne Rücksicht auf unseren Schönheitsschlaf um unser Schiff herum und holen die Lobsterfallen ein. Wir

wollen weiter gen Westen und da der Wind andauernd aus dieser Richtung bläst und wir nicht gegenankreuzen wollen, müssen wir die windstillen Morgenstunden nutzen. Es weht eine leichte Brise aus NW, der Wind soll später aber auf W drehen.

Weil wir so früh losgefahren sind, kommen wir schon gegen Mittag in Mount Desert an. Diesmal fahren wir bis nach Bar Harbour und werfen den Anker nördlich hinter der Barre. Wolfgang macht schlapp, er klagt über Mattigkeit und geht ins Bett.  Kann einfach das frühe Aufstehen nicht ab. Die Umgebung sieht hier nicht

dolle aus. Aber wir wollen endlich mal an Land und außerdem soll es auf dieser Insel gute Wanderwege geben. Wenn wir man dazu kommen würden. Wir halten nach einem Dingidock Ausschau. Es gibt viele, doch alle sind in privater Hand. Beim College oft he Atlantic könnte man anlegen, aber die wollen doch tatsächlich 20

$ dafür haben. Ganz schön Seglerunfreundlich. Wir beißen in den sauren Apfel und werden uns morgen in den Bar Harbour Haupthafen, dadurch sind wir näher am Public Dingidock beim Hafenmeister. Es wird Zeit, dass die Teile für die Außenborder kommen, dann sind wir wieder mobiler.

 

10.08.16

Liegen jetzt im Haupthafen. Einen guten Ankerplatz finden ist hier schwierig. Lauter Lobsterbojen, Mooringbojen oder Fischerpontoons. Wie üblich. Ätzend. Wolfgang fragt sich, warum es nicht in Häfen verboten wird, Lobsterfallen zu setzen. Na ja, wir haben einen Platz gefunden. Schön ist er nicht

und unruhig ist es auch. Fahren mit dem Dingi an Land. Auch das Dingi Dock ist eher für Tender gedacht, als für Gummiboote. Der Hafenmeister ist aber nett. Blöderweise vergessen wir den Müll von Bord mitzunehmen und wir vergessen auch zu schauen, ob es hier überhaupt eine Möglichkeit gibt, unseren Müll

loszuwerden. Mist. Wir gehen durch den Ort. Total touristisch. Aber ganz nett gemacht. Die Häuser sind teilweise niedlich, aber wie gesagt, mehr auf Tourismus geeicht. Wir gehen zum Hannaford Supermarkt. 10 Tage haben wir Abstinenz geübt, jetzt müssen wir wieder shoppen gehen. Eigentlich wollten wir den Ort noch

weiter erkunden, aber das Wetter schlägt um. Kaum sind wir wieder an Bord, nimmt der Wind etwas zu und es fängt an leicht zu regnen. Es ist doch typisch. Die ganze Zeit, wo wir nicht so recht an Land konnten, war das Wetter super, jetzt wo wir an Land möchten und evtl. auch mal über die Insel wandern wollen,fängt es an zu schauern.

12.08.16 Somes Sound

Wir haben Richtung Somes Sound natürlich Südwind, das heißt Wind von vorn. Aber relativ wenig und es sind auch nur ca. 14 sm bis zum

Ankerplatz. Leider ist die Sicht absolut mies – Nebelschwaden. Schade, die Küste hätten wir gerne mehr bewundert. Im Sund selber dauert es ne ganze Weile, ehe wir einen Ankerplatz finden. 3 x müssen wir umankern. Neben uns liegt die

MIRA. Zuletzt hatten wir uns auf St. Martin getroffen. Abends wird auf der Mira gegrillt. Echt lecker und dazu schnötern (plaudern) bis zum Abwinken. Das habe ich in den letzten Wochen, ja fast Monaten arg vermisst. Wir haben ja kaum europäische Schiffe getroffen.

16.08.16

Heute kriegen wir es hin. Wir gehen wandern. In den letzten Tagen war das Wetter eher durchwachsen gewesen, aber heute scheint

wieder die Sonne. Die Busfahrten sind hier auf der Insel alle umsonst. Nicht schlecht. Einen Fahrplan habe ich von Marion bekommen auch gleich mit Tipps bezüglich Haltestellen. Versuche es

gleich mal bei der Fahrerin. Aber die ist, wie Marion uns schon vorwarnte, etwas muffig und will uns nicht da rauslassen, wo wir es gerne hätten. Hält sich strikt an den Fahrplan, obwohl überall steht, dass man auch unterwegs aussteigen kann. Soweit dazu. Im Bus treffen wir Molly und Dan von der Allegria, die Zwei hatten wir beim GAM kurz

kennengelernt. Er meint, es müsse gehen

und er würde uns Bescheid geben, wenn wir an der Strippe zum Stoppen ziehen sollen. Wir jedoch sind irgendwie zu voreilig, ziehen vorher und werden beim Park Headquarter rausgelassen. Hört sich doch gut an, müsste sich doch eigentlich in der Nähe vom gewünschten Wanderweg befinden - nur dass das Headquarter leider im Nirgendwo liegt. Blöd auch, dass wir keine genauere Karte von der Insel haben, sonst wüssten wir

ja, wo wir gelandet sind. Na ja, die im Office sind sehr nett und hilfsbereit. Auf jeden Fall erwerbe ich dort gleich mal eine kleine Wanderkarte. Nicht, dass uns so etwas noch einmal passiert. Sie funken einen anderen Bus an, der einen kurzen Abstecher macht und uns aufsammelt und uns nach Bar Harbour bringt.

Der Anschlussbus lässt nicht lange auf sich warten und schon sind wir auf den Weg zum Wanderweg North Ridge, der uns zum Cadillac Mountain führen wird. Es ist eine schöne Strecke, nicht zu anstrengend und mit immer neuen, herrlichen Blicken auf die Umgebung. Ich komme hier auf den Geschmack von Blaubeeren. Ziemlich oft machen wir eine Naschpause. Die Beeren sind hier zwar relativ klein aber total süß. Auf dem Weg ist gut was los, wir kommen uns fast vor wie auf der Autobahn, er ist halt sehr beliebt. Nach zwei Stunden

haben wir den höchsten Berg an der Ostküste Amerikas erklommen. Ganze 1530 Fuß hoch (470 Meter) Der höchste Berg auf dieser Seite ist der Zuckerhut. So richtig genießen können wir den Gipfelerfolg nicht, denn es führt nicht nur ein Wanderweg hier hinauf, nein auch eine Straße. Und der Parkplatz ist proppevoll,

das Plateau selbst voller Ausflügler. Wir bleiben nur kurz und machen uns wieder an den Abstieg, wählen jedoch einen Weg, der relativ steil bergab geht. Aber er ist schön, mitten durch eine Schlucht hindurch. Wildleben ist nicht so recht in Sicht. Ein kleines Eichhörnchen und ein Streifen- oder Erdhörnchen. Es

war so schnell in einer Felsenspalte verschwunden, dass ich nicht allzu viel Zeit hatte, es zu betrachten. Mir macht beim Abstieg leicht das rechte Knie zu schaffen, habe wohl irgendwie eine blöde Drehung gemacht. Um

17°° sind wir wieder an Bord. Als wir aus dem Bus aussteigen, fängt Wolfgang mit einem Mal an, zu humpeln. Jetzt hat sein Knie schlapp gemacht. Er humpelt sich zum Beiboot und an Bord wird es erstmal dick eingecremt. Morgen ist eh Ruhetag, ein Tief ist im Anmarsch und soll viel Regen bringen. Da kann er sich erholen und dann werden wir sehen. Zum Glück gibt es hier auch „altersgerechte“ Wege, dann müssen wir halt einen Wanderweg für „Rentner“ nehmen.

Anscheinend sind wir beide etwas durch den Wind, denn kaum im Boot schmeißen wir den Motor an, die Batterien sind ziemlich down. Ein paar Minuten später höre ich Wolfgang „sch..“ sagen, während er den Motor aus macht. In den letzten Tagen hatten wir uns wieder angewöhnt, die Seeventile während unserer Abwesenheit zuzumachen, auch das Ventil für den Motor. Aber im Eifer des Gefechts haben wir es nicht

wieder geöffnet. Oh, oh, wenn das man nicht den Impeller von der Wasserpumpe zerlegt hat, trocken laufen mag der nämlich gar nicht gerne. Aber Wolfgang war anscheinend schnell genug. Mit Argusaugen prüfen wir den Impeller, können aber keinen Schaden feststellen.

Abends fängt es an zu regnen und mitten in der Nacht wache ich auf: Platzregen, es prasselt nur so auf das Deck, dazu Wetterleuchten. Irgendwie ist mir total heiß und leichte Kopfschmerzen habe ich auch. Dann

knarrt in den Windböen die Leine zur Ankerkettenentlastung. Um vier kapitulier ich und stehe auf.

Eine Biberburg
Eine Biberburg

17.08.16

Grau in Grau und es weht. Na ja, ehrlich gesagt ,es ist nicht so viel Wind, aber wir sind es einfach nicht mehr gewohnt. Wenigstens werden unsere Batterien gut geladen. Ansonsten ist Ruhetag angesagt. Wir kurieren unsere Wehwehchen aus. Kopf, Knie, Blase. Wenn es kommt, dann richtig.

18.08.16

Uns geht es wieder gut und wir fahren  mit dem 2. Bus um 9.38 (der um 7.40 ist uns einfach zu früh) nach Bar Harbour. Wir haben uns für heute eine einfache Strecke ausgesucht. Einmal um den Jordan Pond See herum. Landschaftlich reizvoll, aber doch etwas

langweilig. Es geht einfach nur einmal im Kreis herum. Die eine Seite des Ufers ist mit einem Steg ,der aus 2 nebeneinander liegenden Bretterbohlen besteht ,ausgelegt. Das Ufer und der angrenzende Baumbestand sollen dadurch geschont werden. Ha, eine Herausforderung! Jetzt müssen wir balancieren und dabei auch noch auf den Gegenverkehr achten. Die Umrundung des Sees dauert nur knapp zwei Stunden. Dann sind wir wieder am Ausgangspunkt. Das ist das Jordan Pond House. Ein Restaurant, berühmt für seine Poppups. Tja was

das wohl ist? Wird gleich mal gegoogelt und wir staunen als wir lesen: „Poppups, also called German Pancakes (Pfannkuchen)“, nur werden diese in Muffinformen im Backofen gebacken. Dafür mit etwas Eis obendrauf 10 $ berappen? Finden wir nun doch etwas überteuert. Aber das probiere ich doch glatt mal an Bord aus.

Ja und was machen wir nun? Wolfgang fragt sein Knie und das sagt: alles ok,es kann weitergehen. Also suchen wir auf unserer Wanderkarte nach etwas Aufregenderem. Und finden in der Nähe einen interressanten Wanderweg.

Der Pemetic Mountain wird nun in Angriff genommen. Immerhin satte 380 Meter hoch. Wieder tolle Ausblicke, Natur pur und wir treffen auch nicht allzu viele Wanderer. Das Einzige was uns fehlt sind Tiere. Wir sehen gerade einmal einen Singvogel, ein paar Weißkopfadler und 2 Eichhörnchen. So wenig Tiere und das in einem Nationalpark? Biber soll es hier geben. Die Biberburgen konnten wir entdecken, aber keine Biber .Die haben sich wohl  verkrümelt.

19.08.16

Was machen wir heute? Na klar, wandern. Der nächste Gipfel wartet schon auf uns. Diesmal auf der Ostseite der Insel, mit Ausblick auf die Küste von Maine. Auch dieser Wanderweg ist fantastisch. Wir können uns an Landschaft, Natur und der Aussicht nicht sattsehen .Ein paar bekannte Gesichter treffen wir von gestern wieder. Die Insel ist halt doch nicht so groß. Bisher ist es unsere längste Wanderstrecke und wir brauchen recht lange, schon alleine deshalb, weil wir andauern stehen bleiben und Blaubeeren pflücken.

Diesmal haben wir extra Behälter mitgenommen und es dauert nicht lange und sie sind voll. Morgen gibt es Blaubeerpfannkuchen und -muffins.

Nach der Wanderung gönnen wir uns einen Restaurantbesuch in Bar Harbour. Wir bestellen

jeder eine Lobster Roll. Das sieht aus wie ein Hotdogbrötchen ,gefüllt mit Lobsterfleisch, dazu gibt es Pommes und einen kleinen Salat. Es ist das erste Mal, dass wir hier in Maine Lobster essen. Obwohl es sie in Massen gibt, sind die Preise für unser Budget zu hoch.

Im Supermarkt kostet 1 Kilo lebender Lobster um die 14 $. Aber einen lebendigen Lobster will ich nicht kaufen . da ich es nicht übers Herz bringe sie in kochendes Wasser zu werfen. Ganz davon abgesehen, habe ich auch keinen entsprechend großen Topf dafür. Im Restaurant kosten 700 gr. Lobster um die 21 $. Alles plus Tax und Trinkgeld. Tja und hat es uns geschmeckt? Es war ganz lecker, vielleicht etwas Mayonnaiselastig, aber Lobsterversessen sind wir immer  och nicht.

20.08.16

Heute lassen wir es ruhig angehen. Wir fahren mit dem Bus in der Gegend herum und wandern zwischendurch nur ein kleines Stückchen an der Steilküste entlang. Auf dem Rückweg holen wir im Supermarkt noch Hackfleisch, denn Wolfgang hat sich Frikadellen gewünscht. Beim Braten der Frikadellen kommt mir der Gedanke, dass es ganz Sinnvoll wäre, hier Fleisch einzukochen. Zumal wir unsere jetzt angeschlossene Gasflasche, in Rockland wieder auffüllen lassen wollen. So brauche ich mir keine Gedanken machen wieviel Gas ich verbrauche.

Einkochorgie
Einkochorgie

21.08.16

Nix mit Wandern-keine Zeit! Wir fahren mit dem Bus nach Bar Harbour und kaufen nur Hack ein. 4,5 Kilo. Zurück an Bord geht die Einmachorgie los. Das auf kleinem Raum ist schon eine Herausforderung für mich.

Ich brate Hack pur in der Pfanne, bereite Spagettisauce zu und nebenbei auch noch Hack mit Erdnussbutter und scharfer Sojasauce. Fülle es in Gläser und wecke es in unserem Schnellkochtopf ein und das alles auf zwei Flammen. 7 Stunden läuft der Herd auf Hochtouren. Zwischendurch bereite ich noch unser Abendessen. Um 20°° ist alles geschafft, ich auch.

22.08.16

Spiele wieder Nachteule. So kann ich wenigstens in Ruhe mein Tagebuch und unseren Blog machen.

Das geht aber nur mit Kaffee um diese Zeit. Das Wasser ist gerade so eben am Brodeln da geht die Gasflamme aus. Flasche leer? Die hat jetzt aber wirklich nicht lange gehalten. Gerade mal zwei Monate haben wir sie in Gebrauch und außer der Einmacherei gestern wurde ganz normal gekocht. 

  

Der Regen war in der Nacht abgezogen, heute ist der Himmel überwiegend blau, aber es bläst ganz gut mit 5 bis 6 Bft. Wir liegen hier in Somesville aber super geschützt. Ganz zum Schluss unseres ruhigen Tages

kommt jedoch doch noch Hektik auf. Wolfgang ist gerade auf dem Weg ins Cockpit da sieht er unsere Nachbaryacht plötzlich treiben. Ein 14 Meter langes Holzschiff, die Eigner natürlich abwesend. Ich kann Euch sagen, dass ist ein beschissenes Gefühl, auch wenn das nicht unser Schiff ist. Als erstes versuchen wir, auf VHF andere Ankerlieger zu erreichen. Pustekuchen, keiner hat die Funke an. Also schnell wieder den Außenborder ans Dingi angebracht und Wolfgang fährt zu unserem Nachbarn rüber. Zum Glück ist jemand da. Steve hat einen Außenborder mit mehr PS an seinem Dingi. Mit unserem kränkelnden 2 PSer brauchen wir gar nicht erst hinter der treibenden Yacht hinterherfahren. Die Zwei fahren rüber und entern das Schiff, das inzwischen nur noch wenige Meter vor den Felsen liegt. Mittlerweile war die US Coast Guard auf meinen allgemeinen Rundruf aufmerksam geworden und fragt nach, was los wäre. Nach meiner Erklärung schicken sie doch glatt eine Pan Pan Meldung (Dringlichkeitsmeldung) über den Äther. Nach einer Weile sind 4 Dingis samt Besatzung dabei, das Schiff von der Felsenküste abzuhalten. Steve holt seinen Reserveanker, ein Mordsteil und versucht damit, die Drift etwas zu verlangsamen. Seine Frau hatte mittlerweile deren Freunde, denen das abtrünnige Schiff gehört, über Handy erreichen können. Aber es dauert schon noch eine ganze Weile ehe Joel schließlich

sein Schiff erreicht. Motor an und bloß  weg. Das dabei der Anker über den Grund hinterhergezogen wird ist dem Eigner im Moment egal. Er hat echt Schwein gehabt. Als alles wieder im Lot ist, taucht

die US Coast Guard auf. Tja, zu spät. Aber wenigstens helfen sie noch Steve, seinen Reserveanker wieder zu bergen. Später wird die Pan Pan Meldung wieder aufgehoben mit den Worten: Dringlichkeitsmeldung wird aufgehoben, das Schiff wurde mit Hilfe der US Coast Guard gesichert. Ha, ha.

 

 

Angeln mals anders: Kelp im Anker, aber er hielt
Angeln mals anders: Kelp im Anker, aber er hielt

23.08.16 Mackarel Cove -Swan Island

Schweren Herzens nehmen wir von Mount Desert Island Abschied. Ich muss sagen, ich hätte hier noch eine Woche länger hier liegen können. Der Ankerplatz ist super, freier Busshuttle, Wandern, Natur und ein kleiner Ort mit Supermarkt. Aber es nützt nichts wir wollen weiter. Außerdem haben wir gestern die sehnsüchtig erwartete Mail von Pam aus Camden erhalten,das unser Paket eingetroffen ist. Endlich.! Also gehen wir Ankerauf und Motoren wieder zurück zur Mackarel Cove, 15 smentfernt. Es bläst immer noch aus SW. Soll er nicht langsam auf NE drehen? Jetzt, wo wir diese Windrichtung überhaupt nicht mehr gebrauchen können, da wir ja meist nach SW fahren um zurück zur Chesapeake Bay zu kommen, weht es beständig aus dieser Richtung. Meist so zwischen 4 und 5 Bft.

24.08.16 Vinalhaven Island, Seal CoveNormalerweise wollten wir nur 7 sm weiter in die nächste Bucht bei Bold Island fahren. Wir schmeißen auch hier den Anker. Nach dem wir zu Mittag gegessen haben gehen wir allerdings wieder Ankerauf. Unsist der Platz einfach zu unruhig. Die Fischerboote fahren dermaßen dicht und schnell vorbei und nehmen keine Rücksicht auf uns. Auf die Schaukelei können wir gerne verzichten. 20 Meilen weiter finden wirdann unseren geschützten, ruhigen Ankerplatz . Er liegt nördlich von Vinalhaven Island, in der Seal Cove.

25.08.16 Rockland

Anker auf. Kaum sind wir um die Ecke, pfeift es mit 6 Bft. von vorne. Hmm, sollen wir uns das antun? Aber vielleicht ist es ja nur der Düseneffekt, der in der schmalen Durchfahrt zwischen den Inseln bläst. Wir gehen weiter bis zum Ausgang des Kanals, umkehren können wir immer noch. Ok, der Wind nimmt etwas ab und nach weiteren zwei Meilen können wir etwas abfallen und die Fock setzen mit der wir recht gut laufen.Bis Rockland sind es eh nur noch 10 Meilen. Die letzte Stunde frischt der Wind wieder auf. 6 Bft. Aber die Welle ist sehr moderat, nur der Wind ist saukalt. In Rockland angekommen,fällt unser Anker fast wiederauf unseren alten Platz.

26.08.16 

 

Volles Programm. Als erstes wieder Gasflasche füllen lassen, dann Wäsche waschen. Es ist angenehm, gleich zu wissen, wo alles ist

und wir uns nicht erst durchfragen bzw.

suchen müssen. Nachmittags kommen Pam und Dennis mit unserem heißersehnten

Paket vorbei. Wir durften ja deren Adresse in Camden benutzen. An Bord wird es gleich ausgepackt. Ist fast wie Weihnachten. Wolfgang macht sich sofort an die Arbeit und baut die

Ersatzteile für den 8 PS Außenborder ein. Morgen früh ist Probelauf.

27.08.16

Er läuft. Oh, wie ist das schön. Eine Sorge weniger. Wir beladen gleich mal das Dingi. Sackkarre, 2 große, noch leere Taschen und wieder 2 Beutel mit Müll. Der häuft sich bei uns an Bord zurzeit schneller, als wir gucken können. Auf dem Weg zum Walmart kommen

wir an einem Frisör vorbei Der Preis ist ok und Zeit hat er auch. Erst kommt Wolfgang dran, dann ich. Es wurde auch wirklich Zeit. Dann geht’s weiter zum Supermarkt. Die Strecke ist gar nicht so lang. Wir hatten sie viel länger in Erinnerung. Kurz vor dem Parkplatz des Supermarktes hält neben uns ein Auto: es

sind Dennis und Pam die auch beim Walmart einkaufen wollen. Sie bieten gleich an, uns und unseren Einkauf zurück zum Dingi Dock zu fahren. Da sagen wir bestimmt nicht nein. Jetzt können wir erheblich mehr schwere Sachen in den Einkaufswagen packen, wie Cola- und Bierdosen, Gemüsedosen usw., ohne uns zu fragen „wie

bekommen wir das alles zum Schiff?“ Am Ende ist der Einkaufswagen randvoll.

28.08.16

Wir entschließen uns heute doch noch mit dem Schiff zum Diesel tanken zu fahren. Es ist windstill und morgen können wir dann gleich zur nächsten Etappe starten. 100 Gallonen Diesel schaffen wir - der Tankwart staunt. Das hat er in unserer Bootsgröße noch nicht erlebt. Der Schock beim Bezahlen der 380 Liter Diesel bleibt Gott sei Dank aus. Der Liter Diesel kostet hier nur ca. 60 Cent.

29.08.16 Seal Harbour

Wolfgang schläft aus, wir frühstücken in Ruhe und dann geht der Anker auf. Wir wollen Richtung Boothbay. Der Wind soll laut Wetterbericht aus NW mit ca.15 Knoten blasen, also für uns ideal. Nur, leider stimmt der Wetterbericht nicht so ganz.

Wir haben zwar den Wind aus NW, aber um die 20 Knoten, in den Böen 25 bis 30 Knoten (6-7 Bft.). Und die Welle wird immer höher. Nee, wir sind uns einig, dass müssen wir uns nicht weiter antun.

Knappe 2 Std. hoch am Wind segeln reicht

uns. Also drehen wir nach 10 Meilen ab und gehen in Seal Harbor rein. Diese Bucht kennen wir schon. Puh, ist das auf einmal schön ruhig. Auch das Ankermanöver ist ab heute Stimmbänder schonend. geworden . Wolfgang, vorne an der Ankerwinsch, verstand mich nicht da der Wind so laut ist und ich hinten am Ruder verstand Wolfgang nicht da der Motor im Cockpit recht laut ist. So wurden die ganzen Anweisungen welche Richtung, wie Tief ist es usw. mehr oder weniger hin- und hergebrüllt. Aber das

ist Vergangenheit, denn unsere neueste Errungenschaft an Bord sind: Walkie Talkies.

30.08.16 Harbour Island

Heute haben wir kaum Wind und deshalb motoren wir die 15 sm bis zum nächsten Ankerplatz. Der liegt zwischen zwei Inseln. Sehr geschützt, allerdings ist es sehr eng hier. Um uns herum nur Felsen.

31.08.16 Linekin Bay

Wer hat bloß die blödsinnige Idee gehabt, weiterzugehen?

Wir sind kaum aus dem Landschutz heraus, erwischt uns der Atlantikschwell. Keine Insel mehr zwischen uns und dem Atlantik. Dazu kommt noch eine leichte Windwelle. Der Wind bläst zum Glück nur mit 3 Bft. Trotzdem ist das erste Stück eine elendige Stampferei gegen Schwell und Wind. Als es dann auch noch anfängt zu

regnen, haben wir die Nase voll. Das muss nun doch nicht sein. Wir hätten noch mindestens 10 Meilen bis zu unserem Wunschankerplatz gehabt. Den lassen wir aber sausen und drehen ab in die Linekin Bay. Die liegt östlich von Boothbay Harbour. Sehr idyllisch und ruhig. Wir werfen den Anker hinter einem kleinen Fischerboot. Alles ist gut, bis wir anfangen, uns leicht zu drehen und uns zwei Dingis langsam entgegen kommen. Mist, wir haben gar nicht bedacht, dass der Fischer achtern 4 riesige Dingis hintereinander angebunden hat und sich sein Drehkreis somit natürlich vergrößert. Das könnte doch leichte Probleme geben. Also kurz die Nudeln vom Herd nehmen und wir gehen Ankerauf. Nur ein kleines Stückchen weiter werfen wir

ihn erneut.

01.09.16 Love Cove

Wir haben auf der Seekarte entdeckt, dass es eine Abkürzung zur nächsten Bucht gibt. Wir müssen

nur einen kleinen Kanal mit einer Drehbrücke bewältigen, dann sind wir schon da. Die Brücke öffnet alle halbe Stunde lesen wir. Anmelden , über UKW Funk ,müssen wir uns trotzdem, denn der Brückenwärter will von uns den Boots- und Eignernamen erfahren. Anker auf und eine halbe Stunde später liegen wir schon

in der Love Cove. Ein enger Schlauch, dadurch aber sehr geschützt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir den Anker wirklich optimal geschmissen haben. Ich befürchte, dass wir, wenn der Wind auf NE drehen sollte, auf Schiet sitzen könnten. Was er aber netterweise nicht macht. Für eine Nacht wird’s wohl gehen. Mit dem Dingi fahren wir um die Landzunge herum zur Marina. Vorher jage ich uns beiden noch einen gehörigen Schrecken ein. Ich habe es nämlich mal wieder geschafft, den Außenborder mit eingelegtem Gang anzuschmeißen. Dabei hatte ich auch noch ein bisschen Gas gegeben. Nicht sehr günstig, wenn Männe noch im Dingi steht und dieses auch noch an der Tanamera festgezurrt ist. Im Marineoffice fragen wir vorsichtshalber nach, ob wird das Dingi dort liegen lassen können. Ja, alles überhaupt kein Problem, auch unseren Müll dürfen wir dort entsorgen.

Ansonsten wollen wir nur unsere Beine etwas vertreten. So richtig viel zu sehen gibt es an Land nicht. Wir besuchen ein kleines Museum, ein altes Fischerhaus aus dem Jahre 1820. Diverse verschiedene Ausstellungsstücke aus Main wurden hier zusammengetragen, von Fischerei bis Haushalt. Die meisten Sachen wurden gespendet. Ein paar Meter weiter befindet sich ein kleiner Tante Emma Laden. Niedlich gemacht, außer Lebensmittel könnten wir auch Kuchen, Snacks und heiße Getränke bekommen. Nach einem kleinen

Strandbesuch geht es auch schon wieder zurück zur Tanamera.

02.09.16 The Basin

Hermine kommt, leider. Sie bringt unsere Planung leicht durcheinander. Hermine ist ein, tropischer Sturm, der sich die US Küste heraufbewegt. Viel Wind werden wir hier oben nicht haben ,allerdings ist hoher Schwell aus Süd angesagt. Am Montag

sollen es gute 2,50 Meter sein. Weiter südlich Richtung Cape Cod um die 50 Knoten Wind. Diese Störung wollen wir hier noch abwarten, ehe wir in

Tagesetappen Richtung Cape Cod gehen. Für heute haben wir uns The Basin, einen kuschligen Ankerplatz, eine Bucht weiter im Westen, ausgesucht. Sieht wie ein kleines, rundes Waschbecken mit einem Abfluss, das ist natürlich der Ein- und Ausgang zur Bucht, aus. Wir haben unseren Nachmittagskaffee getrunken und gestärkt raffe ich mich nun auf und putze Fenster. Wir hatten auf dem Weg hierher eine Fliegeninvasion. Innen war ich mit dem Staubsauger dabei, draußen

teilweise mit der Fliegenklatsche. Das hinterlässt so seine Spuren. Aber Herr über die ganze Plage sind wir nicht so recht geworden. Auf dem Ankerplatz haben die letzten sich dann aber Gott sei Dank verpieselt.

Der Ankerplatz ist zum Abend hin recht voll geworden. Die Amerikaner haben ein verlängertes Wochenende, denn Montag ist Labour Day. Wir entschließen uns doch noch umzuankern. Unser Nachbar rückt uns nach einer Winddrehung doch sehr auf die Pelle. Alles wäre gut, wenn er nicht mit einer Leine sondern mit einer

Kette ankern würde. Dadurch dreht er sich weitaus schneller und mit einem größeren Radius ,als wir mit unserer schweren Ankerkette die auf dem Grund liegt.

03.09.16

Wolfgang ist dabei, unserer Aries Windsteueranlage neue Halterungen zu verpassen. Ich bin derweil am Backen und Kochen. Später kommen Molly und Dee von der SY Allegria zum Sundowner vorbei. Leider haben uns später die Mücken ganz arg genervt und uns und unsere Gäste in die Flucht geschlagen. Trotzdem war es ein schöner Abend mit den Beiden.

04.9.16

Putze das Niro an Deck. Jetzt glänzt alles wieder schön. Mittags fahren wir an Land. Wir haben eine Stelle gefunden, wo das Dingi an den Felsen festmacht werden kann. Wanderwege gibt es hier viele. Auf dem Rückweg zur Tanamera fahren wir bei der SY Five & Dime vorbei. Wir haben dort den SSCA Stander flattern sehen und wollen hallo sagen. Curt und Kathy haben uns gleich an Bord komplementiert. Die Beiden leben seit 16 Jahren auf ihrem Schiff, sind etwas älter als wir, supernett und sehr humorvoll.

05.09.16

Sind am Hin- und Herüberlegen, ob wir morgen oder erst übermorgen losfahren sollen. Das wir jetzt eine Nachtfahrt machen, steht auf jeden Fall fest. Morgen könnte es noch mehr Wind aus der richtigen Richtung und hohen Schwell, Mittwoch kaum Wind aber immer noch relativ viel Schwell geben. Dazu kommt, dass Windyty und Passageweather und auch NOAA alle unterschiedliche Windvorhersagen haben. Wem soll

man denn nun glauben? Wir hören heute Abend mal bei Chris Parker, dem Wetterguru für die USA/Karibik, rein (Amateurfunk). Mal hören was er sagt. Zum Kaffee kommen Curt und Kathy vorbei. Habe noch Käsekuchen übrig. Es werden zwei informative und lustige Stunden. Wir werden uns wohl noch öfter über “den Weg segeln“, da auch sie Richtung Annapolis fahren.

The Basin
The Basin

06.09.16

Die Ankerkette schlurrt auf dem Grund über irgendeinen Felsen, das Geräusch überträgt sich bis ins Schiff und nervt. Komisch, dass es

immer nachts am Schlimmsten ist. Jetzt in der Früh ist alles ruhig. Um halb acht hören wir bei Chris rein. Das Wetter ist durchwachsen. Die SY Eagres die neben uns geankert hat ist heute Morgen

anscheinend schon vor dem Aufstehen losgegangen. Sie berichten über Funk von wenig Wind und mittlerem Schwell. Also doch nichts mit segeln. Wir machen das Schiff startklar. Alles muss sicher verstaut sein. Alle Türen, Schränke vorm aufgehen sichern, die Schlafkoje vorbereiten und dickes Zeug für heute Nacht rauslegen. Sehr wichtig. Warm wird es bestimmt nicht werden, auch wenn wir 200 km gen Süden fahren.

07.09.16 Onset

Tja, was soll ich zu dieser Nachtfahrt sagen. Sie war nicht so schlimm, vor allem bezüglich Schwell, wie wir dachten. Die ersten 20 sm zwischen den Inseln waren nervig, da das Wasser durch reflektierende  Brandung recht kabbelig war. Weiter draußen beruhigte es sich etwas. Die Schaukelei behagte uns beiden jedoch nicht so richtig. Uns war nicht direkt schlecht, aber auch nicht so ganz wohl. Ein paar kalte Würstchen, ein

Plätzchen, das mußte reichen. Segeln konnten wir nur am Anfang und Ende der Strecke, und das mehr schlecht als recht. Der Wind kam zu sehr von vorne. Aber wenigstens konnten wir unsere Aries Selbststeueranlage endlich testen. Schon seit letztem Jahr war sie zickig und wollte einfach nicht den Kurs halten. Wolfgang hatte sie ein paarmal auseinander gehabt, aber die richtige Zahnkranzeinstellung bekam er nicht hin.

Susanne von der SY Nehaj war letztendlich unsere Rettung. Sie hat die gleiche Anlage und hat uns die genaue Position der Zahnkränze gemailt. Die neue Servicestation in Holland hat es trotz mehrfacher Anfrage einfach nicht auf die Reihe bekommen uns Hilfestellung zu geben. Welche Erleichterung, als unsere Aries jetzt endlich ihren eingestellten Kurs hielt.

Nebelig war es zum Glück nur tagsüber, in der Nacht klarte es auf. Von unserem Ankerplatz The Basin waren noch 4 andere Schiffe mit dem gleichen Ziel gestartet. Mit zweien hatten wir unterwegs ab und zu über VHF

–Funk Kontakt. So war die Nachtwache nicht ganz so langweilig.

Den Cap Code Kanal passierten wir heute Morgen. Das Timing war nicht so prickelnd, wir hatten den Strom gegen an. Und bei 3 bis 4 Knoten Strom machte sich das doch bemerkbar. Trotz fast voller Fahrt voraus, machten wir nur um die 2,5 Knoten Fahrt über Grund. Gegen13°° Uhr fiel dann endlich der Anker in der Bucht von Onset.

Wir sind nur 200 Kilometer weiter im Süden und die Wassertemperatur ist sprunghaft nach oben geschnellt: 19°. Wow. Auch der Wind

ist spürbar wärmer geworden. Für uns fängt jetzt wieder der Sommer an.

Eine Erfrischung muss sein, Wolfgang mit Curt und Kathy
Eine Erfrischung muss sein, Wolfgang mit Curt und Kathy

08.09.16

Auf dem Weg in den Ort fahren wir kurz bei der SY Five & Dime vorbei. Kathy und Curt wollen später an Land und Pizza essen. Marc Anthonys Pizza ist bei allen Seglern berühmt. Da wir dort nach

unserem Einkauf auch hinwollen, verabreden wir uns für später. Es geht diesmal zum Public Dingi Dock. Das liegt doch etwas näher an den Geschäften als das Marinedock wo wir gestern fest gemacht hatten. Und mit dem reparierten 8 PS AB

ist es auch kein Problem, eine längere Strecke zu bewältigen. Zu Fuß geht es zum 3,5 km entfernten Stop & Shop Supermarkt. Wir brauchen unbedingt

frisches Gemüse. Er liegt wieder an einem Highway mit vielen Fast Food Läden, aber dazwischen finden wir auch „normale“ Läden. Ansonsten ist Onset ein kleiner, netter Ort, jetzt im September doch etwas verschlafen, da die Saison hier vorbei ist. Wir verstauen unseren Einkauf an Bord, dann geht es wieder

los, Pizza essen. Die ist echt lecker und der Chef ist ein Unikum. Eines steht fest: hier kommen wir wieder her.

09.09.16

Wollten wir heute nicht los, 55 sm Richtung Block Island?

Aber- ja ein großes aber. Der Wind soll doch etwas kräftiger aus SW wehen und da wollen wir ja gerade hin. Für Samstag sieht es besser aus. E bis SE. Zwar zu wenig Wind zum Segeln, aber immerhin nicht von vorne. Also Planänderung. Curt kommt vorbei und fragt, ob alles ok ist, da wir ja noch immer hier liegen. Da wir heute hier bleiben, wäre es doch eine gute Gelegenheit später zusammen noch auf ein Eis an Land zu fahren. Das Dingi hatten wir zwar schon an Bord festgezurrt, aber dafür lassen wir es doch glatt wieder ins Wasser. Und das Eis ist absolut megagut. Dafür würde ich sogar die Pizza links liegen lassen. Den Laden merken wir uns auf jeden Fall – auch fürs nächste Mal

10.09.16 Block Island

Schon um 6 Uhr morgens lichten wir den Anker. Wir wollen auf Block Island ankommen,bevor der Wind auf Süd dreht. Zum Abend hin soll das Wetter schlechter werden, eine Front ist wieder im Anmarsch. Für den Abend und die Nacht werden uns 6 Bft aus SW versprochen. Am Sonntagmittag soll der Wind, nach dem die Front durch gegangen ist, nachlassen und auf W drehen. Unser Plan ist dann Richtung Cape May zu segeln. Es sieht bisher nach einem Zweitagewetterfenster aus, wenn es sich bis morgen früh nicht schon

wieder ändern sollte. Es sind gute 210 sm bis zum Eingang der Delaware Bay, also zwei Tage segeln.

Kraftwerk, Aussicht vo Ankerplatz in der Delaware Bay
Kraftwerk, Aussicht vo Ankerplatz in der Delaware Bay

11.09.16 unterwegs

Wie der Wetterbericht vorhergesagt hat, bläst es gegen Mittag einmal kurz auf, etwas Regen und danach gibt es eine abrupte Winddrehung

auf West. Um halb zwei gehen wir durch die Passage aus der Lagune heraus und machen uns auf den 200 sm langen Weg Richtung Cape May. Die ersten Stunden sind ekelig. Eine total blöde und vor allem hohe Schwellwelle aus S kommt schräg von vorn. Eine elende Schaukelei. Nachts war die Welle plötzlich weg. Wind kommt auch wie versprochen aus der richtigen Richtung. Raumschot ca. 18 Knoten. Es läuft wie geschmiert. Sonst verläuft die Reise ereignislos. Ein Fischer ärgert mich, zwei Großschiffe tauchen auf, als wir gerade im Zwangsweg sind. Also das Übliche.

 

13.09.16 Delaware Bay

Wir haben uns so viel Mühe gegeben,  rechtzeitig anzukommen. Wohl aber nicht genug. Schweren Herzens entscheiden wir uns, wieder auf dem Ankerplatz in der Delaware Bay kurz vor dem Kanaleingang zu gehen. Zwei Stunden früher und wir hätten es geschafft, mit der Strömung durch den Kanal zu gehen.

 

14.09.16 Sassafras River

Curt hatte uns ja vom Elridge Tidenbuch die Seite für den C+D Kanal kopiert. Nur leider stimmten die Zeiten nicht so ganz. Um 9°° sollen wir Strom mit uns laufend haben. Aber wir haben immer noch einen guten Knoten gegen an. Erst ganz langsam ändert sich das und wir sind schon fast durch den Kanal durch, da kippt der Strom und wir haben 1,5 Knoten mit uns. Leider etwas zu spät. Aber bis zum nächsten Ankerplatz sind es noch ein paar Meilen und mit Strom geht es doch etwas schneller. Es ist verdammt heiß geworden. 34°draußen, innen 28° Ich zerfließe und weiß gar nicht wohin. Selbst das Wasser hat hier 24 Grad. Ist nur blöd, dass das Wasser so gar nicht einladend zum Baden aussieht. Mit Sehnsucht denke ich an das doch kühlere Maine zurück.

15.09.16

Heute Morgen regnet es tatsächlich ein paar Tropfen. Und der Wind hat auch aufgefrischt. Leider aus der falschen Richtung. Der Ankerplatz ist jetzt leider nicht mehr so geschützt. Es hat sich eine Welle in

der Bucht aufgebaut. Aber wir wollen sowieso weiter. Wieder Richtung Still Pond. Es sind nur 8 Meilen, aber so haben wir es Morgen bis Baltimore nicht mehr ganz so weit. Still Pond ist diesmal nahezu leer. Nur 6 Schiffe liegen hier vor Anker. Kein Vergleich zum letzten Mal, wo man die Küste vor lauter Ankerliegen nicht mehr sah.

16.09.16 Baltimore

Wir sind recht früh los und trudeln gegen Mittag in Baltimore ein. Nach langer Zeit wieder eine große Stadt. Wir finden einen

Ankerplatz zwischen den vielen Marinas im Canton Bezirk. Ein genialer Platz.

200 Meter weiter können wir mit dem Dingi anlegen. Eine Straße überqueren und im Safeway Supermarkt einkaufen, was wir auch tun, bequemer bekommen wir es so schnell nicht wieder. Sogar Aldi entdecken wir. Toll. Dafür laufen wir schon ein Stückchen. Das Sortiment ist zwar amerikanisch, aber ein paar deutsche Artikel haben sich eingeschlichen und günstig sind sie auch. Der Weg zum Aldi führt uns durch ein riesiges, hübsch renoviertes ehemaliges Arbeiterviertel. Endlos lange Straßen mit 2 stöckigen Reihenhäusern. Diese sind alle ziemlich schmal und sehen recht klein aus. Einige sollen verkauft werden und wir ersehen aus

einem Flyer, dass so ein Haus um die 225000 $ Dollar kosten soll. 2 Schlafzimmer, 2 Badezimmer und eine große, moderne Küche. Schon wegen der Küche würde ich dort gerne wohnen wollen. Jedes Reihenhaus hat seinen eigenen Stil bezüglich der Fassade. Entweder Farbanstrich oder Stein, die Türen und Fenster und auch

der Dachsims sind in verschiedenen Farben gestrichen. Auf dem Dach sehen wir ab und zu eine Terrasse. Auf der Rückseite der Häuser erblicken wir teilweise abenteuerlich anzusehende Treppenkonstruktionen, die zu den Dächern, bzw. Terrassen führen. Vor vielen Häusern stehen auf dem Gehweg Stühle oder Bänke– angekettet, wohlgemerkt. Einige Hausbewohner haben auch gleich den Grill dort aufgebaut. Weiter führt uns der Weg durch ein spanisches Viertel. Um uns herum hören wir mit einem Mal viele spanische Laute und auch

die Werbung an den Geschäften kommt uns sehr „spanisch“ vor

Müllstaubsauger auf dem Wasser
Müllstaubsauger auf dem Wasser

17.09.16

Heute Morgen hören wir von draußen komische Geräusche.

Hört sich fast wie ein Rasenmäher oder Staubsauger an. Wir liegen gar nicht so falsch. Hier in Baltimore sehen wir doch tatsächlich einen Müllstaubsauger in Form eines kleinen Schiffes im Hafenbecken umherfahren. Witzig, aber es tut

hier not. Das Hafenbecken ist doch sehr vollgemüllt. Auch das Ankerauf gehen soll nicht sehr angenehm sein, da sich viel Müll an der Kette und auch im Anker verfangen soll.

Wieder shoppen. Für die Karibik haben wir, außer frischen Sachen, jetzt fast alle Lebensmittel zusammen.

Obwohl alle Geschäfte sehr dicht beieinander liegen, ist der Einkauf heute sehr anstrengend, da es megaheiß und schwül geworden ist. Zu Starbucks gehen wir mit unseren Notebooks auch noch. Kaffee trinken und dabei Updates herunterladen und Webseite aktualisieren. Auf dem Ankerplatz haben wir bisher kein schnelles,

freies Netz gefunden.

18.09.16

Heute wird nicht geshoppt. Wir machen mal Sightseeing. Der sehenswerte Kern von Baltimore liegt weiter im Westen. Einen großen Teil der Strecke laufen wir am Wasser entlang. Eine Holzpromenade wurde entlang der alten Docks gebaut.

Das haben die hier richtig nett gemacht. Die Stadt ist schon nicht schlecht.

Wir sehen viele Häuser mit alten Fassaden, witzige Pubs, dazwischen wieder moderneres. Es gibt hier sicher noch mehr zu sehen, ganz zu schweigen von den vielen Museen. Vielleicht nächstes Mal, heute haben wir keine Lust mehr.

Annapolis
Annapolis

21.09.16 Harness Creek

Szenenwechsel. Nach unserem letzten Ankerplatz in einer Großstadt, liegen wir jetzt in einem

Naturparadies. Es ist hier, wie in fast allen Creeks windgeschützt und sehr idyllisch.

Um uns herum Laub- und Nadelwald der bis ans Wasser reicht. An diesem Creek grenzt der Quiet Water Park. Von dort können wir abends laut die Grillen zirpen hören. Ich verliebe mich gleich

in diesen Platz. In der Nähe liegt ein Kanuverleih mit Dingidock. Dort dürfen wir anlanden. Ein dreißigminütiger Spaziergang durch den Park führt uns zu einem Einkaufscenter. Laundry, Supermarkt, Marineladen, Mc Donald.

 

22.09.16

Wolfgang und ich nerven uns heute irgendwie gegenseitig an. Er will nicht wie ich und ich nicht wie er. Also schnappe ich mir die Wäsche und mache mich alleine auf den Weg zur Laundry. Tut auch mal gut,

alleine durch die Gegend zu marschieren. Wolfgang baut in der Zwischenzeit einen mechanischen Stoppschalter für unseren Windgenerator an. Die Relais die diese Aufgabe bisher getan haben, werden dafür rausgeschmissen. Die verbrauchen einfach zu viel Strom.

Am nächsten Tag mache ich mich – wieder alleine – Richtung Annapolis auf. Wieder durch den Park und dann noch einmal ca. eine Stunde Fußmarsch bis in die City. Mir gefällt Annapolis auf Anhieb. Ok, es ist vielleicht etwas touristisch, aber welche Stadt ist es nicht. Mir gefallen die alten liebevoll zurechtgemachten

Hausfassaden und auf einem kleinen Hügel mitten in der Stadt liegt das Maryland State House, gebaut 1772, das älteste Statehouse, welches noch benutzt wird.

Ich mache nur einen kleinen Rundgang durch diese Stadt. Morgen werde ich versuchen, Wolfgang zu einem Spaziergang in die Stadt zu überreden. Während ich in der Stadt bin, zerlegt Wolfgang unseren kränkelnden 2 PS Außenborder. Die Teile hatten wir ja schon aus DE bekommen. Jetzt müssen sie nur noch eingebaut werden. Und das erweist sich als schwieriger als gedacht. Wolfgang scheitert schließlich am Wasserpumpengehäuse.

Das Teil muss ausgebaut werden, darunter sitzt die defekte Dichtung. Nur leider fehlt das Spezialwerkzeug dafür und auch damit wird er es wohl nicht heil heraus bekommen. Blöderweise haben wir das Gehäuse damals nicht gleich mitbestellt. Und bisher haben wir in der USA keinen Händler gefunden, der uns für unseren

antiken AB (BJ 1993) Teile besorgen konnte. Aber schließlich entdecken wir, auch mit Hilfe von Sandra und Klaus die Seite von Boats.net. An dieser Stelle vielen Dank euch Beiden. Die haben doch wirklich die Teile auf Lager die wir benötigen. Eine Lieferadresse finden wir beim SSCA Stützpunkt in Annapolis.

Jetzt sind wir gespannt, ob die Teile auch wirklich passen werden?

Am nächsten Tag spazieren Wolfgang und ich nach Annapolis. Wolfgang ist von Annapolis nicht so angetan, wie ich. Er findet Balitmore nach wie vor schöner, schon alleine wegen der ellenlangen Promenade die am Wasser

entlang führt. Auch die restaurierten Fabriken die in Läden oder Apartments umgestaltet wurden fand er toll. Die fand ich zwar auch ganz nett, aber dafür fand ich wiederum die Stadt selbst nicht ganz so schön. Aber wenigstens haben wir Annapolis noch ohne großen Trubel genießen können. Ende nächster Woche wird es

hier ganz anders aussehen, denn dann findet hier die größte Bootsmesse der Staaten statt. Wir werden berichten, denn die wollen wir auf jeden Fall noch besuchen.

Annapolis State House
Annapolis State House

26.09.16 Rohde River

Das Wetter soll sich während der nächsten Tage leider

verschlechtern. Regen und Gewitter sind angesagt. Wir entschließen uns, schon heute zum Rohde River zufahren. Es sind nur 8 Meilen bis dahin. Hier findet am nächsten Wochenende auch ein SSCA GAM

statt, an dem wir teilnehmen werden. Da wir einige Tage früher vor dem Gam hier eintreffen, haben wir noch

die freie Auswahl wo wir unseren Anker werfen wollen.

Dienstag 27.09.16

Es klart auf. Wir machen das Dingi fertig, um eine

Rundtour zu unseren zwei Nachbarn zu machen. Wir bleiben bei der SY Averi hängen. Nach einer Weile gesellt sich die Crew der SY Whisper dazu. Erst schnacken

wir vom Dingi aus, dann werden wir an Bord zu einem verfrühten Sundowner eingeladen. Kurz vor sieben sind wir wieder zurück an Bord. Ansonsten ist noch nicht

viel Betrieb hier. Die meisten Segelyachten werden wohl erst am Donnerstag oder Freitag ankommen.

Donnerstag 29.09.16

Es regnet und gewittert. Ekelig. Es ist echt schade, denn es soll so bleiben. Morgens fährt ein Polizeiboot durch den Ankerplatz. Dennis vom Katamaran XYZZY hat sie gerufen. Der Grund: ein kleines 27 Fuß langes

Segelschiff, dass wir gestern schon am Ende des Creeks gesehen hatten (gestrandet und das wahrscheinlich schon seit langer Zeit) war mitten in der Nacht durchs Ankerfeld getrieben (ohne jemanden zu treffen) und liegt nun mehr oder weniger vor uns. Puh, da haben wir alle echt Glück gehabt. Nachmittags sieht das Wetter minimal besser aus. Wir lassen das Dingi zu Wasser und wollen andere Ankerlieger besuchen. Vorher bekommen wir noch Besuch von Dick von der Equinox .

Er erzählt uns, dass das Dingi Raft up ein Katamaran Raft up wird. Silverpenny und XZYYZ wollen sich zusammenlegen. Es ist einfach trockener und bequemer in den überdachten Cockkpits als im Dinghy. Aber halt, wieso schon heute? Es ist doch erst Mittwoch.

Nee, meint Dick es ist Donnerstag. Wirklich. Na sowas, da haben wir doch echt einen Tag verpennt. Gut, dass er vorbeigekommen ist. Also nichts mit andere Schiffe besuchen, denn jetzt muss ich auf die Schnelle einen kleinen Snack zaubern. Eine halbe Stunde später fahren wir zu den KAT´s rüber. Dort herrscht schon ein ordentliches Gewusel.

Viele, hören wir, wollen von Florida Richtung Bahamas gehen, aber es sind auch ein paar „Exoten“ dabei, die wie wir Richtung BVI gehen. Ein kanadisches Paar will gen Europa segeln. Auf jeden Fall gibt es genügend Gesprächsstoff.

Freitag 30.09.16

Um drei Uhr nachmittags startet offiziell das SSCA GAM.

Ankerlieger sind nicht viele vom SSCA zusammengekommen. Viele sind durch das durchgehend schlechte Wetter und den starken Wind (35 Knoten) in der Chesapeake Bay aufgehalten worden und kommen mit dem Auto. Der SSCA hat sich viel Mühe gegeben. Ab 15°° fangen die Vorträge an, später Happy Hour und Potluck. Ich denke, dass so um die 140 Leute zusammengekommen sind.

Samstag 01.10.16

Und weiter geht’s. Schon um 7.30 ist gemeinsames Frühstück angesagt. Ok, wir fahren hin, frühstücken

aber sicherheitshalber doch noch vorher an Bord. Wer weiß was es gibt? An Land stellen wir fest ,es gibt zum

Frühstück Kaffee (gut) und Donats (nicht unser Fall, zu süß). Ab 9°° gibt es einen Vortrag nach dem anderen. Und zwar echt gute, aber definitiv keine leichte Kost für uns. Mein Gehirn fängt schnell an zu rauchen. Es gibt Themen wie: warum sind 500 mb Wetterkarten für Segler nützlich, segeln im bzw. durch den Golfstrom, segeln nach Cuba. Alle Vorträge werden von Fachleuten gehalten. Gut besucht sind natürlich die Vorträge der

Wetterexperten, besonders der von Chris Parker. Sein Thema ist eigentlich Segelstrategie nach Cuba, aber zur Zeit ist hier das Gesprächsthema Nr .1 der Hurricane Matthew, der sich zur Zeit noch auf Jamaika und Haiti austobt (die Armen). Die Prognose für die US Ostküste bis nach Main hoch sieht nicht so gut aus. Da wollen natürlich alle hören, was denn die Wetterexperten dazu so meinen.

Tja, und das ist leider auch nicht so viel. In diesem Fall gibt es wohl diverse Unsicherheitsfaktoren und erst Mitte nächster Woche werden wir hoffentlich eine genauere Zugrichtung erfahren.

Abends haben wir uns das gemeinsame Dinner und auch die Happy Hour mehr als verdient und zurück an Bord falle ich nur noch todmüde in die Koje. Ach ja, hab ich schon erwähnt, dass es heute den ganzen Tag

geschüttet hat? Tag 5. Es reicht nun wirklich!

Sonntag 02.10.16

….. wieder früh aufstehen um am gemeinsamen Frühstück, diesmal aber als Büffet, teilzunehmen. Lecker wars heute. Danach wird noch Geschnackt, sich ausgetauscht, es werden die letzten Visitenkarten getauscht

und dann ist auch schon Aufbruch. Alles in allem hat uns dieses Wochenende super gefallen. Wir haben nette Kontakte knüpfen können, hatten viel Spaß und haben durch die Vorträge auch noch etwas dazugelernt. Gegen Mittag gehen wir Anker auf und fahren wieder zurück zum Harness Creek. Ende der Woche findet in Annapolis ja die Boatshow statt die wir gerne besuchen wollen. Auch gilt dieser Creek als Schlupfloch bei

Hurrikans, falls es hier windmäßig wirklich hart auf hart kommt.

06.10.16

Nachdem ich gestern einen Frusttag bezüglich Webseite hatte, kam heute das Aha Erlebnis. Beim Arbeiten an der Webseite hatte ich gestern gesehen, dass Google Maps mit einem Mal das Design geändert hat und alle unsere Positionen ins Nirwana verschwunden waren. Ihr könnt Euch meine Begeisterung vorstellen. Für Google Maps kam die ESC Taste zum Einsatz. Tja und nun? Für Euch ist es sicherlich nicht schlecht, auf einfache Weise unsere Position auf der Weltkarte zu bekommen. Laut den Webseiten von Winlink und Shiptrak ist das einbetten unserer Position überhaupt kein Problem. Nur, dass es bei mir nicht funktionierte. Frustriert habe ich das ganze gestern Abend abgebrochen. Heute Nacht, ich habe ja nichts besseres zu tun, kam der Geistesblitz. Statt irgendwas einzubetten, kann ich ein Bild ja auch verlinken. Und siehe da, es funktioniert. Hurra, Ihr könnt es gleich bei "unsere Route" ausprobieren.

06.10.16

Es ist schon etwas furchteinflößend, wenn man sich dieses Bild von dem Hurricane Matthew anschaut. Schon seit einer Woche besuchen wir regemäßig die NOAA Wetter Webseite und verfolgen den Track. Noch vor ein paar Tagen sollte er auf Cape Hatteras treffen, also recht nah der Chesapeake Bay. Im schlimmsten Fall hätte das für uns wahrscheinlich Wind um die 50 Knoten bedeutet. Auch aus diesem Grunde haben wir uns im Harness Creek "versteckt". Dort liegen wir sehr geschützt, aber trotzdem sind 50 Knoten am Ankerplatz zu bekommen kein angenehmes Gefühl. Na ja, anscheinend haben wir aber noch einmal Glück gehabt. Wir bedauern die Menschen auf Haiti, Kuba und auch den Bahamas, die es wirklich arg erwischt hat. Welche Schäden Matthew in Florida anrichten wird, bleibt abzusehen.

Freitag 07.10.16

Schon um 8°° laufen wir Richtung City Docks nach

Annapolis. Heute besuchen wir die Boatshow. Wir kommen ne Dreiviertelstunde zu früh dort an, macht nichts, dann brauchen wir nicht in einer ellenlangen Schlange an der Kasse stehen. Ich hole bei Starbucks um die Ecke noch einen Kaffee und dann stehen wir inmitten anderer Segler und warten. Eine Unterhaltung ist schnell in Gang und die Wartezeit vergeht schnell.

Die Gegend um die City Docks mitten in Annapolis ist weitläufig eingezäunt. Dort befinden sich viele große Zelte, bzw. entlang der Pier auch viele, viele kleine Stände.

Es ist total anders als in DE aufgebaut. Keine riesigen Messestände mit Designermöbeln. Nein, es sind meist sehr kleine Stände, vielleicht auch mal so eine Art Taperziertisch auf denen die Ware ausgestellt wird. Es reicht aber auch, wir wollen uns ja auch nur informieren und uns die Sachen anschauen. Allerdings haben viele Aussteller keine direkte Ware zum Verkauf anzubieten, die muss man dann doch bestellen. Auch gibt es nur wenige Stände mit Klamotten. Aber alles in allem gefällt uns es hier echt gut. Die Ausstelllerschiffe schwimmen gleich nebenan in einer großen Pontonlandschaft, die extra für die Show aufgebaut wurde. Das Ganze wird übrigens nach 5 Tagen geschwind abgebaut und für die Motorbootshow, die gleich anschließend stattfindet, wieder

aufgebaut. Es herrscht ein gutes Gedränge, die Messe wird sehr gut besucht. Wir treffen andauern Segler wieder, die wir schon auf dem SSCA Gam kennengelernt hatten. Gleich im ersten größeren Zelt treffen wir auf Connie und Hasko vom NV Kartenverlag,. Sie haben hier einen Stand für Ihre Seekarten. So ein Zufall. Deren

Vermessungsboot liegt in Deal, soll aber verkauft werden. Er sucht noch jemanden, der ein paar Geräte anschließen kann. Ob Wolfgang nicht eventuell Zeit hätte? Da der Ort Deal eh auf unserer Route gen Süden liegt, verabreden wir uns für Anfang nächster Woche.

Die Fahrrinne zur Marina sieht auf der Karte ganz schön flach aus, aber Hasko meint, dass wäre bei unserem Tiefgang kein Problem und er als Hydrograph muss es ja schließlich wissen. Weiter geht es, es gibt viel zu sehen, kaufen tun wir aber nur eine neue Spileine, die Preise sind hier einfach zu hoch, selbst bei

den runtergesetzten Messepreisen. Zuletzt ist der SSCA Stand dran und danach geht es wieder nach Hause. 11 Stunden waren wir heute unterwegs. Müde latschen wir wieder zurück zum Boot und rennen im Park fast zwei Rehe um. Die äsen am Wegesrand und weichen kaum einen Zentimeter. An Bord gibt es noch kurz was zu

Essen und dann nichts wie auf die Couch.

Samstag 08.10.16

Eigentlich wollten wir ja an Bord bleiben, denn es regnet und es soll heute auch nicht besser werden.  Aber Wolfgang will bei einem Yanmar Händler, den er auf der Messe ausfindig gemacht hatte, noch Kühlflüssigkeit holen. Er hatte aus Zufall, natürlich erst nachdem er die Kühlflüssigkeit in Deltaville gewechselt hatte, herausgefunden, dass Yanmar in den Staaten Probleme mit Kühlflüssigkeiten hat (Rost im Motor) und nur

spezielle Kühlflüssigkeiten von Yanmar genommen werden sollen. Wir latschen zum Back Creek, wo der Laden sein soll. Den finden wir auch, aber er hat zu. So ein Mist, warum wird uns denn gesagt, dass der Laden heute, am Samstag auf hat??

Zurück kommen wir wieder am Giant vorbei und an Roccos Pizza. Es ist jetzt eh schon Mittag und wir sind hungrig. Eine Pizza haben wir uns auch verdient, entscheiden wir. Und die ist hier auch richtig lecker. Wir dürfen nur nicht auf Besteck und Tellerware achten, denn die sind aus Plastik. Das haben wir hier in

den Staaten schon oft gehabt. Ok, wir dinieren nun nicht in 4 Sterne Restaurants, sondern wir wählen eher die günstigere Variante aber dennoch ist es für uns gewöhnungsbedürftig.

Sonntag 09.10.16

Es weht. Das sind die Ausläufer von Hurrikane Matthew, der sich jetzt, zum Glück abgeschwächt, in der Höhe von Cape Hatteras befindet. In der Bay soll es um die 30 Knoten, in den Böen bis 45 Knoten wehen.

Hier im Creek haben wir in den Böen aber nur ca. 25 Knoten. Dazu regnet es und kalt ist es auch geworden. Schon in den letzten Tagen haben wir morgens die Heizung immer mal wieder angeschmissen.

Dienstag 11.10.16 Deale

Das Aufstehen heute Morgen fällt echt schwer. Und ich

weiß auch warum, als mein Blick aufs Thermometer fällt: 11° ! Vielleicht sollen wir Eiskratzer und Schneeschieber bereitlegen? Der Creek sieht aber toll aus. Leichte

Nebelschwaden liegen über dem Wasser und als die Sonne hochkommt, fängt unser Sprayhood an zu „qualmen“. Schweren Herzens nehmen wir vom Harness Creek

Abschied. Doch langsam wird es Zeit für uns gen Süden weiter zu bewegen.

Der Kanal nach Deal ist sehr eng aber gut betonnt. Ein paar Mal wird es recht flach, so dass wir vielleicht nur noch 40 cm unterm Kiel haben. Der Creek selbst ist links und rechts mit Liegeplätzen vollgepflastert. Wir fahren ganz

weit in den Creek hinein, kurz vor der ersten Brücke liegt die kleine Nugent Marina, wo das Motorboot Crawfish von Connie uns Hasko liegt. Die Beiden haben für uns einen Platz zwei Boxen weiter

organisiert. Hasko empfängt uns gleich und führt uns rum. Hier sind unsere Fahrräder, könnt ihr gerne nehmen und mit dem Wagen könnt ihr zum Supermarkt fahren, Ist echt lieb von den Beiden. Wolfgang macht sich im Schiff gleich an die Arbeit und kann zwar nicht alle aber doch ein paar der Probleme lösen.

Nugent Marina in Deale
Nugent Marina in Deale

Mittwoch 12.10.16

Wolfgang ersetzt an unserem Motor die Kühlflüssigkeit.

Hier in der Marina haben wir fließendes Wasser und da der Motor gut durchgespült werden muss, ist hier die beste Gelegenheit dazu. Dabei muss nach Aus – und wieder Einbau des Thermostats

die Dichtung ausgewechselt werden. Tja, und da hat Wolfgang dann festgestellt, dass er nur gedacht hat, er hätte sie schon gekauft, hat er aber nicht. Und nun? Zum Glück haben wir ein Fahrrad. Erst klappert er auf unserer Seite des Creeks 2 Händler ab, die aber beide nicht weiterhelfen können.Nun ist guter Rat teuer. Wozu gibt es denn das Internet. Das zeigt uns, dass es auf der anderen Seite vom Creek eine Marina mit einer Yanmar Vertretung gibt. Wolfgang nichts

wie hin. Die hatten jedoch überhaupt kein Interesse, wahrscheinlich war denen unser Auftrag der Mühe nicht wert. Aber wenigstens konnten sie Wolfgang einen anderen Händler nennen. Der hatte die Dichtung zwar nicht da, hätte aber eine anfertigen können. Ist ja schon mal was. Erst hat er Wolfgang aber noch zu einer weiteren Firma geschickt und jupp, die hatte die Dichtung sogar vorrätig ! Da bringt das zurückradeln zum Boot ja

richtig Spaß. Schnell Thermostat mit neuer Dichtung einbauen, Kühlflüssigkeit einfüllen ,Motor laufen lassen, ist alles dicht? Ja und fertig.

Mitten in der Nacht hören wir einen lauten Plumps. Was ist denn nun los? Verschlafen schauen wir aus dem Bett und sehen in Tuckers (Marinekater) grüne Augen, die sehnsüchtig zu uns hinaufstarren. Wie gerne würde er zu uns in die Koje kommen, aber nix da, Streicheleinheiten gerne, aber nur auf der Couch.

Werbung muss hier einfach mal sein: hier geht´s zu echt guten Seekarten
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Donnerstag 13.10.16

Ich bin im Stress. Wir sind von Connie und Hasko mit Seekarten eingedeckt worden. Die müssen jetzt verstaut werden und ich lade auch gleich die elektronische Version herunter. Nur, dass das Marinenetz dafür zu lahm ist. Ich fahre zur Bücherei, denn dort geht es etwas schneller, aber es ist mühsam. Aber schließlich habe ich alles geschafft. Wir sind total happy.

Für die komplette Karibik incl. Ostküste USA haben wir jetzt neue gute Papierkarten und auch über diverse neue Reiseführer können wir uns freuen. Unsere Papierkarten und Reiseführer sind zum

größten Teil über 22 Jahre alt und noch älter. Vielen, vielen lieben Dank dafür. Abends essen wir wieder gemeinsam bei Conny und Hasko an Bord und schnacken über Gott und die Welt. Es macht Spaß, schade, dass die Beiden morgen schon wieder nach DE fliegen.

Freitag 14.10.16

Heute fahren wir die Beiden zum Flughafen nach

Washington. Gott, was für ein Verkehr. Der helle Wahnsinn. Dazu irre Straßenführungen, mir schwirrt der Kopf. Auf dem Wasser geht es einfach

gemächlicher zu, dies sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Erst hatten wir vor, noch eine Runde durch Washington zu drehen, aber es ist doch recht spät und bei dem Verkehr wollen wir lieber auf

direkten Wege zurück zur Marina fahren. Ist man gut, denn die Hälfte der Strecke ist Stop and Go, bzw. zähflüssiger Verkehr. Nur auf einer Strecke kommen wir zügig voran und wir wissen auch bald warum. Es ist eine Mautstrasse. Zum Glück gibt es an der Ausfahrt einen

Kassierer, der auch Bares nimmt. 2,50$ hat uns der Spaß gekostet, doch wir sind flott vorangekommen. Wir fahren noch zu einem Supermarkt. Zurück auf dem Highway fällt uns ein wir wollten doch noch Tomaten und Paprika kaufen. Das ja blöd, aber nicht zu ändern. Umkehren werden wir jetzt nicht. Abends versuchen wir

noch John, den Besitzer der Marina, zu erreichen. Keine Chance. Er ist wohl immer noch nicht von der Bootsmesse zurück. Später kommt uns Tucker nochmal besuchen und holt sich seine Tagesration an Streicheleinheiten ab. Das ist vielleicht ein Schmusekater, den könnte ich glatt mitnehmen.

Samstag 15.10.16 Solomons

Um halb neun stehen wir wieder bei John vor der Tür und haben Glück. Er will gerade los. So können wir uns doch noch persönlich bei ihm bedanken und ihm unser Abschiedsgeschenk überreichen. Immerhin durften wir hier kostenlos liegen. Eine Einladung fürs nächste Jahr haben wir auch gleich erhalten. Danach legen wir ab und machen uns auf dem Weg zu den Solomons. Die Strecke kennen wir schon. Wind ist wieder keiner da, dafür scheint aber sehr schön die Sonne. Am Ankerplatz schnorchelt Wolfgang und reinigt unser Log und

den Propeller. Dabei stellt er fest, dass die Jotun Unterwasserfarbe von St. Marten nichts taugt, denn wir haben schon jetzt ordentlich Bewuchs am Rumpf und auch einzelne Pocken. Die Wiese muss auf jeden Fall noch runter, ehe wir uns auf den Weg in die Karibik machen, sonst brauchen wir doppelt so lange.

Sonntag 16.10.16

Um neun rufe ich die Calvert Marina an und

frage, ob wir zum tanken kommen können. Ja,wir könnten sofort kommen, erhalte ich als Antwort.  Der Dieselpreis ist hier mit $1,98 pro Galone (3,7 L) echt günstig. Nach einer Stunde liegen wir wieder auf dem Ankerplatz. Erst wollten wir ja weiter gen Süden, aber mittlerweile ist es 10:30 Uhr. Für die 40 sm, die vor uns liegen wird es uns zeitlich einfach zu knapp, zumal es abends doch schon recht früh dunkel wird und wir durch den Bewuchs am Rumpf langsamer sind.

 

Mittwoch 19.10.16 Deltaville

Mittlerweile sind wir wieder in Deltaville. Das Unterwasserschiff hat Wolfgang in der letzten Bucht gereinigt und es war auf der Fahrt hierher auch richtig zu merken. Heute war wieder ein eher schwachwindiger Tag. Knappe 8 Knoten aus SW – unsere Fahrtrichtung. Die Sonne knallt von oben herab wir haben seit Anfang der Woche wieder Hochsommer.

Alles  ist gut, bis auf einmal unser Bug in eine Welle stampft. Hallo, bei 8 Knoten Wind baut sich keine Welle auf. Doch, hier in der Cheseapeak Bay wohl schon. Wäre ja alles nicht so schlimm, aber die Welle schlüpft unter das Dingi, welches wir auf dem Vorschiff verstaut haben, hindurch, durch die tja leider geöffnete Vorschiffsluke hindurch. Fazit: Bettzeug und Polster nass. Also nicht richtig pitschenass, aber das Bettzeug muss ich abziehen und die nassen Stellen mit Süsswasser durchspülen. Was haben wir jetzt dadurch gelernt? Besser die Luken zu haben, auch bei Flaute und fast Ententeich.

Und weil es an Action für den Tag noch nicht genug ist, laufen wir in der schmalen Fahrrinne, welche nach Deltaville führt, auf Schiet. So´n Schiet aber auch. Zum Glück ist es nur Modder und wir können uns aus

eigener Kraft befreien. Danach geht es kurz zum Steg der Marina Deltaville, hier an der Pump Out Station können wir unseren Fäkalientank leeren. Ich entsorge mittlerweile unseren Hausmüll. Kurz darauf liegen wir in dem Creek, fast an der alten Stelle wie vor vier Monaten, wieder vor Anker.

Freitag 21.10.16 Mobjack Bay, East River

Wir haben uns einen Ankerplatz ganz weit oben in diesem River gesucht. Hier liegen wir auf 2,50 Meter Wassertiefe geschützt vor NW

Wind. Die Windvorhersage lautet NW 6 bis 8 Bft. Warten wir´s ab. Der Weg hierher führte uns natürlich zuerst wieder durch die enge und flache Fahrrinne von Deltaville. Und wieder ging das nicht ohne Auflaufen vor sich. Mitten in der

Fahrrinne stecken wir wieder fest. Kurze Zeit später war dann wohl eher „Frau am Steuer“ schuld. Mein Wunschdenken war wohl „nichts wie raus aus dieser seichten Rinne“ und dabei hatte ich glatt übersehen, dass der Kanal noch einen Knick macht. Ich wollte die Abkürzung nehmen. Man bzw. Frau kann das doch mal

probieren. Klappte aber nicht denn wir saßen wieder fest. Dabei sagte Wolfgang schon ne ganze Weile „du musst weiter nach links“. Hätte er vielleicht mit etwas mehr Nachdruck sagen sollen…

Wir sind jetzt seit einigen Tagen wieder in Virginia,

unserem letzten Bundesstaat in den USA. Bei unserer telefonischen Standortmeldung bei der US Border Protection habe ich gleich nachgefragt, wie das denn mit dem Ausklarieren funktioniert, wenn wir Richtung Karibik entfleuchen. Die Antwort: NICHTS machen. Soll doch einer die Amis verstehen. Da machen die

einen Larifari beim USVisa ausstellen, wir müssen uns sofort bei Zoll und Einwanderbehörde bei Ankunft in dier USA melden, dürfen nicht an Land und müssen uns in jedem Bundesstaat den wir anlaufen telefonisch melden, sonst saftige Strafe und beim 2.mal Boot weg. Aber bei der Ausreise einfach nichts. Woher

wissen die denn, ob wir wirklich weg sind???

Sonntag 23.10.16 Hampton

Unser letzter Ankerplatz in den Staaten. Von hier aus geht es Anfang November zurück in die Karibik. Heute hatten wir einen richtig schönen Segeltag – und haben festgestellt, wir können´s noch. 30 sm bei Westwind um die Windstärke 6, die Lufttemperatur 15°C und strahlend blauer Himmel. Teilweise war´s ganz schön ruppig, durch eine kurze, steile Welle. Aber machte alles nichts, nur unter Fock liefen wir zwischen 6 und 7 Knoten. Wolfgangs Augen strahlten, selbst als uns eine Welle seitlich traf und ins Cockpit platschte. Pech, dass Wolfgang da gerade im Weg stand.

Der Ankerplatz hier vor der Bluewater Marina ist aber echt beschissen. Kann ich wirklich nur so ausdrücken. Der schlechteste Ankerplatz seit Ewigkeiten. Der Haltegrund ist gut, aber es ist kein Platz vorhanden. Hier im Fluss gibt es wieder eine Marina nach der anderen. Richtung Ufer wird es schnell flach, in der Mitte ist betonntes Fahrwasser. Wir haben einen kleinen Kreis gedreht, um die Wassertiefe auszuloten und haben dann den Anker auf ca. 2,50 m geschmissen. Tja, gegen Abend lagen wir plötzlich schief und es wurde immer schiefer. 22 °. Wir lagen hoch und trocken. Bei unserer Ankerplatzsuche hatten wir die Tide, die hier mit guten 70 cm zum Tragen kommt, nicht berücksichtigt und zum Heck hin wurde es extrem flach und natürlich noch flacher, als uns das Wasser sozusagen unterm Hintern weglief. Die Nacht konnten wir getrost vergessen. Schlafen war nur bedingt drin und um 5 Uhr sind wir schon wieder aufgestanden. Hochwasser! Nichts wie weg. 3 x haben wir im Dunkeln noch den Platz gewechselt. Jetzt liegen wir zwar ein Stück im Fahrwasser, aber das lassen wir vorerst einfach so.

Ach ja, nicht nur mit dem Ankerplatz hatten wir Schwierigkeiten. Als ich uns vorhin etwas dickere Kleidung raussuchte, die war natürlich recht weit hinten im Schrank verstaut, habe ich gemerkt, dass es dort leider etwas feucht bzw. klamm war. Also wurde erstmal der Schrank ausgeräumt, gesichtet, aussortiert, was ich morgen zur Laundry mitnehmen muss. Keine Ahnung, warum es dort feucht wurde, denn die Außenhaut ist sehr gut isoliert und mit solchen Problemen hatten wir noch nie zu kämpfen..

Montag 23.10.16

Wir fahren erst einmal rüber zur Marina. Dort können wir Dingidock, Laundry und Duschen kostenlos benutzen. Dies aber auch nur, weil wir an der Salty Dawg Rally teilnehmen. Mehr dazu aber später. Jetzt geht´s zuerst zur Laundry.  Dort treffen wir schon auf die erste "alte Bekannte" aus Rockland/Maine. Jean von der SY Maanack. Wir erhalten gleich eine Einladung für den späten Nachmittag. Aber vorher ankern wir wieder um. Jetzt aber wirklich das letzte Mal. Wir fahren so ca. eine Meile weiter den Fluss hinauf und dort vor der Brücke ist ein etwas größeres Ankerfeld, zudem ist es auch windgeschützter. Der Weg mit dem Dingi zur Marina ist zwar jetzt weiter, aber für ruhiger Nächte nehmen wir das gerne in Kauf.

Samstag 29.10.16 Hampton

Die Woche verging wie um Fluge. Wir liegen immer noch in Hampton, da von hier die Salty Dawg Rally zu

den British Vergin Inseln startet, an der wir teilnehmen werden. Eine Woche lang finden hier diverse Veranstaltungen statt. Normalerweise sind wir keine

„Rally Segler“ und haben diese Art von Veranstaltungen gemieden. Ich hatte schon in der Karibik von dieser Rally gehört. Es geht alles sehr familiär vonstatten, nicht so wie in

der ARC Rally (Kanaren-Karibik). Die Teilnehmerzahl liegt so um die 80 Schiffe.

Die Rückreise von der Ostküste der USA Richtung Karibik muss gut geplant sein,

denn wir müssen den Golfstrom der hier von Süd nach Nord fließt, überqueren. Bei starkem Nordwind wollen wir nicht im Golfstrom sein, da Wind gegen Strömung = steile Welle und das kann sehr

gefährlich werden. So haben wir uns dieses Mal gedacht, dass es vielleicht nicht schlecht wäre an dieser Rally teilzunehmen, um andere Segler, die diese Strecke schon mehrfach gesegelt sind, zu treffen. Außerdem erhalten wir vor der Abreise und auch während des Trips aktuelle Wetterberichte und Routenberatung

von Chris Parker einem Meterologen. Gut finden wir auch, dass zwar der 2.11. als Abfahrtstermin festgelegt wurde, dieser aber wetterbedingt ist d.h.bei schlechtem Wetter wird der Abreisetermin verschoben. Einige fahren schon früher, einige später los und auch von verschiedenen Häfen. Es gibt also kein Pulksegeln, wo wir dauernd Angst haben müssten, uns gegenseitig „umzusegeln“. Nach der Registrierung hatten wir allerdings anfangs etwas Stress mit der Rallyleitung. Es wird nämlich vorausgesetzt, dass man für die täglichen

Positionsmeldungen ein 2. Gerät als Backup an Bord haben muß. Wir machen unsere email und Positionsmeldungen ja über unser Amateurfunk gerät und Paktormodem und als Backup sollten wir danach entweder ein Iridiumtelefon oder Spotgerät (es gibt verschiedene Anbieter, die dieses kleine Gerät mit integriertem GPS anbieten und per Knopfdruck sendet es an eine bestimmte Emailadresse die jeweilige Position) etc. an Bord haben. Haben wir aber nicht und es gibt auch wirklich keine Ausnahme.

Kein 2. Gerät, keine Teilnahme . Nach vielem Hin und Her haben wir von einem anderen Teilnehmer einen sogenannten SPOT Tracker für den Trip geliehen bekommen. Das fanden wir fantastisch. Vielen Dank Bill. Kaufen wollten wir uns so ein Teil für die 14 Tage lange Reise nun wirklich nicht. Die letzten Tage sind wie im Fluge vergangen. Jeden Tag ist etwas anderes los im sogenannten Salty Dawg House in der Bluewater Marina. Die Seminare, welche morgens stattfinden, sind allerdings nicht allzu informativ,

zu mindestens nicht für uns. Aber anschließend tauscht man sich aus, hilft sich gegenseitig bei Fragen bzw. Problemen Wir haben schon einige nette Bekanntschaften geschlossen – auch ein Grund, warum wir an der Rally teilnehmen. Einige „alte“ Bekannte haben wir wiedergetroffen. So auch Maje und Tom von dem Kat Silver Penny. Beide waren beim Militär und waren auch für längere Zeit in Deutschland stationiert. Maje

kann sehr gut Deutsch sprechen, außerdem schreibt sie unter dem Namen Ella Quinn historische Liebesromane. Wolfgang hilft Tom, ein Kühlaggregat anzuschließen, später fährt Tom mit uns zum Einkaufen, da sie einen Truck von Freunden geliehen bekommen haben. Das ist so doch erheblich einfacher.

Der heutige Abend endet aber leider etwas dramatisch. Wir sind auf der Silver Penny zum Dinner. Tom geht auf den Steg, um Wasser nachzutanken. Plötzlich hören wir einen lauten Hilfeschrei: er war gefallen und hatte sich,

so wie es aussah, die Schulter ausgerenkt. Mit der Ambulanz geht´s ins Krankenhaus.

Sonntag 30.10.16

Wir fahren gleich morgens bei Tom und Maje vorbei. Tom sitzt im Cockpit, Arm in der Schlinge: Schulter gebrochen. Das ist übel, aber ihr Plan, am Mittwoch loszusegeln steht immer noch. Hier vor Ort kann man eh nicht viel machen und auf den BVI´s wollen sie sich dann um eine entsprechende Therapie kümmern. Zum Glück haben sie eine Freundin, die die Strecke mitsegelt und Maje unterstützen kann. Heute Morgen besucht Wolfgang zwei Seminare wo es um Schwerwettersegeln und. Großschiffahrt/Segler geht. Ich klinke

mich heute aus und beschäftige mich mit der Laundry. Später hilft Wolfgang einem schwedischen Pärchen mit Paktor (Email via Amateurfunk) und danach Tom mit einem Ölwechsel. Ich bin derweil an Bord und versuche, dass Chaos der letzten Tage zu beseitigen, Staubsaugen, normale Hausarbeit also. So wie es bis jetzt aussieht, werden wir wohl schon am Dienstag starten. Donnerstagabend soll hier eine Kaltfront eintrudeln und bis

dahin müssen wir durch den Golfstrom durch sein. Da wir eher langsam vorankommen und lieber ein größeres Wetterfenster haben möchten, starten wir einen Tag früher - wenn sich nicht noch wieder alles ändert.

Der nächste Blogeintrag wird also etwas dauern. 14 Tage wird es wohl dauern, je nach Wind.

Halloween
Halloween

Montag 31.10.16

Peter von der SY Onapua ist heute schon losgesegelt. Hat

er vielleicht richtig gemacht. Denn… aber das später. Erstmal nehmen wir an der Veranstaltung der Coast Guard teil. Erst ein Vortrag welchen sie echt gut und

informativ gemacht haben, danach eine Helikoptervorführung nach dem Motto „Rettung auf See“. Leider nur dauerte es irgendwie ewig, ehe der Hubschrauber eintrudelte. Wir standen so lange auf dem Steg der Marina im eisigen Wind und klapperten so vor uns hin. Einer meinte, ob man beim Ernstfall wohl auch so

lange warten muss? Abends hatten wir wieder einen Termin im sogenannten Salty Dawg House. Webcast mit Chris, den neusten Wetterbericht einholen. Und da kam

die Ernüchterung: Die Front, welche im Anmarsch ist, ist stärker als gedacht. Wir könnten zwar am Dienstag los und dann vor der Front zuzusagen davonlaufen. Aber wenn sie uns erwischt könnten wir 30/35 Knoten, in den Böen 40 Knoten Wind erwischen. Außerdem sind sich die verschiedenen Wettermodelle nicht einig. Dass

heißt, es könnte arg werden, muss aber nicht. Gestern haben auf jeden Fall viele ein großes Fragezeichen im Gesicht gehabt, wir auch. Was tun? Welche Strategie ist die Beste? Schnellere Boote können natürlich der Front davonlaufen, die haben teilweise eine Geschwindigkeit von 7 Knoten und mehr. Bei uns mit unseren 5 Knoten sieht es anders aus. Auf eine Art würden wir natürlich gerne endlich loskommen, andererseits nicht bei diesen

Bedingungen. Wenn wir draußen sind und so etwas kommt können wir nichts daran ändern, das Schiff und wir

könnten es Händeln, aber wissentlich in so etwas hineinfahren muss nicht sein. Einige wollen morgen bzw. Mittwoch los, wir und ein paar andere warten. Evtl. soll Samstag ein Wetterfenster kommen, Nun gut, wir warten weiter ab, können uns von der Woche erholen und noch weiter einkaufen gehen.

Wolfgang mit Maje und Tom von Silver Penny
Wolfgang mit Maje und Tom von Silver Penny

Mittwoch 02.11.16

Von der gesamten Flotte sind wohl ca. 20 Boote hier geblieben. Für heute Abend wird ein Potluck organisiert. Leider kann es nicht im Dawg House stattfinden, da der Raum für eine Veranstaltung benötigt wird. Schade, aber der Abend ist ausgesprochen mild und so treffen wir uns alle im

Picknickbereich. Es ist vielleicht etwas dunkel, aber einige Segler besorgen kleine Solarlampen und hängen sie in die Bäume. Als sich später alles auflöst, gehen wir noch mit zu Melinda und Reinhart von der SY Rockhopper. Er ist Österreicher und lebt schon seit 30 Jahren in den Staaten. Melinda kann zwar deutsch verstehen, scheut sich aber, es zu sprechen. So wird die Unterhaltung in Deutsch/Englischem Mix geführt. Es ist spät, als wir wieder zur Tanamera fahren.

Freitag 04.11.16

Um halb sechs gibt es ein Special Webcast mit Christ im Dawg House für den Rest der Truppe. Wenn das Wetterfenster von heute Morgen noch existiert, geht es heute Nacht los. Der nächste Blogeintrag wird also dauern. Drückt die Daumen, dass wir eine schöne Überfahrt haben werden.